Amazon attackiert Postunternehmen: Einmal kurz zur Tanke – und zum Paket
Konkurrenz für Postunternehmen: Amazon baut hunderte Abholstationen an Shell-Filialen auf. Dabei braucht der Konzern die Zusteller noch.
Mal kurz zur Tanke und dabei ein Paket abholen, das man vorher online bestellt hat – diesem Plan kann auch der Ölmulti etwas abgewinnen. Weil: Die Zahl der Tankstellen sinkt kontinuierlich, die Margen für die Betreiber sind gering.
Mit der Aufstellung öffentlich zugänglicher Paketfächer attackiert Amazon erneut die Deutsche Post, deren Logistiksparte DHL rund 3.000 Packstationen in Deutschland betreibt – 200 davon stehen bereits an Tankstellen.
Amazon hat ein zumindest doppeldeutiges Verhältnis zu den Postdienstleistern: Die US-Amerikaner brauchen sie – und sie wollen sie vernichten. Teilweise arbeitet der auch in Deutschland größte Onlinehändler mit DHL und anderen Zustellern zusammen. Teilweise stellt Amazon schon selbst Produkte zu.
Im vergangenen Oktober startete Amazon ein Modellprojekt mit einem eigenen Verteilzentrum in Olching bei München, eines in Berlin wurde vor Kurzem eröffnet. Von dort wird – gegen Aufpreis – Geordertes binnen einer Stunde geliefert. Ähnliches tun auch Deutsche Post DHL und Hermes – sogar im Auftrag des Onlinehändlers.
Transportflugzeuge und Lieferdrohnen
Aber das Ziel ist klar: Die Logistiker sollen über kurz oder lang überflüssig werden. Laut Amazon sinkt die Zahl der von DHL ausgetragenen Paketen in Regionen mit eigenem Verteilzentrum auf 10 bis 15 Prozent.
Experten erwarten, dass Amazon die Zustellung weiter in die eigenen Hände nimmt. In den USA etwa leaste der Konzern bereits eine eigene Flotte von Transportflugzeugen. Auch bei neuen Versandformen folgt Amazon den Etablierten: Im kommenden Jahr sollen Lieferdrohnen in Großbritannien getestet werden. Entsprechende Versuche der Deutschen Post gab es schon. Allerdings sind die Kunden skeptisch: In einer repräsentativen Umfrage hielten drei Viertel der Befragten die Luftpost für zu gefährlich. Die Mehrheit würde sich Pakete gern zum Arbeitsplatz schicken lassen – aber oft sind die Chefs dagegen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Krise bei Volkswagen
1.000 Befristete müssen gehen
Scholz stellt Vertrauensfrage
Traut mir nicht
Wahlprogramm der Union
Scharfe Asylpolitik und Steuersenkungen
Ex-Wirtschaftsweiser Peter Bofinger
„Das deutsche Geschäftsmodell funktioniert nicht mehr“
Künftige US-Regierung
Donald Trumps Gruselkabinett
Mord an UnitedHealthcare-CEO
Gewalt erzeugt Gewalt