Andreas Speit Der rechte Rand: Wie sich die AfD um Distanz zur extremen Rechten müht
Die Debatten um eine drohende Beobachtung durch den Verfassungsschutz lassen die AfD auf Distanz zum offensichtlichen Rechtsextremismus gehen. Vor wenigen Tagen lehnte der Bundeskonvent der AfD eine offizielle Zusammenarbeit mit Pegida ab. Auf dem gemeinsamen Plakat für den Schweigemarsch in Chemnitz im Internet verschwand das Pegida-Logo. Auch in Hamburg vergrößert die AfD die Distanz zu dem Pegida-Ableger „Merkel muss weg“ und relativiert ihre Beziehungen zu Rechtsextremen.
Die AfD suche nicht den Schulterschluss mit den Organisatoren der Kundgebung, versicherte der Landesvorsitzende Dirk Nockemann. Auf einer Pressekonferenz am Mittwoch sagte er: „Durch eine Herrschaft des Verdachts sollen die Bürger verunsichert und eingeschüchtert werden.“
Anfang der Woche hatte der Verfassungsschutz (VS) in der Hansestadt dargelegt, dass Rechtsextreme die Merkel-muss-weg-Kundgebungen organisieren. „Die Veranstalter der Hamburger Versammlungen haben Verbindungen und Kontakte zur AfD in Hamburg und in anderen Landesverbänden“, sagte der VS-Sprecher Marco Haase.
Diese Darstellung will die AfD nicht stehen lassen. Die Hamburger AfD habe nie und werde nie „irgendwelche Strukturen oder Personen dulden, die in aggressiver Weise staatsfeindlich wirken“, behauptete Nockemann. Der VS bleibe die Beweise schuldig, dass die Anmelder der Kundgebung Rechtsextremisten seien.
Dabei hatte der VS nur vorgestellt, was verschiedene Antifa-Initiativen seit den ersten Kundgebungen beobachtet hatten. Von Anbeginn war Thomas „Togger“ Gardlo einer der Organisatoren. Der Kampfsportler hat eine rechtsextreme Vergangenheit und trainiert die Identitäre Bewegung. In den Reihen der Anti-Merkel-muss-weg-Fans standen vermeintliche Wutbürger, Identitäre, NPD-Kader tête à tête mit AfD-Anhängern und –Funkstionsträgern.
Andreas Speitarbeitet als freier Journalist und Autor über die rechte Szene nicht nur in Norddeutschland
Der VS hat auch eine Liste mit AfD-Funktionären und deren Kontakten zur extremen Rechten veröffentlicht. Fast alle haben sofort ihre Mitgliedschaft in der Organisationsgruppe der rechten Aufmärsche gelöscht, fiel dem „Hamburger Bündnis gegen Rechts“ auf. „Denn auch nur eine indirekte Nennung durch den Verfassungsschutz dürfte Probleme in Parlamenten, Medien und Öffentlichkeit mit sich bringen“, sagt ein Sprecher des Bündnisses.
Zu diesen Personen gehörten auch Funktionsträger und Bundestagsmitarbeiter der AfD. Aus der AfD sei die Kundgebung nachweislich unterstützt worden, sagte der Sprecher. Über Facebook war Nockemann selbst mit Gardlo “befreundet“.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen