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Anleitung zur KapitalismuskritikMuss man wissen

Im „ABC des Kapitalismus“ geht es um das Ganze. Die Buchreihe finanziert die bevorstehende Einführung des „Jacobin Magazine“ auf Deutsch.

Kampf dem Kapital – aber wie? Foto: dpa

Auch Kapitalismuskritik will gelernt sein. Dabei behilflich sein kann eine der zahlreichen Einführungen. Manche greifen zu den instruktiven Texten von Michael Heinrich, andere zu Dietmar Daths flott geschriebenen 100 Seiten über Karl Marx. Eine Neuerscheinung in dem Genre ist „Das ABC des Kapitalismus“, drei hübsch anzuschauende Bändchen zum unschlagbar günstigen Preis. Es geht ums Ganze: „Kapitalismus verstehen“, „Kapitalismus und Staat“ und „Kapitalismus und Klassenkampf“.

Der Autor Vivek Chibber lehrt Soziologie an der New York University und ist Herausgeber der marxistischen Theoriezeitschrift Catalyst. Sein Buch „Postkoloniale Theorie und das Gespenst des Kapitals“ wurde kürzlich ins Deutsche übersetzt und rege diskutiert – „überzeugend und fundiert“ sei seine Kritik an postkolonialen Gemeinplätzen, hieß es in der taz.

„Das ABC des Kapitalismus“ ist eine gut zu gebrauchende, weil präzise Einführung, verfasst in einer Sprache, die auch außerhalb linker Szenezirkel verstanden werden kann. Auf gelehriges Zitatesammeln und unterwürfige Schriftauslegung der Klassiker verzichtet Chibber wohltuenderweise. Stattdessen gibt es nüchterne Analyse. Die ungleiche Verteilung des Reichtums ist, so erklärt er, nicht mit der Gier der Reichen, sondern durch ökonomische Gesetze zu erklären. Auch irrt, wer den Staat naiv als Gegenteil des Kapitals begreift.

Im Konflikt zwischen Identitäts- und Klassenpolitik plädiert er für eine Kultur der Solidarität: „Der Umstand, dass Rassismus und Sexismus sich nicht auf Klassenherrschaft reduzieren lassen, bedeutet mitnichten, dass man sie ohne Klassenmobilisierung bekämpfen könnte.“

Veröffentlicht wurde das „ABC“ erstmals 2018 von dem amerikanischen Jacobin Magazine, dem hippen Zentralorgan des demokratischen Sozialismus in den USA. Der Erfolg von Jacobin – die vor knapp zehn Jahren von dem damals 21-jährigen Studenten Bhaskar Sunkara gegründete Zeitschrift erreicht inzwischen nach eigener Aussage ein Millionenpublikum in Verbindung von Print und Onlineauftritt – findet auch hierzulande Anklang.

Ab 2020 erscheint eine deutschsprachige Ausgabe von Jacobin, „Das ABC des Kapitalismus“ dient der Finanzierung des Projekts. Mit Kapitalismuskritik Geld zu machen will eben auch gelernt sein. Vor allem, wenn es ihrer Verbreitung dient.

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