piwik no script img

Alte Smartphones ohne Corona-AppUpdates für alle

Kommentar von Svenja Bergt

Das Problem ist weniger, dass die Corona-App nur auf neuen Handys läuft – sondern dass überhaupt so viele veraltete Betriebssysteme in Umlauf sind.

Eckfahne auf dem Spielfeld in der Fußball-Bundesliga Foto: Friso Gentsch/dpa

Z u alt – Smartphones wird diese Diagose ständig gestellt, wenn eine gewünschte App nicht instal­liert werden kann und stattdessen eine Fehlermeldung erscheint. Doch in diesen Wochen wird das Problem besonders sichtbar – weil die Corona­nachverfolgungs-App nur auf einigermaßen aktuellen Smartphones läuft und sich haufenweise Nut­zer:in­nen beschweren und fragen: Was soll das?

Da haben sie natürlich recht, auch wenn es im konkreten Fall an Google und Apple liegt, die entsprechende Schnittstelle so zu bauen, dass auch ältere Telefone unterstützt werden, solange diese die entsprechende Hardware haben. Aber das Problem reicht eigentlich viel tiefer. Denn: Warum ist überhaupt noch ein relevantes Maß an veralteten Betriebssystemen im Einsatz?

Die haben nämlich viel schwerwiegendere Probleme: haufenweise Sicherheitslücken. Ins E-Mail-Konto einloggen, bei Facebook oder ins Online­banking? Bitte nicht! An der Misere veralteter Betriebssysteme sind die Hersteller der Smartphones schuld. Sie haben nur ein überschaubares Interesse daran, die vom ­Android-Hersteller Google bereitgestellten Updates über einen langen Zeitraum weiterzureichen, denn sie wollen dem:der Kund:in ja möglichst bald wieder ein neues Telefon verkaufen. Anreize von Google, die Herstellern ­längere Update­zeiträume abringen sollten, scheinen halbherzig und wirken nur mäßig gut. Und Apple kann, was Updates angeht, ohnehin machen, was es will, schließlich hängen hier Hard- und Software untrennbar zusammen.

Was sich daher ändern muss: Es braucht eine gesetzliche Verpflichtung der Hersteller, die Smartphones regelmäßig mit aktuellen Updates zu versorgen. Wie lange, das lässt sich diskutieren, aber fünf Jahre System- und zehn Jahre Sicherheitsupdates ab der Markteinführung des Geräts, das wäre doch mal ein guter Ansatz. Am besten wäre so eine Vorschrift natürlich auf EU-Ebene, schneller ginge es in einem Bundesgesetz. Die Unterstützung für eine entsprechende Regelung dürfte jetzt so groß sein wie lange nicht.

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen

Redakteurin für Wirtschaft und Umwelt
schreibt über vernetzte Welten, digitale Wirtschaft und lange Wörter (Datenschutz-Grundverordnung, Plattformökonomie, Nutzungsbedingungen). Manchmal und wenn es die Saison zulässt, auch über alte Apfelsorten. Bevor sie zur taz kam, hat sie unter anderem für den MDR als Multimedia-Redakteurin gearbeitet. Autorin der Kolumne Digitalozän.
Mehr zum Thema

1 Kommentar

 / 
  • Es liegt an der Hardware. Wie soll es denn dafür Updates geben?



    Bei Apple gibt es recht lange Updates für das Betriebssystem - und seit „Project Treble“ ist es doch bei Google auch möglich. Nur müsste der Kunde beim Kauf darauf achten, dass es unterstützt wird.



    Warum also die Hersteller dazu verpflichten, wenn der Kunde es selbst in der Hand hat?



    Journalismus auf Niveau der Bild braucht niemand.