Angebotsmieten in Berlin: Schnellster Anstieg jemals
Die geforderten Mieten in Berlin steigen immer schneller. Oft werde die Mietpreisbremse ignoriert, so der Mieterverein.
Der Untersuchung legte das IW etwa 1,5 Millionen Angebote auf Immobilienportalen zugrunde. Diese bedeuteten zwar noch keine Abschlüsse, würden jedoch, auch angesichts der Tatsache, dass sich nur selten über Mieten verhandeln lasse, die Richtung am Markt aufzeigen, so das Institut. „Es zeigt sich, dass die Dynamik zunimmt“, so IW-Immobilienexperte Michael Voigtländer gegenüber dpa.
Angesichts ebenfalls steigender Preise für Wohneigentum samt gestiegenen Kreditzinsen sowie des Zuzugs vieler ukrainischer Flüchtlinge würden zunehmend Mietwohnungen nachgefragt. Gleichzeitig verwies Voigtländer als Grund für die geforderten höheren Preise auch auf die Inflation.
Verglichen mit anderen Großstädten legten die Mieten im vergangenen Jahr in Berlin am stärksten zu. Wesentlich geringer fiel der Anstieg etwa mit 1,4 Prozent in Frankfurt am Main oder in Hamburg mit 4,3 Prozent aus. Im Vergleich der Bundesländer ist die Entwicklung nur in Mecklenburg-Vorpommern mit 10,3 und Brandenburg mit 9,1 Prozent noch rasanter.
Hinweise auf das Niveau der Angebotsmieten geben Daten des privaten Forschungsinstituts Empirica, die ebenfalls auf einer Auswertung von Immobilienportalen beruhen. Demnach kostete ein Quadratmeter zuletzt durchschnittlich 12,78 Euro. Noch vor einem Jahr hatte Empirica einen Wert von 10,50 Euro ausgewiesen. Demnach sind die Angebotsmieten in der Stadt innerhalb eines Jahres gar um 21,7 Prozent angestiegen. Das ist der höchste jemals für Berlin verzeichnete Anstieg.
Problem Mietpreisbremse
Ulrike Hamann, Geschäftsführerin des Berliner Mietervereins, sprach gegenüber der taz von einem „wahnsinnigen Druck auf den Wohnungsmarkt und den Mietspiegel“. Viele der verlangten Mieten würden die ortsübliche Vergleichsmiete um mehr als 10 Prozent überschreiten und damit, sofern keine Ausnahmeregelungen vorliegen, gegen die Mietpreisbremse verstoßen. Mieter:innen von Wohnungen mit überhöhten Mieten könnten diese auch nachträglich oft erfolgreich herabsetzen lassen.
Hamann forderte, dass der Bund Verstöße gegen die Mietpreisbremse auch sanktioniert. Bislang bleiben Vermieter:innen auch bei festgestellten Verstößen straffrei. Nötig sei zudem ein Mietenmoratorium, das ebenfalls der Bund beschließen müsste. Gegen die Untätigkeit der Bundesregierung soll es am Donnerstag bundesweit Aktionen vor Zentralen der FDP geben.
Hamann wies darauf hin, dass die relativ niedrigen Neuvertragsmieten auf den großen Immobilienportalen kaum erfasst würden. Diese finden sich etwa bei den landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften oder bei Vermieter:innen, die frei werdende Wohnungen direkt vergeben.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Israelische Drohnen in Gaza
Testlabor des Grauens
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Proteste bei Nan Goldin
Logiken des Boykotts
Bundeskongress der Jusos
Was Scholz von Esken lernen kann
Bündnis Sahra Wagenknecht
Ein Bestsellerautor will in den Bundestag
Politikwissenschaftlerin über Ukraine
„Land gegen Frieden funktioniert nicht“