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Amazon kürzt SpendenSchulengel ohne Christbaumschmuck

Der Online-Händler senkt die Sätze für Spenden, die von den Einkäufen an soziale Projekte gehen. Unternehmerisch gesehen sei dies verständlich, sagen Betroffene.

Bekommt in Zukunft geringere Verkaufsprämien von Amazon: Schulengel.de. Bild: screenshot: schulengel.de

BERLIN taz | Ob Bildungsprojekt, Sportverein, Umweltverband oder Familienzentrum – immer mehr soziale Projekte setzen auf zusätzliche Einnahmen durch sogenannte Partnerseiten im Internet. Das Prinzip ist einfach: Kunden, die ein Produkt kaufen wollen, lassen sich über Partnerseiten wie bildungsspender.de, schulengel.de oder clicks4charity.net auf die Online-Shops von Amazon und Co weiterleiten.

Kommt es zum Kauf, spenden die Handelsunternehmen einen vereinbarten Prozentsatz an die Partnerseite. Die wiederum schüttet einen Großteil der Einnahmen – bei Bildungsspender beispielsweise sind es 90 Prozent – an die sozialen Einrichtungen aus. Der Rest fließt in den Betrieb der Seite.

Doch die eingenommenen Summen dürften in Zukunft geringer ausfallen: Amazon, einer der Händler, die den meisten Umsatz bringen, senkt derzeit die Prämien. Schulengel, eine Seite, die vor allem mit Bildungseinrichtungen kooperiert, teilte mit, dass die Prämien zum 1. September von bisher fünf auf zwei Prozent gesenkt wurden.

Von jedem Einkauf fließen also nur noch zwei Prozent an die Partnerseite, entsprechend weniger wird bei den Projekten ankommen. „Das ist schon ein harter Schritt für uns“, sagt Alexander Klement, Geschäftsführer von Bildungsspender, der ab dem 1. Oktober von der Kürzung betroffen ist. 30 bis 40 Prozent des Erlöses seien bislang über Amazon geflossen.

„Extrem blöd“

„Dass die Absenkung gerade vor dem Weihnachtsgeschäft kommt, ist extrem blöd.“ Trotzdem zeigt er Verständnis für die Entscheidung – man wolle schließlich weiterhin zusammenarbeiten. Und auch mit nur zwei Prozent Erlös von Amazon kämen monatlich immer noch mehrere tausend Euro zusammen.

Die gemeinnützige Unternehmergesellschaft Bildungsspender hatte sich 2009 gegründet und seitdem über eine Million Euro an Spenden für über 3.000 Projekte eingesammelt. Amazon selbst will sich zu den Gründen für die Senkung nicht äußern. Ebensowenig zu der Frage, in welchem Umfang das Unternehmen mit Partnern aus dem Charity-Bereich zusammenarbeitet.

Laut Isabel Korch von der Seite Schulengel geht es Amazon um eine Anpassung der Sätze an das für Amazon international übliche Niveau. „In den USA gibt Amazon schon seit Jahren zwei Prozent“, sagt Korch. Aus dem Umfeld des Unternehmens ist jedoch noch ein anderer Grund zu hören: Amazon habe sich von den Kooperationen vor allem neue Kunden erhofft. Faktisch sei es aber so: Die Nutzer der Partnerseiten seien immer die gleichen, die gezielt mit ihrem Einkauf Geld an soziale Projekte fließen lassen wollen.

Keine Kundenakquise

Die Folge: Das Unternehmen zahlt, aquiriert aber nicht mehr Kunden. Aus unternehmerischer Sicht sei die Entscheidung verständlich, sagt Korch. „Aber es trifft uns, weil wir primär von Amazon profitiert haben.“ Die Betreiber der Seite haben daher beschlossen, ab Dezember den Eigenanteil zu erhöhen, also den Teil der Einnahmen, den sie für Personalkosten und Technik ausgeben.

Ab Dezember werden nur noch 70 statt bisher 80 Prozent der Einnahmen an die Projekte weitergeleitet. Klement von Bildungsspender will versuchen, das zu vermeiden. „Er wird erst am Gehalt gekürzt, bevor die sozialen Einrichtungen weniger bekommen.“ Hoch seien die einbehaltenen Beträge ohnehin nicht: Bildungsspender arbeitet mit einer hauptamtlichen Person, bei Schulengel sind es derzeit zwei.

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6 Kommentare

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  • Amazon hat mitnichten irgendwelche »Spendensätze« gesenkt: Bei den von Schulengel ausgezahlten »Spenden« handelte es sich schon immer um Unterprovisionen aus den Partnerprogrammen der beteiligten Webshops. Wie verheerend sich dieses scheinbare Spendensystem auf vielen Ebenen auswirkt, untersucht gerade eine aktuell laufende Blogserie von Ursula Prem:

    http://www.ein-buch-lesen.de/search/label/Schulengel

  • R
    Ralph

    Seltsam recherchiert der Artikel.

