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Andreas Speit Der rechte RandIrgendwie fängt irgendwann Coronaleugnung an

Abgesagt: In Bad Segeberg fällt das geplante Nena-Konzert aus. Am 21. August sollte die Sängerin auf der Freilichtbühne am Kalkberg auftreten. Der Vertrag für das Open-Air-Konzert ist im Einvernehmen zwischen Nena und dem Veranstalter, der Förde Show Concept GmbH, aufgelöst worden. Den Grund kann das Unternehmen nicht nennen: „Ich muss auf eine Stillschweigeklausel im Vertrag hinweisen“, sagt ein Mitarbeiter gegenüber der taz. „Außer sie zahlen die Strafe“, scherzt er.

Die Kritik der Sängerin an den staatlichen Coronamaßnahmen und ihr Aufruf bei einem Konzert, die Infektionsschutzregeln nicht einzuhalten, könnten der Grund für die Absage sein. Bei ihrem Konzert in Berlin am 25. Juli kam es zum Eklat: Die Sängerin, die mit dem Song „99 Luftballons“ weltberühmt wurde, hatte die Fans aufgefordert, selbst zu entscheiden, ob sie die Hygienevorschriften der Organisatoren befolgen wollten oder nicht. Die Pop-Ikone aus Hamburg, die eigentlich Gabriele Susanne Kerner heißt, wetterte: „Gestern war Christopher Street Day, und es war völlig okay, dass 80.000 Leute eng aneinander auf der Straße waren. Also schaltet den Strom aus oder holt mich mit der Polizei hier runter.“ Und sie sagte: „Die Frage ist nicht, was wir dürfen, sondern die Frage ist, was wir mit uns machen lassen.“ Die Zugabe blieb an dem Abend aus, das Ordnungsamt soll eingeschritten sein. Nach diesem Auftritt kam die Absage aus Bad Segeberg – und auch für ein Konzert im hessischen Wetzlar.

Am 7. August sagte Nena bei einem Konzert auf der Insel Rügen: „Ich kann fühlen, dass ihr wisst, dass das, was ich gesagt hab, das ist, woran ich glaube. Und dass ich keinen, keinen Millimeter zurückrudern werde.“ Auf der Waldbühne in Bergen freute sie sich, dass Be­su­che­r:in­nen dicht an dicht tanzten: „Ich hab’s nicht gesagt, aber ich freu mich, dass ihr es tut.“

Andreas Speitarbeitet als freier Journalist und Autor über die rechte Szene nicht nur in Norddeutschland.

Während der Pandemie hat Nena bereits mehrfach Diskussionen ausgelöst. Im März bedankte sich die 61-Jährige bei Instagram mit einem Video mit dem Titel „Danke Kassel bei den 20.000 Menschen, die gegen die Coronamaßnahmen auf die Straße gegangen waren. Die heftigen Ausschreitungen während der Demonstration störten sie wohl nicht. Im Oktober empfahl sie ihren rund 100.000 Fol­lo­wer:in­nen, ins Licht zu gehen: „Denn trotz allem Wahnsinn, den wir hier erleben, glaube ich und weiß ich, dass der positive Wandel nicht mehr aufzuhalten ist.“ Sie wollte damals aber nicht als Coronaleugnerin verstanden werden.

In einer Sonderausgabe des rechtspopulistischen Compact-Magazins, das als Sprachrohr für AfD und Pegida fungiert, wurde Nena im Dezember 2020 neben Xavier Naidoo als einer der „Promis“ der Querdenken-Bewegung mit angeführt. Und zwar mit ihrer Aussage über den nach weit rechts gerutschten Naidoo: „Denk an Xaviers Worte: Was wir alleine nicht schaffen, schaffen wir dann zusammen.“ Das Magazin, das mittlerweile vom Bundesamt für Verfassungsschutz beobachtet wird, hoffte auf eine klare Positionierung der Sängerin.

Diese Hoffnung äußerte auf der Wahlparty der „Basis“ in Magdeburg am 6. Juni auch deren Bundestagskandidat Reiner Füllmich. Der Anwalt aus Göttingen berichtete, sie seien weiterhin mit Nena im Gespräch. Inhaltlich stünde sie ihnen ganz nahe, was ja auch alle wüssten. Sie traue sich aber noch nicht, offen damit aufzutreten. Diese Angst scheint Nena inzwischen überwunden zu haben.

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