Aktuelle Ausgabe „Lustiges Taschenbuch“: Neuer „Tatort“-Ermittler ist eine Ente
Donald Duck wird Kommissar. Der „Tatort“ aus Entenhausen erinnert an den echten aus Münster oder an den Pott –„Schimauski“ zum Beispiel.
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Was wäre ein Sonntagabend ohne der Deutschen liebsten Zeitvertreib, den „Tatort“? Längst ist der Sportsgeist der Fans gefordert, um zu rätseln, welches Ermittlerduo gerade in welcher Stadt mit welchem Team zusammenarbeitet und welches Zeitgeistthema als Nächstes verwurstet wird.
Um Ermüdungserscheinungen vorzubeugen – und mittlerweile aus Stadtmarketing-Gründen – werden in schöner Regelmäßigkeit ErmittlerInnen ausgetauscht oder neu aufgebaut. Der neueste Kommissar, der allerdings wohl nur einen einzigen Einsatz haben wird, stellt die bekannten Kommissare nun in guter alter, gedruckter Comicmanier in den Schatten: Donald Duck!
Tatsächlich wird dieser im aktuellen, heute erscheinenden „Lustigen Taschenbuch“ zum Kommissar, der manchen Kollegen aus der Fernsehreihe blass aussehen lässt. Doch wie konnte es so weit kommen, dass eine Ente, pardon: ein Erpel, eine solche Position in einem auflagenstarken Kioskprodukt (circa 320.000 Druckauflage) einnehmen konnte?
Angefangen hat in „Tatort Entenhausen“ (Story: u. a. Peter Höpfner; Zeichnungen: Flemming Andersen) alles damit, dass Donald seinen „fürstlich“ bezahlten Job als Reinigungskraft bei Onkel Dagobert verliert, weil er nebenbei auf dem Tablet die Krimireihe mit dem Fadenkreuz angeschaut hat.
Tatort Museum
Donalds Leidenschaft für Krimis inspiriert ihn zu neuer Berufung bei der Polizei. Auf dem nächsten Revier stößt er auf eine Schar Kommissare, die einem Vortrag von Herrn „Schimauski“ lauschen wollen. Donald schmuggelt sich hinein und gerät mitten in die Ermittlungen zu einem Fall, für den handverlesene „Tatort“-Kommissare zusammengetrommelt wurden:
Die berühmte Skulptur „Der Liegende“ (auch ein Erpel) von Gustl Rodäng wurde aus dem Kunstmuseum entwendet. Donald wird kurzerhand als „Presse-Kommissar“ angestellt, damit die „echten“ Ermittler in Ruhe ihrer Arbeit nachgehen können. Doch sein Ehrgeiz ist zu groß, um nur als Strohmann zu fungieren.
Lustiges Taschenbuch 506: „Tatort Entenhausen“. Egmont Ehapa Media, 250 S., 6,50 Euro.
Die schmissig erzählte Story wendet sich bewusst einer deutschen Institution zu, um junge wie ältere Leser anzusprechen, denen die „Tatort“-Schemata bekannt sind und die zugleich gerne über die tragikomischen Missgeschicke der Ducks lachen.
„Tatort“-Fans werden sich das Taschenbuch allein schon wegen des Covers mit Fadenkreuz, vor allem aber wegen der vielen Anspielungen auf die Endlos-Reihe zulegen wollen. Die Parade der Kommissare bildet einige bekannte Charaktere in leichter Abwandlung ab – Münster, Bayern und Ruhrpott sind vertreten – und nimmt so manches Ritual wie die mittägliche Currywurstpause in Köln auf die Schippe.
Reihe stammt ursprünglich aus Italien
Die ungebrochen beliebte, monatlich erscheinende LTB-Reihe hat 2017 ihre 500. Ausgabe und 50-jähriges Jubiläum gefeiert – ein von Disney weitgehend unabhängiger Erfolg, denn die ursprünglich aus Italien stammende Reihe wird fast ausschließlich von europäischen Zeichnern bestritten.
So hat sich über die Jahre ein eigener, von lebendigen, dynamischen Zeichnungen geprägter Stil entwickelt, der auf geistreiche Weise gegenwärtige Themen aufgreift. Wem der rund 40 Seiten umfassende „Tatort“-Fall nicht ausreicht, der kann im aktuellen Heft auch eine gelungene Persiflage auf das Filmgeschäft finden. In „Die Traumfabrik“ spüren Micky und Goofy einem verschollenen legendären Regisseur und seinem letzten Film nach.
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