Andreas Speit Der rechte Rand: Wer den IS zum Vorbild nimmt
Zeigt keine Angst! Zeigt keine Gnade!“ verkündete die „Division Sankt Michael“ (D.S.M) über den Messengerdienst Telegram. Unmissverständlich ist, wer hier keine Gnade erfahren solle: Menschen jüdischen Glaubens, Schwarze Menschen und antifaschistisch Engagierte. Hinter den Anfeindungen steht kein Unbekannter: NPD-Kader Steven Trapke aus Elmshorn ist einer der treibenden Aktivisten des Netzwerkes D.S.M. Bei Telegram folgt eine Kriegserklärung auf die nächste: „Ready for War – Bereit für den Krieg“ ist da zu lesen, ergänzt um das Bild eines Totenschädels auf zwei gekreuzten Maschinengewehren. Ein anderes Meme zeigt das Bild mit einer Figur mit Totenschädel und Maschinengewehr, die den Kopf einer knienden Figur mit dem Logo der „Antifaschistischen Aktion“ festhält. „Antifa-Hunter“ steht da.
Andere Drohungen gelten einem jungen Mann mit Kippa in Regenbogenfarbe. Nutzer „Iron Devision“ schreibt dazu: „Homosexuality is part of Jewish tradition“, ein „Steven“ ergänzt: „Noch ein Grund, sie auszulöschen“. Der „Steven“ meint hier auch: „Wir sollten selber so etwas wie den IS bilden, damit nicht noch mehr von uns abgeschlachtet werden, und alle die sich mit anderen Rassen mischen exekutieren“. Auf den Kommentar, er habe wohl vergessen, „dass wir ja die Bösen sind und nicht diese ekelhaften Viecher“, entgegnet er: „Ich bin lieber böse und ein Monster als ein Schaf“.
Zum ersten Jahrestag des rassistischen Anschlags in Hanau verhöhnte das Netzwerk die Opfer Ferhat Unvar, Gökhan Gültekin, Hamza Kurtović, Said Nesar Hashemi, Mercedes Kierpacz, Sedat Gürbüz, Kaloyan Velkov, Vili Viorel Păun und Fatih Saraçoğlu. Auch Bilder von Schieß- und Kampfsporttraining waren auf dem Kanal zu sehen. Bereits der Vorläufer von D.S.M, die Deutsche Patriotische Gemeinschaft (DPG), war der „Antifa Pinneberg – Antifaschistische Initiative Kreis Pinneberg“ nicht bloß im digitalen Raum aufgefallen. Die Gruppe um Steven Trapke versuchte, in der schleswig-holsteinischen Kreisstadt gezielt Jugendliche anzusprechen. Bei DPG trat Trapke auf Instagram als Seiten-Admin und Ansprechpartner auf.
Andreas Speitarbeitet als freier Journalist und Autor über die rechte Szene nicht nur in Norddeutschland.
Das Netzwerk D.S.M ist auch in Nordrhein-Westfallen und Leipzig präsent. Nach einer Outing-Aktion von Antifaschist*innen sprang die „NPD Westküste“ am 7. Oktober 2020 ihrem Mitglied bei und schrieb von „Lügen“. Der Kreisverband bestätigt allerdings Trakpe Aktivitäten bei der DPG. Das seien jedoch keine NPD-Werber, sondern sie würde nur gelegentlich „Veranstaltungen der NPD unterstützen“, so der Verband. Die Antifa Pinneberg schreibt in einer Mitteilung, das „sich die mörderische politische Gesinnung“ in verlinkten Videos widerspiegele, in denen auf Menschen geschossen und sie totgetreten werden. Auch Anleitungen für Brandbomben wurden geteilt. Als die NPD am 25. Oktober Mark Proch zum neuen Landeschef wählte, bestimmte sie Trapke zum Beisitzer.
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