Angela Merkel in Mali: Militär allein schafft keinen Frieden
Die Kanzlerin trifft zum Auftakt ihrer Afrika-Reise Staatspräsident Keïta in Bamako. Sie sichert weitere Unterstützung zu und fordert Einigkeit.
Mali war die erste Station von Merkels dreitägiger Afrika-Reise. Der Sahel-Staat droht wegen innenpolitischer Konflikte zu zerbrechen: In der Hauptstadt Bamako haben Keïta und seine Truppen das Sagen. Im Norden des Landes ist ihr Einfluss wegen rebellischer Tuareg- und Arabergruppen sowie islamistischer Kämpfer nach einem Militärputsch im Jahr 2012 jedoch kaum vorhanden. Ein Friedensschluss aus dem vergangenen Jahr ist brüchig.
Das verarmte Land ist somit Durchgangsstation für Drogenhändler und Flüchtlinge aus anderen afrikanischen Ländern. „Aus Mali kommen ja vergleichsweise wenige Flüchtlinge“, sagte Merkel, die bis Dienstag auch noch Niger und Äthiopien besucht. Mali drohe aber ein „Durchgangsland von Drogenschmuggel“ und Aktionsgebiet von Schleppern zu sein. Deutschland habe deswegen „ein ureigenes Interesse an der Stabilisierung des Landes“.
Merkel hob hervor, dass die Bundeswehr sich daher mit bis zu 650 Soldaten an der UN-Stabilisierungsmission Minusma in Nordmali beteiligt, „wo die Sicherheitslage noch sehr schlecht“ sei. „Militär alleine kann Sicherheit und Frieden nicht schaffen“, mahnte die Kanzlerin. Deswegen lege Deutschland großen Wert auf die Umsetzung der Friedensvereinbarung.
Dazu gehöre auch, dass sich die malische Armee „für die ganze Bevölkerung verantwortlich fühlt“, sagte Merkel nach einem Treffen mit deutschen Soldaten, die in Mali im Einsatz sind. Außer an Minusma beteiligt sich die Bundeswehr auch an der europäischen Ausbildungsmission EUTM für die malischen Truppen.
Entwicklungszusammenarbeit verstärken
„Es geht jetzt darum, die Ausbildung der malischen Armee nachhaltig zu gestalten und natürlich auch einen Beitrag dazu zu leisten, dass die Soldaten der malischen Armee sich auch als eine Armee für ein Land verstehen“, mahnte Merkel. „Es darf nicht gegeneinander gearbeitet werden.“
Die Kanzlerin betonte, dass Deutschland sich nicht nur militärisch in Mali engagiert, sondern auch seine Entwicklungszusammenarbeit verstärken will – und zwar auch im unruhigen Norden. Das soll die Bereiche Landwirtschaft und Wasserversorgung betreffen. Die Menschen dort müssten merken: „Frieden bedeutet nicht nur, dass kein Krieg ist, sondern dass sie auch bessere Chancen auf wirtschaftliche Entwicklung haben“, sagte Merkel.
Es gehe darum, dass die Menschen in Mali bleiben könnten anstatt zu fliehen. Die jungen Menschen müssten eine bessere Ausbildung bekommen, um ihr Land aufzubauen. „Ich glaube, es ist ganz, ganz wichtig, dass die Länder Afrikas nicht die besten Köpfe verlieren“, zeigte sie sich um die Zukunft des Kontinents besorgt.
Keïta versicherte, sein Land wolle helfen, die hohe Zahl der nach Europa kommenden Flüchtlinge zu verringern. Er begrüßte zudem die Hilfszusage Merkels. „Wir wollen, dass unsere jungen Menschen bei uns bleiben und nicht im Mittelmeer ertrinken“, sagte er.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!