Aktuelle Nachrichten in der Coronakrise: Mehr als ein Fünftel geboostert

Während sich die Omikron-Variante weltweit ausbreitet, nimmt die Impfkampagne hierzulande an Fahrt auf. Wieder wurden an einem Tag eine Million Menschen geimpft.

Hände in lila Handschuhen pieksen eine Spritze in den Arm eines Menschen

Den vierten Tag in Folge haben am Freitag mehr als eine Million Menschen die Impfung erhalten Foto: dpa

Intensivmediziner warnt vor „Panikmache“

Der Generalsekretär der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI), Florian Hoffmann, warnt vor einer „Panikmache“ mit Blick auf die Omikron-Variante des Coronavirus. „Wir haben in jeder bisherigen Welle durch verfrühte Aussagen zur potentiellen Gefährlichkeit der jeweils neu aufgetretenen Variante Sorge bei den Eltern ausgelöst, die sich dann nicht bewahrheitet haben und zu keiner Pandemie bei den Kindern geführt haben“, sagte er den Zeitungen der Essener Funke Mediengruppe (Samstag). Mitte Januar werde Omikron wahrscheinlich die vorherrschende Variante in Deutschland sein und bis dahin gebe es auch genügend Daten, um zu wissen, wie gefährlich Omikron für Kinder werde.

Bisher sei bekannt, dass die Variante ansteckender sei, betonte Hoffmann. „Die Zahl der infizierten Personen und damit auch der Kinder wird dramatisch ansteigen.“ Ob Omikron allerdings auch häufiger zu schweren Krankheitsverläufen führe, sei bisher nicht klar. „Selbst wenn Omikron weniger krank macht, kann es dennoch passieren, dass allein wegen der hohen Zahl der Infizierten am Ende in absoluten Zahlen mehr Kinder ins Krankenhaus müssen als jetzt“, betonte der DIVI-Generalsekretär. Bisher sei aus den Daten aus Südafrika bekannt, dass viele Kinder wegen anderer Ursachen in Kliniken aufgenommen würden und eine Corona-Infektion ein Nebenbefund sei.

„In den vergangenen Wochen ist die Zahl der intensivpflichtigen Kinder und Jugendlichen mit Corona-Infektion in Deutschland von neun auf vorübergehend 29 angestiegen“, sagte der Oberarzt auf der interdisziplinären Kinderintensivstation am Dr. von Haunerschen Kinderspital der Ludwig-Maximilians-Universität München. „Das haben wir mit großer Sorge beobachtet.“ Es könne an den generell hohen Inzidenzen unter Kindern liegen. Durch mehr Corona-Infektionen in der Altersgruppe gebe es auch mehr Fälle in den Kliniken. „Mittlerweile ist die Zahl wieder auf 23 Patienten zurückgegangen, acht davon beatmet“, sagte Hoffmann.

„Was man nicht vergessen darf: Nicht jedes Corona-positive Kind im Intensivregister ist wegen einer Covid-Erkrankung in der Klinik“, sagte der DIVI-Generalsekretär den Funke-Zeitungen. So seien bei ihm auch schon Corona-positive Kinder gewesen, bei denen aber ein schwerer Verkehrsunfall oder schwere Verbrühungen zur Intensivaufnahme geführt hätten. Diese Kinder würden dann aber auch als Covid-Fälle im Intensivregister erfasst. (epd)

China verschärft Grenzkontrollen

Die chinesische Regierung ordnet verschärfte Kontrollen in Grenzstädten an. Menschen, die aus diesen Gemeinden zu Inlandsreisen aufbrechen, müssen 48 Stunden vor Reisebeginn einen negativen Coronatest vorweisen. Seit Mitte Oktober ist die Zahl der lokal übertragenen Infektionen auf mehr als 2.000 angestiegen. Mehrere kleine Städte im Norden an der Grenze zu Russland oder der Mongolei sind davon vergleichsweise stärker betroffen. (rtr)

Tafel fordert Corona-Soforthilfe für arme Menschen

Der Vorsitzende des Dachverbands der Tafeln in Deutschland, Jochen Brühl, hat die neue Bundesregierung aufgefordert, Corona-Soforthilfen für bedürftige Menschen auf den Weg zu bringen: „Sofort. Nicht irgendwann. Da reichen keine 20 bis 25 Euro aus, das müssen kurzfristig mindestens 100 Euro im Monat sein“, sagte er der Neuen Osnabrücker Zeitung (Samstag).

