■ Standbild: Altmännerwitze
„Tatort: Parteifreunde“, Sonntag, 20.15 Uhr, ARD
Der anhaltende Erfolg des „Tatorts“ rührt nicht zuletzt daher, daß die Krimihandlungen immer ziemlich genau entlang der Grenze zwischen Moral und Verbrechen verlaufen. Mord ist nicht allein ein unumstößliches Tabu, sondern fungiert ferner als Türöffner zu einem sozialen Milieu. Ein Fall von Kinderpornographie führte diesmal ins Zentrum politischer Macht, und gleich zu Beginn fiel der Städtename Brüssel so bedeutungsschwer, als sei er nachträglich in den Dialog hineingemischt worden.
Ein Politiker ist vom späteren Mordopfer erpreßt worden, weil er seine Neigung zu schmutzigen Bildern nicht zu verbergen vermochte. Die beiden Hauptkommissare Stoever (Manfred Krug) und Brockmöller (Charles Brauer) ermittelten eine lokale Parteiranküne um den immer mehr zum Großschauspieler werdenden Rolf Hoppe. Ein routiniert erzähltes Stück mit einem Schuß pikanter Aktualität.
Von der Handlung unabhängig werden Stoever und Brocki derweil immer mehr zum kauzigen Duo umgemodelt, denen erneut eine swingende Gesangsnummer ins Drehbuch geschrieben wurde. Das erhöht den Kultanteil und macht den jeweiligen Kriminalfall alltagskompatibel. Der Fall um das schwere Zeichen Kinderpornographie wurde so ohne die genreübliche Empörung gelöst. Krug ist im Zweifelsfall eher sexistisch als politisch korrekt. Der unsolide Staatsdiener mit prallen Phantasien ist dennoch ein Repräsentant der Triebkontrolle. Die dramaturgische Leistung von „Parteifreunde“ bestand darin, die schnöden Altmännerwitzchen des Gespanns als das erscheinen zu lassen, was sie sind: harmloses Gerede mit, zugegeben, geringem Anspruch auf Originalität. Harry Nutt
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