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Agrarkonzern BaywaTraditionsfirma in der Energiekrise

Der Konzern Baywa hat Milliardenschulden. Ein Gutachten attestiert seiner kriselnden Energietochter aber eine mögliche Zukunft.

Bei Baywa läuft es nicht gut Foto: David-Wolfgang Ebener/dpa

Freiburg taz | Der Agrarkonzern Baywa ist durch seine Energietochter in Schieflage geraten. Jetzt versucht er, mithilfe der Unternehmensberatung Boston Consulting Group die Kurve zu kriegen. Wie der Konzern mitteilte, liegt ein erster Entwurf eines Sanierungsgutachtens vor, das „positive Zukunftsaussichten“ für die Energietochter Baywa r.e. zeige.

Die Sanierung solle „mit der Umsetzung gezielter Restrukturierungsmaßnahmen“ gelingen. Personelle Veränderungen im Konzernvorstand gehen damit einher, wie das Unternehmen gerade verkündete.

Bereits im Juli hatte der Mutterkonzern in einer Börsenmitteilung von einer „angespannten Finanzierungslage“ gesprochen. Auslöser sind vor allem die Probleme der im Februar 2009 gegründeten Tochter für erneuerbare Energien.

Diese bezeichnet sich selbst als „ein weltweit führender Entwickler, Dienstleister, PV-Großhändler und Anbieter von Energielösungen im Bereich der erneuerbaren Energien“ mit Niederlassungen in 34 Ländern, einem Umsatz von knapp 5,8 Milliarden Euro und mehr als 5.000 Mitarbeitern.

Aktienkurs massiv gefallen

Doch das Geschäft mit Wind- und Solarparks ist in jüngster Zeit ins Stocken geraten, während zugleich die gestiegenen Zinsen den mit mehr als fünf Milliarden Euro verschuldeten Konzern zunehmend belasten. Gläubigerbanken und Hauptaktionäre mussten das Unternehmen schon im August mit einer kurzfristigen Finanzspritze von mehr als einer halben Milliarde Euro stützen.

In Finanz- und Landwirtschaftszeitungen war bereits von der Gefahr einer Insolvenz die Rede. Der Kurs der Baywa-Aktie hat binnen zwölf Monaten rund zwei Drittel seines Wertes verloren.

Überall wird nun das Geld zusammengekratzt. Wie Baywa r.e. jüngst mitteilte, haben Minderheitsaktionäre ihr zusätzliche Gesellschafterdarlehen in Höhe von 36 Millionen Euro bereitgestellt. Zugleich hätten die Baywa AG und ihre Energietochter mit ihren finanzierenden Banken – es ist von rund 50 betroffenen Geldinstituten die Rede – ein Stillhalteabkommen bis zum Jahresende vereinbart.

Im Zuge dessen hätten die Banken zusätzliche Bürgschaftslinien in Höhe von 125 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Doch im kommenden Jahr droht weiteres Unheil: Im September 2025 läuft ein Milliardenkredit aus, der vermutlich nur mit deutlich höheren Zinsen verlängert werden kann.

Vor allem Landwirte sorgen sich. Einige von ihnen haben Flächen für Solarparks an das Unternehmen verpachtet und fürchten ausbleibende Pachtzahlungen. Bei der Versorgung mit landwirtschaftlichen Produktionsmitteln sind die Bauern außerdem oft auf den Mutterkonzern angewiesen, der einst unter dem Namen „Bayerische Warenvermittlung“ firmierte.

Unterdessen versucht die Energietochter, Optimismus auszustrahlen: Für das laufende Quartal gehe man davon aus, „dass die initiierten Verkäufe von Solar-, Wind- und Batteriespeicherprojekten erfolgreich zum Abschluss gebracht werden können“.

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