: Alles umsonst !
Ohne Geld Spaß haben, das geht nirgends so gut wie in Berlin. Ob Museen oder Konzerte, Vernissagen oder kulinarische Häppchen – wir verraten wo
von CHRISTINE BERGER
Natürlich ist dies kein Thema für Menschen ohne Geld. Eher ein Gag für Leute, die schon immer mal testen wollten, wie weit sie ohne ihre Kreditkarten kommen. Ein wenig Kontaktfreude sollte man schon mitbringen, wenn der Trip günstig verlaufen soll. Einzige Spielregel: Schnorren ist tabu, das bleibt den wirklich Bedürftigen vorbehalten.
Museen und Konzerte
Für einen Stadttrip ohne Geld eignet sich in Berlin der Monatsanfang am besten. Erstens wird man eher eingeladen, zweitens verzichten alle staatlichen Museen am ersten Sonntag im Monat auf Eintrittsgelder: Pergamonmuseum, Sammlung Berggruen oder Neue Nationalgalerie – alles umsonst! Einziger Nachteil: Der Andrang in den ständigen Ausstellungen ist größer als an normalen Tagen.
Kostenlose Konzerte gibt es besonders an Werktagen in großer Zahl. So bieten beispielsweise die Meisterklassen der Hochschule der Künste regelmäßig Vorspiele, bei denen man vor Nervosität schwitzende StudentInnen beim Vortragen ihrer Leistungen beobachten kann. Ebenfalls umsonst sind viele Kirchenkonzerte. Besonders in der Heilig-Geist-Kirche in Moabit und der Weddinger Kapernaumkirche lohnt sich ein Besuch. Auch wenn beispielsweise die Heinersdorfer Kantorei nicht mit dem Philharmonischen Chor mithalten kann, ist das Resultat nicht weniger unterhaltsam. Zumal ein Krächzer zwischendurch das lethargische Publikum aus seinem Halbschlaf erweckt.
Essen und Trinken
Mit einem leeren Bauch macht der Stadtausflug wenig Spaß. Also erst mal bei den einschlägigen Adressen auftanken: Besonders im KaDeWe locken regelmäßig kostenlose Häppchen an Probierständen, und Karstadts kulinarisches Themenprogramm bietet eine Vielfalt, die von kostenlosen Weinproben bis zum Anbieten spanischer Käsehappen reicht.
Auch die Spar-Filiale am Hackeschen Markt serviert mitunter Köstlichkeiten wie Honigmelone mit Parmaschinken.
Kunstliebende Nachtschwärmer sollten sich das reichhaltige Vernissagenangebot der Stadt zu Gemüte führen. In der Regel ist der Wein in den Galerien bei Ausstellungseröffnungen umsonst, und manchmal wartet sogar ein kaltes Buffet auf die übersättigte Kulturbohème.
Nightlife
Unter der Woche kosten die meisten Clubs keinen Eintritt, weshalb schlaue Berliner das Wochenende grundsätzlich den Touristen überlassen. Mehr Platz zum Tanzen und an der Theke hat man montags bis donnerstags außerdem. Dann kann es vorkommen, dass in Clubs, wo Wasser selbst auf den Toiletten Mangelware ist, ein relaxter Tresenmensch gratis ein Glas Leitungswasser abzapft. Allerdings muss man werktags zumeist auf die adretten Zigarettenmädchen verzichten, die einem halbleere Zigarettenschachteln gegen volle eintauschen. Für Nichtraucher kein Problem.
Sightseeing
Von oben ist Berlin immer einen Blick wert. Fast alle Türme der Stadt kosten allerdings Eintritt. Menschen mit Zeit und ohne Geld reihen sich da lieber in die Schlange vor dem Reichstag ein und lauschen den zahlreichen Sprachen und Dialekten der Touristen aus aller Welt.
Es lohnt sich: Nach etwa einer halben Stunde ist man oben in der Kuppel und hat einen grandios günstigen Ausblick über Berlins neue Mitte. Kostenpunkt: null Mark.
Zum besseren Kennenlernen der Stadt bietet sich außerdem eine Fahrt mit dem 100er Bus vom Bahnhof Zoo zum Alexanderplatz an. Umsonst ist die Fahrt zwar nicht, aber wer aussteigende Passagiere nach ihrem Fahrschein fragt, wird in der Regel nicht enttäuscht. Einmalfahrscheine gelten bis zu zwei Stunden, egal in welche Richtung. Und meistens sind die Tickets noch gültig, wenn der BVG-Kunde sein Ziel erreicht hat.
Gemütlich schunkelt der Doppeldecker vorbei an Gedächtniskirche, Goldelse, Schloss Bellevue, Reichstag, Brandenburger Tor und Berliner Dom. Wer vorgibt, beten zu wollen, kommt bei Letzterem übrigens um die acht Mark Eintrittsgebühr herum. Ein prüfender Blick des grimmig dreinschauenden Türstehers begleitet das sündige Schäflein bis zur Kirchenbank, doch dann ist der gute Herr mit anderen Dingen beschäftigt, und man kann sich rasch einer Führung durch den Dom samt Fürstengruft anschließen.
Übrigens: Wer unbedingt in die umstrittene Leichenschau „Körperwelten“ muss, sollte auf gar keinen Fall Eintritt bezahlen. Einfach zum Infostand durchfragen. Dort unterschreibt der geneigte Besucher eine Erklärung, mit der er seinen zukünftig toten Leib den Ausstellungsmachern überlässt. Solcherart verschenkte Körper kommen auch zu Lebzeiten umsonst in die Ausstellung. Tröstlich: Später kann man die Erklärung jederzeit wieder rückgängig machen.
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