Angriffe in Kyjiw: Zwischen Normalität und Drohnen
Die ukrainische Hauptstadt Kyjiw wird von russischen Drohnen iranischer Bauart angegriffen. Im Bosporus löst sich derweil der Tankerstau auf.
Gleichzeitig ist Gewehrfeuer zu hören. Schlag auf Schlag, als sei irgendwo in der Nähe ein Gefecht. „Da ist gerade eine russische Drohne eingeschlagen“, sagt ein Mann, der aus dem Fenster sieht. „Immer wenn Drohnen einschlagen, wird versucht, die abzuschießen.“ Das mache ihm immer Angst. „Nicht, dass die statt der Drohne mal aus Versehen einen Nachbarn treffen“, sorgt er sich.
Nach 15 Minuten ist wieder Stille, wieder zeigt sich Kyjiw bei Neuschnee und 4 Grad minus in seiner ganzen Schönheit. Wieder füllt sich der Sportplatz, mit SportlerInnen und HundebesitzerInnen. Und wieder versuchen die BewohnerInnen, so viel Normalität wie möglich zu leben. Das Leben geht weiter.
Wenig später berichten die ukrainischen Medien von dem neuen Drohnenangriff auf die Hauptstadt. Bürgermeister Klitschko berichtet von 10 Drohnen, die Kyjiw angriffen. Nach Angaben von Alexej Kuleba, dem Chef der Militärverwaltung des Gebietes Kyjiw, seien die meisten dieser Drohnen von der Luftabwehr zerstört worden. Wenige Stunden später berichtet die Militärverwaltung des Gebiets von 13 abgeschossenen russischen Drohnen.
Öltanker wieder in Bewegung
Auch im westlich der Stadt gelegenen Schytomyr haben russische Drohnen iranischer Bauart zugeschlagen. Dies berichtet der Chef der Militärverwaltung, Witalij Bunetschko. Außerdem wurde das kürzlich befreite Cherson am Mittwochmorgen aus der Luft angegriffen.
Erfreulich für die Ukraine ist, dass am Mittwoch 64 ukrainische Soldaten aus der Kriegsgefangenschaft nach Hause kamen. Es habe einen Gefangenenaustausch gegeben, gab der Chef der Präsidialverwaltung, Andrij Ermak, bekannt.
Auch beim Stau der Öltanker vor dem Bosporus hat sich etwas getan. Tagelang durften Tanker mit russischem Öl nicht passieren. Nun teilte die türkische Regierung mit, dass es mit der Vereinigung der Schiffsversicherer und einer Reihe von Staaten, unter deren Flagge die Öltanker unterwegs sind, eine Vereinbarung gegeben habe.
Ausgangspunkt der Probleme war, dass die EU Sanktionen auf russisches Öl sowie einen Preisdeckel verhängt hatte. Allen Schiffsversicherern von Öltankern, die sich daran nicht hielten, drohten Sanktionen. Für die Türkei stellte sich damit die Frage, ob alle Tanker, die aus dem Schwarzen Meer kommen, überhaupt noch versichert sind. Da ein Tankerunfall im Bosporus katastrophale Folgen haben kann, wollte die Türkei eine zusätzliche Garantie der Versicherungen. Dieses Problem ist nun gelöst, das sagte mit Nachdruck auch der norwegische Schiffsversicherer Gard.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Ex-Wirtschaftsweiser Peter Bofinger
„Das deutsche Geschäftsmodell funktioniert nicht mehr“
Prozess zu Polizeigewalt in Dortmund
Freisprüche für die Polizei im Fall Mouhamed Dramé
Leben ohne Smartphone und Computer
Recht auf analoge Teilhabe
Studie Paritätischer Wohlfahrtsverband
Wohnst du noch oder verarmst du schon?
Ex-Mitglied über Strukturen des BSW
„Man hat zu gehorchen“
Fall Mouhamed Dramé
Psychische Krisen lassen sich nicht mit der Waffe lösen