Kommentar: Amigos im Senat
■ Streitet Nölle noch mit Borttscheller?
Finanzsenator Ulrich Nölle und sein Kabinettskollege Ralf Borttscheller haben mit ihrem spontanen Eingreifen ein kleines Bremer Geldinstitut vor dem Zusammenbruch gerettet. Wer hinter dem Engagement der Parteifreunde bei der NF-Bank etwas anderes, gar Beziehungen der Christdemokraten zu Wirtschaftskriminellen vermutet, der möge Beweise herbeischaffen. Daß ein Finanzsenator eine Bank besitzt, mag man für politisch geschmacklos halten.
Das unmittelbare Problem für die Bremer Politik liegt jedoch woanders: Ein Finanzsenator muß eigentlich permanent mit seinen Kollegen am Senatstisch, die den Hüter des Staatssäckels um Geld angehen, im Clinch liegen. Wie soll Nölle aber seinem Geschäftspartner Borttscheller geforderte Mittel verweigern? Können sich Geschäftsfreunde einen Streit leisten, ohne ihr gemeinsames Projekt zu gefährden? Welche Zugeständnisse macht Ulrich Nölle seinem Freund Ralf Borttscheller für seine spontane Hilfsbereitschaft in Sachen NF-Bank? Wenn es nur um eine Geldanlage ginge, wie behauptet wird, hätte sich ein cleverer Finanzberater für Familie Borttscheller nicht lukrativere Anlagen aussuchen können?
Wer beobachtet hat, wie lax der Senat und sein oberster Kassenwart auf das Elf-Millionen-Loch im Haushalt des Innenressorts reagierten, dem drängt sich der Eindruck auf: Amigos gehören nicht gemeinsam an den Senatstisch. Joachim Fahrun
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