Aktionär drängt Air Berlin zur Allianz: Gemeinschaftflüge mit Air France
Der Großaktionär von Air Berlin, die arabische Fluglinie Etihad, spekuliert laut über eine Partnerschaft mit der französischen Konkurrenz. Neues Geld soll es nicht geben.
MÜNCHEN dpa | Die arabische Fluggesellschaft Etihad drängt ihren angeschlagenen deutschen Partner Air Berlin zu einer Allianz mit dem französischen Konkurrenten Air France. „Wenn sich die Möglichkeit dazu anbieten würde, wären wir erpicht darauf“, sagte Etihad-Chef James Hogan der Süddeutschen Zeitung. Ziel sei, dass Air Berlin im Zuge einer Zusammenarbeit Gemeinschaftsflüge mit den Franzosen anbiete.
Weitere Finanzspritzen wollen die Araber den Deutschen nach dem Geldregen vom Jahresbeginn nicht verabreichen. „Air Berlin braucht keinen weiteren Kredit von uns“, sagte Hogan. Bei der Suche nach einem Nachfolger für Air-Berlin-Chef Hartmut Mehdorn legte sich der Manager nicht auf einen Favoriten fest.
Er hält es aber für notwendig, dass das Management im Zuge der Sanierung „harte Entscheidungen“ trifft. Air Berlin sei „eine Airline im Übergang“. Etihad war im Januar zum größten Aktionär aufgestiegen und hatte der zweitgrößten deutschen Fluggesellschaft mit einem Kredit über 255 Millionen US-Dollar (198 Mio Euro) aus der Klemme geholfen.
Air Berlin hat den Großteil der Summe bis zur Jahresmitte bereits abgerufen. Vorstandschef Mehdorn will die Gesellschaft nach jahrelangen Verlusten im kommenden Jahr in die Gewinnzone bringen. Dazu soll neben Kürzungen bei Strecken und Flotte auch der vollzogene Eintritt zum Luftfahrtbündnis Oneworld beitragen.
Die Mitgliedschaft in dem Bündnis, zu dem Fluggesellschaften wie British Airways und Iberia gehören, findet Hogan indes nicht so wichtig. „Oneworld ist sekundär“, sagte er. Er setze stärker auf bilaterale Partnerschaften als auf große Allianzen.
Etihad selbst hatte bereits im Juli Bündnisgespräche mit der französisch-niederländischen Air France-KLM bestätigt. Ziel ist eine Abstimmung der Flugpläne auf der Langstrecke. Air France steckt wegen hoher Schulden und eines defizitären Europageschäfts in schweren Problemen. Etihad hatte 2011 erstmals einen Gewinn eingeflogen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
MLPD droht Nichtzulassung zur Wahl
Scheitert der „echte Sozialismus“ am Parteiengesetz?
Fake News liegen im Trend
Lügen mutiert zur Machtstrategie Nummer eins
Prozess zu Polizeigewalt in Dortmund
Freisprüche für die Polizei im Fall Mouhamed Dramé
Proteste in Georgien
Wir brauchen keine Ratschläge aus dem Westen
Ex-Wirtschaftsweiser Peter Bofinger
„Das deutsche Geschäftsmodell funktioniert nicht mehr“
Förderung von E-Mobilität
Habeck plant Hilfspaket mit 1.000 Euro Ladestromguthaben