AfD-Politiker im Bundestag: Brandners Abwahl rückt näher
Der AfD-Bundestagsabgeordnete Stephan Brandner könnte sein Amt als Rechtsausschussvorsitzender verlieren. Zuvor hatte er sich antisemitisch geäußert.
„Das war wahrscheinlich die traurigste Sitzung dieses Ausschusses seit seiner Gründung“, so Bartke weiter. Die AfD habe dokumentiert, dass sie nicht in der Lage sei, für den Rechtsausschuss einen Vorsitzenden zu benennen, der der Würde des Amtes entspreche.
Da sich alle anderen Fraktionen in den vergangen Tagen klar für die Abwahl Brandners ausgesprochen hatten, wird dies höchstwahrscheinlich in der nächsten Sitzung des Rechtsausschusses am kommenden Mittwoch geschehen. Es wäre das erste Mal, dass ein Ausschussvorsitzender im Bundestag seines Amtes enthoben wird. Einen Rücktritt schloss der AfD-Politiker auf Anfrage der taz am Donnerstag noch einmal aus.
Der Jurist war von Anfang an als Ausschussvorsitzender umstritten, weil er bereits aus dem Thüringer Landtag für seine Zwischenrufe bekannt war. In den vergangenen Wochen hatte sich die Kritik anlässlich mehrerer Tweets Brandners noch einmal verschärft. Zuletzt hatte er die Verleihung des Bundesverdienstkreuzes an Udo Lindenberg auf Twitter als „Judaslohn“ verunglimpft und damit wohl die Belohnung für einen Verrat gemeint. Lindenberg hatte die AfD scharf kritisiert. Nach dem Anschlag in Halle hatte Brandner einen Post retweetet, in dem Solidarität mit JüdInnen als „Herumlungern“ vor Synagogen diffamiert wurde. Dafür hatte er sich allerdings entschuldigt.
Auch der nächste Vorsitzende wird ein AfDler
In der Sitzung des Rechtsauschusses am vergangenen Mittwoch hatten alle anderen Fraktionen Brandner zum Rücktritt aufgefordert. Der CDU-Politiker Jan-Marco Luczak hatte zu Beginn der Sitzung gesagt, der Rechtsausschuss wache über die Demokratie und den Schutz des Rechts. Brandner fehlten offenbar Eigenschaften, die für den Vorsitz dieses Ausschusses unabdingbar seien. Die Abgeordneten ließen keinen Zweifel daran, dass sie Brandner abwählen wollen.
Zuvor aber war die Sitzung des sogenannten GO-Ausschusses nötig, weil es in der Geschäftsordnung bislang nur heißt, dass die Ausschüsse ihre Vorsitzenden bestimmen. Wie dies geschieht, ist ebenso wenig geregelt wie die Absetzung. Der Ausschuss geht nach Prüfung aber nun mehrheitlich davon aus, dass eine Abwahl von der Geschäftsordnung rechtlich gedeckt ist.
Das liegt auch daran, dass Brandner sich zu Beginn der Legislaturperiode im Rechtsausschuss als Vorsitzender zur Wahl stellen musste, was eher ungewöhnlich ist. „Wer gewählt wurde, kann auch abgewählt werden“, so hatte Britta Haßelmann, die Parlamentarische Geschäftsführerin der Grünen, ihre Haltung bereits vor der Ausschusssitzung zusammengefasst. Dennoch soll das Verfahren für die Zukunft nun klarer geregelt werden.
Sollte Brandner am Mittwoch abgewählt werden, hat die AfD das Recht, einen neuen Ausschussvorsitzender vorzuschlagen. Nach Absprachen im Bundestag steht ihr der Vorsitz von drei Ausschüssen zu. Dazu gehören neben dem Ausschuss für Recht jene für Finanzen und Tourismus.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Anschlag in Magdeburg
Vorsicht mit psychopathologischen Deutungen
Kochen für die Familie
Gegessen wird, was auf den Tisch kommt
Polizeigewalt gegen Geflüchtete
An der Hamburger Hafenkante sitzt die Dienstwaffe locker
Rekordhoch beim Kirchenasyl – ein FAQ
Der Staat, die Kirchen und das Asyl
Angriffe auf Neonazis in Budapest
Ungarn liefert weiteres Mitglied um Lina E. aus
Mangelnde Wirtschaftlichkeit
Pumpspeicher kommt doch nicht