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Albträume

■ Kammerspielen droht das Aus

Grün ist die Farbe der Hoffnung. Und so hatte die zarte Grascouleur der Kaffeetassen bei der spontan zusammengetrommelten Presseschar im Amerikahaus durchaus symbolischen Wert. Doch angesichts der dramatischen Lage an den Hamburger Kammerspielen in der Hartungstraße mochten sie Intendant Ulrich Waller nicht recht zu erfreuen.

Seit über 200 Tagen schon gleicht die Baustelle an den ehrwürdigen Kammerspielen einem bizarren Gemisch aus kaltem Szene-Bistro und verspiegeltem Zen-Tempel. Der Fortschritt des Umbaus stagniert, dafür nehmen die Albträume der Theatermacher und -besucher zu. Bislang hat das Theater einen Besucherrückgang von 10 Prozent zu verkraften, das entspricht mal eben einem Einnahmenverlust von 90.000 Euro. Die Kulturbehörde versprach 25.000 Euro Hilfe, davon sind bislang erst 5.000 eingetroffen. Und Mitte nächsten Jahres läuft der Mietvertrag mit dem Besitzer Hunke aus. Der erfüllt sich bislang ungehemmt seine architektonischen Träume von Diskokugeln und Estrich statt Parkett im Alleingang. Und ohne jedes Konzept für die Kammerspiele als Stätte jüdischer Tradition und Kultur in der Hansestadt.

Viele Hamburger haben sich dennoch nicht von einem Besuch abhalten lassen. Sie wurden durch ein exzellentes Programm belohnt. So niveauvolles und gelungenes Schauspielertheater, wie in den Produktionen Bash, Rose oder Proof sieht man in der Hansestadt nicht alle Tage. Es ist an der Zeit, dass die Stadt die Verantwortung übernimmt, die der vergangene Senat sich 1997 in einem eigenartigen Vertragsgebilde hat abschwatzen lassen. Die Kammerspiele sind ein Stück historisches Hamburg, das allen Bürgern gehört. Sie drohen für immer verloren zu gehen.

Annette Stiekele

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