Arme oder von Armut bedrohte Menschen seien nicht nur wegen der Pandemie finanziell „und oft auch psychisch“ am Limit, betonte Brühl. Es komme derzeit verschärfend die Inflation hinzu, die viele Dinge des täglichen Lebens verteuere. „Die Inflation ist für arme Menschen eine echte Bedrohung.“

Die anhaltende Coronapandemie mache sich auch bei der Zusammensetzung der Tafel-Kunden bemerkbar. Der Anteil an Kurzarbeitern sei „enorm gestiegen“, sagte Brühl. „Wir können sehen, wer in der Pandemie unzureichende oder zu späte Hilfen bekommen hat: Viel mehr Studenten, aber auch Menschen aus der Gastro-Szene oder aus dem Kultursektor kommen nun zu den Tafeln.“

Ältere Menschen blieben den Einrichtungen dagegen häufiger fern, Mittagstische und Senioren-Cafés müssten aufgrund von Corona ausfallen. Es säßen jetzt viele alte Menschen ohne Lebensmittel und ohne soziale Kontakte allein zu Hause. „Die vierte Coronawelle ist auch eine Vereinsamungswelle“, unterstrich der Tafel-Chef. (epd)

Weltbank gewährt Ukraine Kredit für Impfkampagne

Die Weltbank billigt einen 150-Millionen-Dollar-Kredit für die Ukraine. Das Land soll damit die Impfkampagne beschleunigen. Die Ukraine werde 120 Millionen Dollar für den Kauf von 16,5 Millionen Impfeinheiten ausgeben und den Rest für Infrastrukturmaßnahmen im Zusammenhang mit dem Schutz der Bevölkerung vor der Pandemie. In diesem Jahr hat die Ukraine bereits einen 155-Millionen-Dollar-Kredit für den Kampf gegen das Coronavirus von der Weltbank erhalten. (rtr)

„Rhein-Zeitung“ wird zu „Rhein-Impfen“

Die Koblenzer Rhein-Zeitung hat sich am Samstag zur Unterstützung der Impfkampagne gegen das Coronavirus zu „Rhein-Impfen“ umbenannt. Auf der Internetseite der Zeitung ersetzt „Rhein-Impfen“ den Zeitungsnamen, beim E-Paper steht er etwa zusätzlich auf der Titelseite. Angelehnt an die Impfkampagne, bei der mehr als 150 bekannte deutsche Marken ihre Werbeslogans änderten, wolle die Zeitung zusammen mit Landesregierung und über 100 Partnern und Marken aus der Region „ihren Beitrag für die landesweite Impfinitiative“ leisten, hieß es.

Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) dankte der Rhein-Zeitung, sich #GemeinsamGegenCorona und #IchLassMichImpfenRLP angeschlossen zu haben. „Der Appell einer Qualitätszeitung kann helfen, diejenigen mit überprüfbaren Fakten zu überzeugen, die noch immer verunsichert sind“, betonte sie. „Ich sehe, dass einige Menschen Angst und Sorge vor der Impfung haben. Ihnen will ich versichern, wir haben sehr strenge Prüfkriterien für einen Impfstoff und eine sehr verantwortungsvolle Impfkommission in Deutschland.“(epd)

Erstmals Omikron in Taiwan

Die Regierung in Taiwan bestätigt, erstmals sei eine Infektion mit der Omikron-Variante erfasst worden. Betroffen sei ein Reisender aus Swasiland im südlichen Afrika. Er sei in Quarantäne. Zehn Menschen, die vor und hinter ihm im Flugzeug gesessen hätten, seien negativ getestet worden. (rtr)

Logistikbranche warnt wegen Fahrermangels vor Impfpflicht

Die Transportbranche warnt vor einer vorschnellen Einführung einer allgemeinen Impfpflicht in Deutschland. Diese könne im Zweifel dazu führen, dass Tausenden aus dem Ausland kommenden Fahrern die Einreise nach Deutschland verweigert werde, weil sie mit Vakzinen wie Sputnik geimpft sind, sagte Frank Huster, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands Spedition und Logistik (DSLV). Der Stoff werde aber in der EU nicht anerkannt. Aufgrund des akuten Fahrermangels sei Frachtraum ohnehin zu knapp. „Vor einer Impfpflicht müssen wir offene Fragen vorab klären.“

Dazu gehöre etwa, ob ungeimpften Fahrern aus dem Ausland auch in Deutschland ein Impfangebot gemacht werden könne, um sie so zum Impfen zu motivieren. Da gebe es derzeit Gespräche der Branche mit den zuständigen Ministerien. „Wir sind nicht dezidiert gegen eine Impfpflicht“, betonte Huster im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur. „Aber die Sorge ist groß, dass wir weiteres Personal verlieren.“

In Deutschland fehlen laut dem Bundesverband Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung (BGL) 60.000 bis 80.000 Lkw-Fahrer, jährlich wachse die Lücke um 15.000. Aus den östlichen EU-Staaten lasse sich nicht genug Personal anwerben, denn auch dort fehlten Zehntausende Fahrer, sagte Vorstandssprecher Dirk Engelhardt. Viele Fahrer entscheiden sich für besser bezahlte Jobs in der Industrie, wo sich Beruf und Familie leichter vereinbaren lassen als im Fernfahrerjob. Der BGL spricht sich für eine staatliche Impfpflicht aus.

Die Transport- und Logistikbranche hatte schon bei der Einführung der 3G-Regel vor Lieferproblemen gewarnt, da einige Fahrer ungeimpft sind. Nach der 3G-Regel dürfen Arbeitgeber Beschäftigten nur Zugang zu Betrieben gewähren, wenn sie geimpft, genesen oder getestet sind. Die Verbände fürchteten, dass Lastwagenfahrer gerade aus dem Ausland nicht mehr auf die Werksgelände der Logistikzentren gelangen könnten. (dpa)

Erleichterung bei 2G-Regel gefordert

Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) fordert Erleichterungen bei 2G-Kontrollen. DIHK-Präsident Peter Adrian verweist in der Welt am Sonntag auf Schleswig-Holstein und Rheinland-Pfalz als beispielhaft. „Dort, wie beispielsweise auch in Hamburg und Nordrhein-Westfalen, besteht außerdem die Möglichkeit der Bändchen-Lösung.“ Hierbei wird der Impfstatus einmal kontrolliert, dann bekommen die Kunden ein farbiges Bändchen, mit dem sie an diesem Tag überall im Einzelhandel vor Ort einkaufen können. (rtr)

Arbeitsminister rechnet mit mehr Kurzarbeit

Arbeitsminister Hubertus Heil rechnet mit einem Anstieg der Kurzarbeit. „Wir erleben jetzt einen neuen Stresstest für den Arbeitsmarkt“, sagt der SPD-Politiker der Funke Mediengruppe. Man sei darauf vorbereitet, dass in der vierten Welle die Kurzarbeit wieder stärker ansteige. (rtr)

Australischer Finanzminister fordert Lockerungen

In Australien fordert Finanzminister Josh Frydenberg trotz steigender Infektionen eine Lockerung der Einschränkungen, um die Wirtschaft zu unterstützen. Man dürfe angesichts der Omikron-Variante nicht überreagieren, erklärt er. Das Wirtschaftswachstum in Australien müsse beschleunigt werden. (rtr)

Brandenburg: 185 gefälschte Impfausweise festgestellt

Die Brandenburger Polizei hat in diesem Jahr bereits 185 gefälschte Impfausweise festgestellt. 134 Fälle konnten bereits aufgeklärt werden, sagte Torsten Herbst, Sprecher des Brandenburger Polizeipräsidiums, auf Anfrage (Stand: 9. Dezember). Das entspreche einer polizeilichen Aufklärungsquote von bisher etwa 72 Prozent. In den weiteren Fällen liefen die kriminalpolizeilichen Ermittlungen.

Die meisten Fälschungen waren nach den Angaben im November mit 83 Fällen aufgefallen. Seit Monatsbeginn waren es 5. Die Zahlen könnten sich aber noch ändern, weil Strafanzeigen erst verspätet erstattet werden. „Es ist also quasi eine Momentaufnahme“, sagte Herbst.

Bereits Anfang Oktober hatte sich das Polizeipräsidium wegen der Fälle an die Landesapothekerkammer gewandt. Die Apotheken seien sensibilisiert worden und informierten umgehend die Polizei, sagte Herbst. Die überwiegende Mehrheit der gemeldeten Fälle könnte nach den Angaben durch aufmerksame Apotheker entdeckt werden. Wer sich mit einem gefälschten Impfpass einen digitalen Impfnachweis verschaffen wolle, müsse damit rechnen, dass das entdeckt und konsequent verfolgt werde, betonte Herbst. (dpa)

Sieben-Tage-Inzidenz sinkt auf 402,9

Das Robert Koch-Institut (RKI) meldet binnen 24 Stunden 53.697 Corona-Neuinfektionen. Das sind 10.813 Fälle weniger als am Samstag vor einer Woche. Die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz sinkt erneut auf 402,9 von 413,7 am Vortag. Der Wert gibt an, wie viele Menschen je 100.000 Einwohner sich in den vergangenen sieben Tagen mit dem Coronavirus angesteckt haben. 510 weitere Menschen starben in Zusammenhang mit dem Virus. Damit erhöht sich die Zahl der gemeldeten Todesfälle binnen eines Tages auf 105.506. Insgesamt fielen in Deutschland bislang mehr als 6,47 Millionen Corona-Tests positiv aus. (rtr)

22,5 Prozent der Bevölkerung geboostert

Die Inzidenz ist gesunken, mit dem Impfen geht es voran. Den vierten Tag in Folge haben am Freitag mehr als eine Million Menschen in Deutschland eine Impfung gegen das Coronavirus bekommen. Insgesamt 1,055 Millionen Dosen wurden am Vortag verabreicht, wie aus den Zahlen des Robert Koch-Instituts (RKI) vom Samstag hervorgeht. 915.000 davon waren den Angaben zufolge Auffrischungsimpfungen.

Insgesamt haben mittlerweile rund 18,7 Millionen Menschen eine sogenannte Boosterimpfung erhalten – das entspricht etwa 22,5 Prozent der Bevölkerung. Das RKI geht davon aus, dass unter Erwachsenen vermutlich mehr Menschen geimpft sind, als die Daten nahelegen: Eine hundertprozentige Erfassung der Impfungen könne durch das Meldesystem nicht erreicht werden.

Den vollständigen Grundschutz mit der meist nötigen zweiten Spritze haben laut RKI mindestens 57,8 Millionen Menschen oder 69,5 Prozent der Bevölkerung. Mindestens 60,3 Millionen Menschen (72,5 Prozent) haben bisher mindestens eine Impfung.

Aktuell sind nach RKI-Angaben 22,8 Millionen Menschen nicht gegen das Coronavirus geimpft, das entspricht 27,5 Prozent der Bevölkerung. Für 4 Millionen dieser Menschen im Alter von 0 bis 4 Jahren (4,8 Prozent) steht bisher kein zugelassener Impfstoff zur Verfügung. (dpa)

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