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AfD-Delegation reist nach BergkarabachNationalisten treffen Nationalisten

Kommentar von Barbara Oertel

Die AfD will in Bergkarabach das christliche Abendland gegen eine islamische Invasion verteidigen. Dabei hat der Konflikt mit Religion nichts zu tun.

Die AfD-Delegation um auf einem Soldatenfriedhof in Stepanakert Foto: reuters

Z ynischer geht es kaum. Bei Gefechten zwischen Armenien und Aserbaidschan sind täglich Opfer zu beklagen. Niemand weiß, wie viele Leben dieser Wahnsinn noch kosten und wie viele Menschen er zu Flüchtlingen machen wird. Und die AfD? Sie hat nichts Besseres zu tun, als eine Delegation in die umkämpfte Region Bergkarabach zu schicken – angeblich, um das christliche Abendland gegen islamische Invasoren zu verteidigen.

Eine derartige Positionierung ist unterkomplex, aber das gehört ja seit jeher zum Markenkern der AfD. Denn der jahrzehntealte Konflikt, der Ende September erneut ausgebrochen ist, ist kein Kampf zwischen christlichen Armenier*innen und muslimischen Aserbaidschaner*innen. Ein Blick in die Geschichtsbücher würde genügen, um sich in diesem Punkt Klarheit zu verschaffen: Im Kern geht es um Grenzen und Territorien; der Konflikt ist eine Erblast aus der sowjetischen Zeit. Doch was die Kenntnis historischer Fakten angeht, gibt es bei der AfD bekanntermaßen so einige blinde Flecken.

Dass ausgerechnet Rechtsextreme wie Andreas Kalbitz jetzt Bergkarabach ihre Aufwartung machen, ist nicht überraschend. Schließlich ist dies nicht der erste derartige Abstecher in die Region. Zudem unterhält die AfD ersprießliche Beziehungen zur armenischen Gruppe Adekvad. Wer einmal die Möglichkeit hatte, sich in den Räumen dieser ultranationalistischen Truppe umzutun und sich von ihrem Chef, Artur Daniljan, dessen menschenverachtende Weltsicht darlegen zu lassen, kann sich nur mit Schaudern abwenden.

Die armenische Staatsführung tut gut daran, nicht der Versuchung zu erliegen, den Besuch dieser deutschen Parlamentarier für eigene Propagandazwecke auszuschlachten. Denn das Unternehmen ist dazu angetan, noch mehr Hass zu schüren – in einer Region, die einen Modus für ein weiteres Zusammenleben finden muss.

Der AfD darf dort nicht das (Schlacht-)Feld überlassen werden. Genau das passiert aber. Die Bundesregierung laviert herum, Europa nicht minder.

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Ressortleiterin Ausland
Geboren 1964, ist seit 1995 Osteuropa-Redakteurin der taz und seit 2011 eine der beiden Chefs der Auslandsredaktion. Sie hat Slawistik und Politikwissenschaft in Hamburg, Paris und St. Petersburg sowie Medien und interkulturelle Kommunikation in Frankfurt/Oder und Sofia studiert. Sie schreibt hin und wieder für das Journal von amnesty international. Bislang meidet sie Facebook und Twitter und weiß auch warum.
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6 Kommentare

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  • die eu und die nato erlauben der türkei in der es eine lange früher zeitweise auch genozidale tradition des hasses auf armenier*innen gibt eine militärische agression gegen die armenier*innen in berg-karabach anzufeuern und zu unterstützen

    nur zwei parteien in deutschland protestieren dagegen die linke und die "a"fd



    sie tun das aber aus sehr verschiedenen gründen .die linke tut es weil weil sie mehrheitlich grundsätzlich gegen krieg ist weil sie trotz der diesbezüglichen bemühungen von opportunistischen allzukoalitionswilligen kräften in der linken noch nicht pronatoistisch gleichgeschaltet ist und weil die kurd*innen die selbst von der türkei angegriffen worden sind einen von der türkei unterstützten angriffskrieg nur ablehnen können



    die "a"fd tut es weil die armenier*innen christ*innen und sowohl die türkei als auch aserbaidschan als auch die dschihadistischen söldner in Erdogans diensten islamisch sind.

