Alevitische Gemeinde gegen "Tatort": Neue Klagen gegen ARD angekündigt
Die Alevitische Gemeinde klagt wegen Volksverhetzung. Grund für die Aufregung ist der "Tatort" vom Sonntag.
Die "Tatort"-Sendung mit dem Titel "Wem Ehre gebührt" stößt bei der Alevitischen Gemeinde Deutschlands auf heftige Kritik. Die Gemeinde hat wegen Volksverhetzung in Berlin einen Strafantrag eingereicht, weitere Klagen sollen noch folgen. "Nach den Feiertagen werden unsere Landesverbände und Gemeinden weitere Klagen einreichen" sagte Ali Ertan Toprak, Generalsekretär der Alevitischen Gemeinde.
In dem Krimi, der am Sonntag in der ARD gesendet wurde, war es um Inzest in einer alevitischen Familie gegangen. Zunächst habe der Dachverband noch versucht, die Ausstrahlung zu verhindern, aber der NDR hielt an seinem Programm fest. Im Vorspann wurde aber darauf hingewiesen, dass der Inhalt fiktiv sei. Was sich für Ahnungslose nach einem harmlosen Krimi anhört, bediene laut der Gemeinde aber historische Klischees. Bereits seit Jahrhunderten werde die Gemeinschaft von der sunnitischen Mehrheit mit dem Vorwurf der Blutschande zum Zweck der Unterdrückung diffamiert. Bis heute lebten diese Vorurteile bei Sunniten fort, kritisiert Toprak. Die Aleviten gelten als liberal und werden deswegen von einigen strenggläubigen Muslimen diskriminiert. "Mit dem 'Tatort' werden die Vorurteile gegen uns unterstützt", beschwert sich Toprak und schiebt hinterher: "Wir respektieren die Kunstfreiheit, aber sie darf nicht die Würde einer Minderheit verletzen." Die Gemeinde will jetzt in mehreren Städten protestieren.
Das Thema bewegt auch die Leser von taz.de. Unter dem Artikel vom Heiligabend "Alevitische Gemeinde klagt: 'ARD-Tatort ist volksverhetzend'" wird das Thema noch immer kontrovers diskutiert.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Politikwissenschaftlerin über Ukraine
„Land gegen Frieden funktioniert nicht“
Juso-Chef über Bundestagswahlkampf
„Das ist unsere Bedingung“
Bündnis Sahra Wagenknecht
Ein Bestellerautor will in den Bundestag
Nukleare Drohungen
Angst ist ein lautes Gefühl
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen