Alte Försterei wird umgebaut: Anpfiff für die Neue Försterei
Union Berlin baut sein Stadion grundlegend um. Dafür müssen Fans einige Traditionen aufgeben und temporär zum Erzfeind ziehen.
Die am Montagabend von Präsident Dirk Zingler auf der Mitgliederversammlung des Vereins vorgestellten Pläne sind beachtlich. Von einem „Umbau“ des Traditionsstadions Alte Försterei kann kaum eine Rede sein: Drei von vier Tribünen sollen abgerissen und neu errichtet, die Haupttribüne um eine Etage erweitert werden. Künftig sollen so 37.700 Menschen Platz finden – bisher waren es 22.000. Ohne Mitgliedschaft ist es kaum noch möglich, Spielkarten zu ergattern. Inzwischen hat der Verein 48.000 Mitglieder.
Dass Union aufrüsten wird, ist bereits seit 2018 bekannt. Am Montag wurde aber erstmals visuell vorgestellt, wie das neue Stadion aussehen könnte. Zudem gab der Verein bekannt, das Grundstück der Alten Försterei vom Land Berlin erworben zu haben – erstmals seit Vereinsgründung 1920 gehört die Alte Försterei damit dem Verein.
Fans haben Stadion mitgebaut
Neben dem Stadionausbau sind noch weiterer Bauprojekte geplant. So sollen etwa ein 3.500 Quadratmeter großes Trainingszentrum, ein dreistöckiges Parkhaus und ein Clubhaus für die Fans errichtet werden. Auch die Geschäftsstelle soll renoviert werden. Bereits kommendes Jahr sollen die Bauarbeiten hier starten.
Die Unioner Fanszene ist mit der Alten Försterei ganz besonders verbunden. Als das Stadion zwischen 2008 und 2013 letztmalig renoviert wurde, packten rund 2.000 Fans mit an und errichteten gemeinsam die Tribünen, die nun abgerissen werden sollen.
Auch im Verein würde man da „ein bisschen sentimental und wehmütig“, sagte Pressesprecher Christian Arbeit der taz. „Wir haben jede Anstrengung unternommen, die Tribünen zu erhalten, aber das ist leider nicht möglich.“ Man wolle aber traditionsreiche Elemente wie die manuelle Anzeigentafel oder das Stadionbauer-Denkmal in den Neubau integrieren.
Union im Olympiastadion
Einige Kontroversen auslösen dürfte in den Fanszenen auch die Ankündigung, dass Union während der Bauarbeiten im Olympiastadion spielen soll – in Herthas heiligen Hallen also. Insbesondere bei Hertha-Ultras dürfte die Vorstellung von in der Ostkurve jubelnden Unionfans kalte Schweißausbrüche bewirken. Einige Unionfans würden sich die Chance, dort die eigenen Sticker zu verkleben, wohl kaum nehmen lassen.
Schon für die Teilnahme an der Conference League musste Union auf das Olympiastadion ausweichen, weil die Alte Försterei nicht den Uefa-Richtlinien entsprach. Damals bewies Union einen gewissen Respekt vor dem Stadtrivalen. Zwar wurde das Olympiastadion rot beleuchtet und mit Unionfahnen geschmückt, für die Ostkurve verkaufte der Verein aber keine Tickets.
Wer weiß es schon – vielleicht kommen sich Unioner und Herthaner ja sogar näher, wenn sie sich ein Stadion teilen müssen. Es soll zwischen den beiden ja sogar mal eine Freundschaft bestanden haben. Und groß genug für zwei Big City Clubs ist Berlin dann ja doch.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!