Amnesty kritisiert Exekutionen: Jordanien richtet 15 Menschen hin
Jordanien hat zehn wegen Terrorvorwürfen verurteilte Männer hingerichtet. Sie seien am Samstagmorgen im Gefängnis Swaka gehängt worden, so die Regierung.
![Demonstranten halten die jordanische Flagge und ein Banner mit dem Gesicht des ermordeten Nahed Hattar in die Höhe Demonstranten halten die jordanische Flagge und ein Banner mit dem Gesicht des ermordeten Nahed Hattar in die Höhe](https://taz.de/picture/1836252/14/5b07e3d8b28f298a6a6489e05e5c58f1_edited_64486196_27fafc2c9e.jpeg)
Der Regierungssprecher verwies konkret auf den Anschlag im Jahr 2006 in einem Amphitheater in Amman, bei dem ein Brite getötet wurde, und auf fünf getötete Sicherheitskräfte bei einem Anschlag nördlich von Amman im Juni vergangenen Jahres.
Auch der Attentäter, der den islamkritischen Journalisten Nahed Hattar getötet hatte, wurde demnach hingerichtet. Hattar war Ende September in der jordanischen Hauptstadt Amman außerhalb eines Gerichtsgebäudes mit drei Schüssen tödlich verletzt worden. Hattar sollte an einem Prozess gegen ihn wegen Gotteslästerung teilnehmen. Die fünf anderen Hingerichteten waren den Angaben zufolge wegen anderer Straftaten zum Tode verurteilt worden, unter anderem wegen Vergewaltigungen.
Tausende Jordanier Anhänger von IS oder Al-Kaida?
Jordanien hatte 2006 ein Moratorium für die Todesstrafe verhängt, daher wurden seitdem keine Todesurteile vollstreckt. Das Moratorium endete unter Protesten von Menschenrechtsaktivisten mit einer Massenhinrichtung im Dezember 2014. Damals wurden elf Männer wegen Mordes gehenkt. Nach Angaben aus Justizkreisen warten in den jordanischen Gefängnissen noch 94 Menschen auf ihre Hinrichtung.
Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International nannte die Hinrichtungen vom Samstag „schockierend“ und das Ausmaß der Exekutionen „erschreckend“. „Es handelt sich um einen großen Rückschritt für Jordanien“, erklärte die Vize-Chefin der jordanischen Amnesty-Sektion, Samah Hadid, in Beirut. Das Land sei in den vergangenen Jahren ein Vorbild in der Region gewesen, in der „viel zu häufig“ Todesurteile verhängt würden.
Der Generalstaatsanwalt von Amman, Siad al-Dmur, sagte, die Hinrichtungen seien „eine klare Botschaft an alle diejenigen, die die Sicherheit der Nation ins Wanken bringen wollen“. Tausende Jordanier stehen im Verdacht, Anhänger der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) oder des Terrornetzwerks Al-Kaida zu sein.
Das vergleichsweise stabile Jordanien kämpft im Rahmen der US-geführten Anti-IS-Koalition, die Luftangriffe in Syrien und im Irak fliegt. Das Königreich fürchtet, von der Welle des Dschihadismus in der Region überrollt zu werden.
Jordanien hatte im vergangenen Jahr vier Anschläge erlebt, für einige übernahm der IS die Verantwortung. Die Miliz bekannte sich etwa zu den Angriffen in der Touristenstadt Karak im Dezember mit zehn Toten. Unter den Opfern waren sieben Polizisten und eine kanadische Touristin.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Macrons Krisengipfel
Und Trump lacht sich eins
Frieden in der Ukraine
Europa ist falsch aufgestellt
Die Neuen in der Linkspartei
Jung, links und entschlossen
Krisentreffen nach Sicherheitskonferenz
Macron sortiert seine Truppen
Maßnahmenkatalog vor der Bundestagswahl
Grünen-Spitze will „Bildungswende“
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
USA und Russland besetzen ihre Botschaften wieder regulär