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Amazon-Serie „Those About to Die“Löwen! Männer! Blut!

Opulent, spektakulär und ohne viel Subtext: Roland Emmerichs Gladiatoren-Serie „Those About to Die“ guckt sich auf Amazon recht kurzweilig weg.

Calas versklavter Sohn, der Gladiator Kwame (Moe Hashim) Foto: Reiner Bajo/Peacock Episodic

Die Rückkehr des Sandalenfilms mag nicht auf jedermanns Bingokarte fürs Jahr 2024 gestanden haben, ist aber längst handfeste Tatsache. Im November bringt Ridley Scott nach 24 Jahren Pause die Fortsetzung seines Oscar-Gewinners „Gladiator“ in die Kinos. Und bereits jetzt startet, quasi als Appetitanreger, die zehnteilige Serie „Those About to Die“ bei Amazon Prime, die ebenfalls von Schaukämpfern des Römischen Reichs erzählt.

Sollte uns das zu denken geben? Wittert Hollywood angesichts von wachsendem Populismus und der allgegenwärtigen Hinwendung zu autokratischen Tendenzen einen weltweiten Rückfall in die Zeiten von machthungrigen Kaisern, die das Volk mit Brot und Spielen zu blenden versuchten? Oder ist es doch eher so, dass im Zuge des allgemeinen Retro-Trends in der Film- und Fernsehbranche einfach alles „wiederentdeckt“ wird, was in Sachen Unterhaltung und Spektakel schon einmal funktioniert hat?

Dass „Those About to Die“, hauptverantwortlich geschrieben von dem Oscar-nominierten Amerikaner Robert Rodat („Der Soldat James Ryan“) und inszeniert von Roland Emmerich und Marco Kreuzpaintner („Sommersturm“, „Krabat“), auf epochales Spektakel abzielt, ist von Beginn an unübersehbar. Unübersehbar auch, dass rund 150 Millionen Dollar in Kulissen in den römischen Cinecittà-Studios und in Computeranimationen gesteckt wurden. Fast schon unübersichtlich: die Menge an Handlungssträngen und Figuren, mit denen die Serie mit „Game of Thrones“ und Co mithalten will.

Wenn es in dieser im Jahr 79 n. Chr. angesiedelten Geschichte einen Protagonisten gibt, dann ist das Tenax (Iwan Rheon), der mit seinem Wettbüro bestens an den Kämpfen und Wagenrennen verdient. Von ganz unten hat er sich hochgearbeitet und träumt nun davon, mitzumischen in jenen Patrizierkreisen, die bei diesen Veranstaltungen die Fäden ziehen. Sätze wie „Gnade ist wertlos“ etablieren ihn schnell als Anti­helden, doch man ahnt bald, dass dieser Mann womöglich einen guten Kern hat. Schon allein, weil es hier noch deutlich skrupellosere und brutalere Herrschaften gibt. So wie etwa den machthungrigen Domitian (Jojo Macari), der mit seinem älteren Bruder Titus (Tom Hughes) um die Nachfolge des alternden Kaisers Vespasian (Anthony Hopkins in einer unbefriedigend kleinen Rolle) konkurriert.

So viel Personal

Dazu kommen unter anderem: der ebenso begnadete wie undisziplinierte, von sich selbst in der dritten Person sprechende Rennfahrer Scorpus (Dimitri Leonidas) und drei aus Spanien angereiste Brüder, die schnelle andalusische Pferde dabeihaben und von einer Zukunft in Rom träumen. Außerdem dabei die aus Nubien kommende Cala (Sara Martins), die nichts unversucht lässt, ihre erwachsenen Kinder zurückzubekommen, die durch unglückliche Umstände als Sklavinnen oder Gladiator in die Heilige Stadt verschleppt wurden.

Dass all diese Figuren (und noch mehr) gleich in der ersten Episode eingeführt werden, erfordert einiges an Aufmerksamkeit sowie Toleranz gegenüber erklärenden Dialogen. In der zweiten Folge kommt dann die Erkenntnis, was „Those About to Die“ eigentlich ist: nämlich kein um Wissensvermittlung bemühtes Historiendrama, sondern eine sich an blutigen Gewaltexzessen und schwitzigem Sex ergötzende Seifenoper, in der Sportwettkämpfe und Machtspiele Hand in Hand gehen. Eine männliche Erzählung über männlichen Ehrgeiz.

Wer so viel kaum gebrochenen Machismo aushält und sich auch weder an den konstant zu dunkel ausgeleuchteten Bildern noch dem wie meistens bei Emmerich fehlenden Subtext stört, kann mit der Serie in jedem Fall Spaß haben. Opulent gefilmte Actionszenen, eine fiese Intrige nach der nächsten, viele attraktive und meist leicht bekleidete Schau­spie­le­r*in­nen (aus Deutschland mit dabei: Emilio Sakraya), jede Menge CGI-Tiere in der Arena (Löwen! Krokodile!) – das guckt sich ohne viel Nachdenken recht kurzweilig weg. Nachhaltige Befriedigung stellt sich eher nicht ein, aber das haben Vorspeisen so an sich. Und bis zum Kinostart von „Gladiator II“ ist es ja kein halbes Jahr mehr hin.

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  • Da es zu "Gladiator" nie einen zweiten Teil gebraucht hätte (die Storyline mutet entsprechend an), könnte es so kommen, wie im realen Leben, dass die Vorspeise besser mundet als der Hauptgang...