Aktion von „Peng“-Kollektiv in Chemnitz: Rin in die Kartoffeln …
Das Künstlerkollektiv machte die Antifa zum Thema eines Ausstellungsprojekts. Das stand kurz vor der Eröffnung noch einmal auf der Kippe.
Das Hufeisen war anscheinend hart an der Grenze. Nur einen Tag vor deren Eröffnung brachte ein Teil der Ausstellung „Gegenwarten“ die Kunstsammlungen Chemnitz am Freitag kurz in die Bredouille.
Nach Auskunft des Peng-Kollektivs verlangte die Museumsdirektion am Freitag die Entfernung von Parteinamen aus einem erläuternden Text aus dem Projekt „Antifa – Mythos & Wahrheit“. Der Wandtext kritisiert CDU, AfD und FDP als Vertreter der sogenannten Hufeisentheorie, also der „fatalen Gleichsetzung von Antifa und gewaltbereiten Neonazis“. Diese Darstellung verstoße gegen das parteipolitische Neutralitätsgebot der Ausstellung, so die Veranstalter. Die Weigerung des Künstlerkollektivs, den Text zu ändern, führte nun dazu, dass, zumindest in der Wahrnehmung der Künstler*innen, der gesamte Komplex abgebaut werden sollte.
Das Peng-Kollektiv erklärte via Twitter, dass man nun die Sachen packe und „Kunstasyl“ suche. Peng legte außerdem wert auf die Feststellung, „dass das Problem hierbei nicht die Kunstsammlungen sind und auch nicht der Museumsdirektor, sondern die staatlichen Anweisungen, die Institutionen einzuhalten haben“. Pressesprecherin Nika Blum erklärt dazu: „Wir können nur ahnen, woher die Weisung stammt, denn wir hatten bisher eine gute Zusammenarbeit mit der Museumsdirektion und wissen um ihr politisches Engagement für Chemnitz.“
Die Stadt Chemnitz widersprach dem Kollektiv kurz nach Öffentlichwerden der Vorwürfe auf Social Media, dass die Ausstellung unverändert stattfinden würde. Kurator Florian Matzner bestätigte gegenüber der taz diese Darstellung. Es habe eine Meinungsverschiedenheit und auch eine Diskussion mit dem Kollektiv gegeben, diese sei jedoch geklärt. Die Veranstalter hätten sich entschieden, wie geplant am Samstagnachmittag zu eröffnen, um mit dem Projekt eine öffentliche Diskussion anzuregen.
Legende einer Antifa-Finanzierung
Das Peng-Kollektiv gab sich von der Wendung überrascht. „Sind wir etwa auf ein Team von noch professionelleren Kommunikationsguerilleros reingefallen?!“, fragten sie sich auf Twitter. Ein gewisser PR-Effekt für die „Gegenwarten“-Ausstellung in Chemnitz in Folge der kurzen Auseinandersetzung lässt sich wohl auch nicht von der Hand weisen.
Peng nutzte die staatliche Förderung der Ausstellung, um zu einem Stückpreis von 1.000 Euro zehn Objekte antifaschistischer Praxis zu erwerben. Ziel war es laut Peng, auf diese Weise die völlig aus der Luft gegriffene Legende einer staatlichen Antifa-Finanzierung vorzuführen.
Schon am Donnerstag hagelte es von rechter Seite empörte Kritik. So erklärte der Chemnitzer Kreisverband der AfD, dass es sich nicht um Kunst handele. Entertainment aber wurde am Freitag immerhin reichlich geboten.
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