Aktionswoche gegen Müll: Deutschland zum ersten Mal dabei

Tauschbörsen, Kunst und Diskussionen für weniger Müll – im Rahmen einer Aktionswoche rufen Umweltschützer und Künstler dazu auf, sparsamer mit Rohstoffen umzugehen.

Bild: frollein2007 – Lizenz: CC-BY-SA

BERLIN taz | Von Portugal bis Estland, von Irland bis Malta soll eine Woche lang weniger Müll produziert werden. Deutschland beteiligt sich in diesem Jahr zum ersten Mal an der Europäischen Woche zur Abfallvermeidung. 40 Projekte in verschiedenen Städten beschäftigen sich noch bis Sonntag mit dem Thema - europaweit sind es über 4.000 Aktionen in 17 Ländern. "Deutschland sieht sich zwar immer als die Recyclinggesellschaft, aber bei der Abfallvermeidung sind wir überhaupt keine Vorreiter", sagt Indra Enterlein, Expertin für Abfallvermeidung beim Naturschutzbund Nabu, der die Themenwoche in Deutschland koordiniert.

Rund 380 Millionen Tonnen Abfall werden jährlich in Deutschland produziert. Etwa ein Drittel davon sind Haushalts- und Gewerbeabfälle. Die Recyclingquote liegt zwar bei 75 Prozent, aber bei der Müllvermeidung sieht der Nabu erhebliche Potenziale. "Da sind vor allem die Hersteller in der Pflicht, die bei ihren Produkten und Verpackungen viel mehr darauf achten müssten", sagt Enterlein, "aber auch die Verbraucher können einiges tun."

An die richten sich auch die Projekte in der Abfallvermeidungswoche. Meist mit altbekannten Strategien: Mehrweg- statt Einwegflaschen, reparieren oder ausleihen statt neu kaufen, Brotdose statt Alufolie, Stoffbeutel statt Plastiktüte. "Das weiß eigentlich jeder, aber trotzdem setzen es viele Menschen im Alltag nicht um", sagt Enterlein. Zu den deutschen Aktionen gehören außerdem Verschenk- und Tauschbörsen im Internet, die sowohl bundesweit als auch regional eine Alternative zum Wegwerfen oder Verkaufen sein wollen. Auch verschiedene KünstlerInnen beschäftigen sich während der Aktionswoche mit dem Thema Müll.

"Wir wollen in das Bewusstsein der Menschen bringen, wie viel Abfall vermieden werden könnte", sagt Enterlein. Denn die Situation sei in Deutschland ziemlich festgefahren. Zwar wird gerade über ein neues Kreislaufwirtschaftsgesetz verhandelt, Fortschritte sind damit laut Nabu aber kaum zu erwarten. Der Entwurf aus dem Bundesumweltministerium sehe Recyclingquoten vor, die bereits jetzt erfüllt würden, und spare das Thema Müllvermeidung ganz aus. "Da stecken auch die Interessen der Abfallverwerter dahinter", sagt Enterlein, "die wollen natürlich ihre Müllverbrennungsanlagen auslasten."

Man sei sich durchaus bewusst, dass in der Abfallvermeidung noch Potenziale stecken, heißt es dagegen aus dem Bundesumweltministerium. Deshalb habe man sich ja auch als Partner der Aktionswoche verpflichtet. Aber die Aktionen seien nur ein kleiner Baustein. Und auch das Kreislaufwirtschaftsgesetz sei zunächst einmal nur die Umsetzung einer Richtlinie der Europäischen Union. Ministeriumssprecher Jürgen Maaß: "Wirklich messen lassen müssen wir uns an konkreten Verordnungen und deren Folgen - da wird sich zeigen, ob wir die Ressourceneffizienz noch steigern oder auf dem bestehenden Stand verharren."

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.