Anerkennung ausländischer Abschlüsse: Es soll einfacher werden
Wer einen ausländischen Abschluss hat, kann ihn ab April von der zuständigen Behörde einschätzen lassen. Das soll die Anerkennung der Abschlüsse vereinfachen.
BERLIN taz | Ab April soll es für Ausländer leichter werden, ihren Beruf in Deutschland anerkennen zu lassen. Erstmals erhalten Bewerber mit ausländischen Diplomen und anderen Abschlüssen damit einen Anspruch, ihre Qualifikation von der zuständigen Behörde bewerten zu lassen – ganz unabhängig von ihrer Staatsangehörigkeit und der Herkunft ihres Zeugnisses.
Von einem „Paradigmenwechsel“ spricht Maria Böhmer, die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung. Denn qualifizierte Fachkräfte könnten sich nun schon im Heimatland darüber informieren, ob ihr Abschluss in Deutschland anerkannt wird. „Selbst klassische Einwanderungsländer wie Kanada und die USA verfügen nicht über entsprechende gesetzliche Regelungen“, schwärmt Böhmer.
Wer sich über die Möglichkeiten informieren möchte, seinen Beruf in Deutschland anerkennen zu lassen, dem hilft das Bundesbildungsministerium nun über das Internetportal www.anerkennung-in-deutschland.de. Telefonisch können sich Interessenten ab 2. April zudem unter der Hotline (0 30) 18 15 11 11 wahlweise auf Deutsch oder Englisch beraten lassen.
Maria Böhmer hofft, das Gesetz werde rund 300.000 Migranten, iranischen Ärzten oder russischen Ingenieuren, helfen, die bislang Taxi fahren mussten, weil ihre Qualifikation hier nicht anerkannt wurde. Bis spätestens Ende des Jahres sollen die Bundesländer eigene Gesetze erarbeiten, denn viele Berufe liegen in ihrer Zuständigkeit: Die Zulassung etwa als Lehrer oder Ingenieur ist im jeweiligen Landesrecht geregelt. Meist sind es deshalb Landesbehörden, die die Unterlagen bearbeiten. Innerhalb von drei Monaten sollen sie klären, inwieweit ausländische Zeugnisse deutschen Berufsabschlüssen entsprechen. Diese Regelung gilt auch für Mediziner, Apotheker und Rechtsanwälte.
Türkische Ärzte nach Zossen
Wer sich etwa als türkischer Arzt im brandenburgischen Cottbus niederlassen will, den verweist das Internetportal künftig an eine Landesbehörde in Zossen, mitsamt deren Telefonnummer und E-Mail-Adresse. Außerdem wird erläutert, welche Dokumente bei der Behörde vorgelegt werden müssen, damit der Arzt auch eine deutsche Approbation bekommt.
Für die Kosten des Verfahrens müssen die Bewerber allerdings weiter selbst aufkommen – ein Umstand, den schon die Opposition kritisiert hatte. Auch die Diakonie mahnte jetzt finanzielle Unterstützung für die Zuwanderer an. Menschen mit geringem Einkommen könnten sich die Gebühren und Kosten, etwa für notwendige Übersetzungen, oft nicht leisten, sagte Maria Loheide vom Diakonie Bundesverband am Freitag in Berlin. Ohne solche Hilfen könne das Gesetz seine Wirkung nicht entfalten, erklärte Loheide.
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