     

    1. Die Überschrift ist schon falsch

    Amazon spendet nichts und die weixten der Amazon Partner werden soziale Projekte sein. Es gibt auch einige Amazon-Partner die das rein kommerziell oder zum Eigenzweck machen.

     

    2. Woher kommen diese neuen Sätze? Also die "nur noch 2%"

     

    Die Tarife sind hier einsehbar:

     

    https://partnernet.amazon.de/gp/associates/promo/advertisingfeeschedulede

     

    Neu ist seit Weihnachten 2011, das es in bestimmten Kategorien eine Deckelung auf maximal 10 EUR gibt. Das fing so weit ich mich erinnere mit Elektrogeräten hat. Und da es sich um ein Programm zur Neukundengewinnung handelt, und schon immer handelte, werden und wurden x-Bestellungen von der selben Person auch irgendwann nicht mehr mit der Provision belohnt. Wenn jemand der viel Umsatz bei Amazon macht immer über den Werbelink bestellen würde, hat das mit Werbemaßnahmen ehrlich gesagt auch nichts zu tun. Auch wenn das für die Teilnehmer am Partnerprogramm natürlich schade ist.

  • H
    Hamster

    Ich habe jetzt nochmal die Sache genau angesehen: Die Kürzlung kommt von Schulengel.de, NICHT von Amazon.de!

     

    Schulengel zahlt weniger an die Einrichtungen aus. Amazon.de aber nicht weniger an Schulengel.

     

    Das sollte hier mal ganz klar hervorgehben werden.

     

    Hier sollte man sich dann eher die Frage stellen, was macht Schulengel mit den Mehreinnahmen?

  • H
    Hamster

    Wo kommen denn diese Infos her?

     

    Erstmal "spendet" Amazon nicht, es handelt sich um Werbekostenerstattungen. Also eine Art Provision für jeden erfolgreichen Verkauf, der über die Seite abgewickelt wurde. - Aber KEINE Spende. Es sind Einnahmen als Websitebetreiber, die erzielt werden.

     

    Tatsächlich wurde inzwischen vermerkt gemeldet, dass nicht mehr einfach jede Bestellung vergütet wird und wurde. Die Begründung ist dabei sehr logisch und richtig, wenn immer wieder der gleiche Personenkreis über eine Website bestellt, ist der Sinn eines solchen Partnerprogramms nicht mehr gegeben. Ich finde das inbesondere dann richtig, wenn keine Art Werbung für etwas gemacht wurde. Blogbetreiber die gezielt Inhalte bewerben, machen was für die Einnahmen, wenn aber nur immer der gleiche Link auf einer Seite geschaltet ist, sind 5% tatsächlich zu viel.

     

    ABER: Wie kommt man auf 2%, wo kommt die Info her? In Amerika hat die erste Stufe 4%, die zweite aber schon 7%, die 2. Stufe wird bereits nach 7 Artikel getroffen, in Deutschland hat die erste Stufe 5% danach 5,5% dafür müssen aber 21 Artikel gekauft worden sein.

     

    Es handelt sich also generell um eine Staffelung und je nach Stufe die man erreicht, werden alle im Monat gekauften Artikel vergütet. Erreicht man also "Stufe 5" werden auch die Artikel aus Stufe 1 bis 4 mit dem wert von Stufe 5 vergütet.

  • AN
    Arno Nym

    Die Kürzung der Spenden damit zu begründen, dass lediglich gezahlt, aber keine neuen Kunden aquiriert werden, muss ich deutlich einschränken! Ja - ich war auch vor Bildungsspender Kunde bei amazon. Aber wie oft habe ich mir in den letzten Jahren, gerade aufgrund der verlockenden Spenden für meinen Verein, im Laden "Appetit geholt" und dann schlussendlich zu Hause bei amazon bestellt. Schade. Kann man nur hoffen, dass es andere Firmen amazon nicht gleich tun.

  • JK
    Juergen K.

    Wieso spenden die nicht mehr ?

     

    Bekommt Amazon seine Arbeiter/innen

    nicht mehr vom JobCenter bezahlt ?

     

    Spenden im Gegenzug die JobCenter

    jetzt für die tafeln und Weihnachtspäckchen ?

     

    Oder fällt das wegen Personaldezimierung aus ?

     

    Fragen, Fragen, Fragen ...

     

    Oder geht die ganze Kohle von den JobCentern nach

    den

     

    Vereinigten Romneys ?

     

    Damit man so wettbewersfähig bleibt,

    dass man im nächsten Jahr auch irgeneinen

    "Neckermann" ausstechen kann.