AfD-Gründer Lucke lehrt in Hamburg: Bernd ist wieder da
Er gründete die AfD mit, aber wofür er stand, ist dort längst nicht mehr mehrheitsfähig. Jetzt wird Bernd Lucke wieder Professor in Hamburg.
![Ein Mann in Schlips und Kragen winkt Ein Mann in Schlips und Kragen winkt](https://taz.de/picture/3585547/14/122791925.jpeg)
Lucke selbst und die Universität mochten sich erst mal nicht zu der Sache äußern. Dafür reagierte am Montag der Allgemeine Studierendenausschuss der Hamburger Hochschule. Entsetzt zeigte sich der Asta-Vorsitzende Karim Kuropka – neben Luckes AfD-Vergangenheit auch über dessen „Ideologie freier Märkte“.
„Die Ansicht, dass Lohndrückerei zu weniger Arbeitslosenzahlen führt, ist schlichtweg falsch“, sagt Kuropka. „Ein massiver Anstieg der Arbeitslosigkeit in den Jahren 2003 bis 2005 als Folge der Agendapolitik belegt dies eindrücklich.“ Weniger staatliche Investitionen, niedrigere Löhne: Eine solche wirtschaftspolitische Wende forderten 2005 im „Hamburger Appell“ Lucke und andere, darunter Thomas Straubhaar, Gründungsdirektor des Hamburgischen Weltwirtschaftsinstituts (HWWI).
„Viele Professoren der Volkswirtschaft vertreten marktradikale Positionen, und genau das hat die AfD massiv befördert“, sagt der Ökonom Thomas Dürmeier, der selbst in Hamburg gelehrt hat. „Eine Universität soll ein Ort des Austausches zwischen linken und rechten Positionen sein, aber gerade linke Positionen werden in der Ökonomie stark zurückgedrängt.“
Sein Fachkollege Rüdiger Bachmann, University of Notre Dame, sieht dagegen keinen Zusammenhang zwischen Luckes früheren wissenschaftlichen Arbeiten und seiner politischen Laufbahn. Lucke habe sich „erst in den 2000ern, vermutlich weil ihm die Politik zu links wurde, an den deutschen orthodoxen Ökonomen orientiert“, sagt er.
Der 56-jährige Lucke werde zum kommenden Wintersemester in den Lehrbetrieb zurückkehren, erklärte die Uni jetzt. Ob er dann auch weiter für die eurokritische LKR arbeiten wird, ist unklar.
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