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American Psycho

USA 2000, Regie: Mary Harron; mit Christian Bale Willem Dafoe, Jared Leto u.a.; 102 Min.

Es ist, wie so oft: Wer das Buch von Bret Easton Ellis gelesen hat, wird vom Film enttäuscht sein. Für alle, die die Geschichte nicht kennen: Es geht um einen New Yorker Yuppie.

Der Börsenmakler und Millionär Patrick Bateman ist mit allen Insignien der Macht und des Reichtums ausgestattet. Er ist ein narzisstischer Konsum- und Körperfetischist, der aus jeder Pore seiner gepflegten Haut und aus jeder Falte seiner exquisiten Kleidung den ultimativen Designer-Schick verströmt. Die Arbeitszeit verbringt er damit, Plätze in neuen In-Restaurant zu ergattern. Inmitten dieser Welt des schönen Scheins kompensiert der „Master of the Universe“ seine emotionale Leere durch eine Reihe sadistischer Morde, die am Ende - zum größten Bedauern des Täters - ungesühnt und damit nicht anerkannt bleiben ...

Hollywood wußte zunächst nichts anzufangen mit diesem galligen Abgesang auf die Achtzigerjahre. Natürlich war der Roman im prüden Amerika ein Skandal und auch in Deutschland kam „American Psycho“ auf den Index. Also Werbung satt. Das Buch kam schon 1991 heraus, besaß das klassische Motiv der Persönlichkeitsspaltung (Dr. Jekyll & Mr. Hyde) und wäre eigentlich ideal für die Leinwand. Doch Oliver Stone wollte sich ebenso wenig die Finger verbrennen wie Leonardo DiCaprio, der seinem Image zuliebe von der mörderischen Hauptrolle die Finger ließ. Adaptiert und inszeniert hat das als extrem frauenfeindlich verschriene Werk nun eine Feministin. Aber Regisseurin Mary Harron (“I Shot Andy Warhol“) kam mit dem Frauenmörder nicht zurecht. Natürlich schwächt sie die unerträgliche Gewalt kinogerecht ab, aber sie konstruiert einen viel zu deutlichen Realitätsverlust des bösen Helden. Im der wahren Geschichte ist die Mischung besser, der amerikanische Psycho hundertmal erschreckender.

Central, CinemaxX Colosseum, CinemaxX Potsdamer Platz (auch OF), CineStar im Sony Center, Delphi, Filmtheater am Friedrichshain, International, Odeon (OmU), UFA-Royal Palast, Village Cinema Kulturbrauerei, Yorck

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