Afrika leidet unter Bergbauunternehmen: "Zum Valentinstag nur Recycling-Gold"
Viele Goldkonzerne verletzen Menschenrechte, kritisiert der Leiter einer Bürgerinitiative gegen Bergbauprojekte in Ghana. Firmen kontrollierten mittlerweile auch die Justiz.
taz: Herr Owusu-Koranteng, kann man ruhigen Gewissens Goldschmuck zum Valentinstag verschenken?
Daniel Owusu-Koranteng: Ja, aber Sie sollten nur Recyclinggold kaufen. Gold ist seit langem ein Symbol für Reinheit und Liebe. Doch die Produktion etwa in meinem Land verursacht viel Schmerz und Leid in armen Gemeinschaften. Die Bergbaukonzerne verletzen Menschenrechte, vertreiben die Einheimischen, die Luftverschmutzung macht viele Anwohner krank.
Nennen Sie ein Beispiel …
Bei uns will der US-Konzern Newmont teilweise sogar in Waldschutzgebieten Gold abbauen. Allein für die Mine Akyem im Osten Ghanas würden mehr als 9.000 Menschen ihr Land verlieren. Jetzt nutzen sie die Armut der Leute aus und zahlen sehr niedrige Entschädigungen. Für jeden Kakaobaum, der verloren geht, bieten die Unternehmen 7 bis 8 US-Dollar. Dabei verdient ein Bauer mit so einem Baum über 50 Jahre im Schnitt 15 Dollar jährlich. In einer Antwort auf unsere Vorwürfe hat Newmont keine Höhe genannt, sondern nur erklärt, dass die Summen ausgehandelt würden.
Was passiert, wenn Sie so etwas in Ghana sagen?
Vor kurzem wurden fünf Aktivisten festgenommen, die eine Protestversammlung organisiert hatten. Der Richter hat sie zwei Wochen ins Gefängnis geschickt, weil sie die Veranstaltung angeblich hätten anmelden müssen. Die großen Bergbauunternehmen manipulieren die Justiz.
Die deutsche KfW-Bank arbeitet mit Newmont zusammen. Was halten Sie davon?
Die KfW unterstützt eine internationale Initiative, die Schäden durch den Bergbau an anderer Stelle durch Umweltprojekte ausgleichen soll. Das dient nur dazu, das Image von Newmont und anderen Konzernen aufzupolieren. Die KfW sollte deshalb aus dieser Initiative aussteigen.
Newmont wurde als unsozialste und umweltfeindlichste Firma weltweit ausgezeichnet. Hilft Ihnen das?
Das Thema hat international Aufmerksamkeit erregt. Ich bin jetzt auf Einladung der Menschenrechtsorganisation Fian in Deutschland und stelle unseren Fall in der Öffentlichkeit dar. Aber Newmont hat nichts aus der Preisverleihung gelernt. Nach der Veranstaltung haben sie behauptet, dass sie nicht eingeladen gewesen seien. Das ist eine Lüge.
Warum?
Sie wurden zehn Tage im Voraus informiert. Sie haben unserer Bürgerinitative auch wieder vorgeworfen, wir würden uns einfach nicht an den Gremien beteiligen, in denen die Entschädigungen ausgehandelt werden. Dabei sind die Vertreter in diesen Gremien überhaupt nicht gesetzlich legitimiert, für die Bevölkerung zu sprechen. Ihre Wahl wurde von Newmont initiiert. Wir wollen uns nicht an Gesetzwidrigkeiten beteiligen.
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