    da der eigentliche aggressor die türkei ist-würden wirtschaftssanktionen gegen diese viel dazu beitragen den militärischen konflikt zu beenden.

    wenn die eu nicht imstande oder nicht gewillt ist solche wirtschaftssanktionen zu beschliessen so sollen dies eben einzelne ihrer mitgliedstaaten tun

    wenn das versagen der eu bei der eindämmung von Erdogan dereinst im rückblick als der anfang von ihrem ende erscheinen sollte so wäre das zumindest nicht ungerecht

    armenien gehört geographisch und kulturell betrachtet zu europa.



    vielleicht wird man im rückblick sagen:wenn die europäische union der türkei nicht erlaubt hätte einen krieg in europa anzufangen so wäre sie nicht untergegangen

  • Es wundert mich wie die Menschen hier Kommentare abgeben, ohne diese Region und Länder zu kennen.



    1. Wenn die Krieg zwischen Muslimen und Christen ist, warum steht christliche Georgien und Ukraine hinter Aserbaidschan und muslimische Iran neben Russland hinter Armenien? Anstatt Fantasie muss man die Fakten schauen. Abgesehen, die Russen herrschen seit Jahrhunderte in diese Region und wenn religiöse Auseinandersetzung geben wurde, sind Armenien davon profitiert, wie Autonom Status für 100.000 Minderheit in ein Land.

  • "Dabei hat der Konflikt mit Religion nichts zu tun."



    Und die AfD hat nichts mit Reichsbürgen zu tun.



    Die offene militärische Unterstützung der Türkei für ihre Glaubensbrüder im Osten, teils durch brutale IS-Kämpfer, zeigt ein anderes Bild. Ebenso unterstützt das islamische Malaysia zumindest mit Worten die Ansprüche Aserbeidschans.

  • Dass die AfD sofort dort auf der Matte steht, wo Menschen aus ethnischen oder religiösen Gründen gegeneinander aufgehetzt werden können, muss niemand wundern. Wenn dabei echter Krieg und patriotische Emotionen angesagt sind, schlägt wohl manches Herz höher.

    Leider ist es aber der Autorin des Artikels nicht gelungen, die Leser von ihrer Behauptung zu überzeugen, es handle sich "im Kern ... um eine Erblast aus der sowjetischen Zeit".

    Sicher sind die willkürliche oder vielleicht auch absichtliche Grenzziehung der Territorien innerhalb der früheren UdSSR und die dann übernommenen späteren neuen Staatsgrenzen der Anlass für den kaum lösbar erscheinenden Konflikt.

    Wenn die taz aber nicht -wie angekündigt- eine andere, präzisere "Kenntnis historischer Fakten" liefert, werden alle Beobachter von außen -Öffentlichkeit, Regierungen, Presse und auch die AfD- weiterhin das Blutvergießen um Berg Karabach als ethnisch-religiösen Konflikt zwischen christlichen Armeniern und muslimischen Asserbeischanern betrachten.

  • "Dabei hat der Konflikt mit Religion nichts zu tun."

    Der Konflikt hat zumindest mit unterschiedlichen Völkern zu tun, die sich unter anderem durch ihre Religion unterscheiden.

  • Der Kommentar ist auch unterkomplex:

    "ist kein Kampf zwischen christlichen Armenier*innen und muslimischen Aserbaidschaner*innen. [...] Im Kern geht es um Grenzen und Territorien; der Konflikt ist eine Erblast aus der sowjetischen Zeit."

    Und was machen wir mit dieser Nicht-Information? Natürlich ist es ein Konflikt zwischen mehrheitlich christlichen Armeniern und mehrheitlich muslimischen Aserbaidschanerinnen. Kann mir nicht vorstellen, dass irgendwo Aserbaidschaner auf Seiten der Armenier kämpfen oder umgekehrt.

    Dass die UdSSR das mit doofer Grenzziehung verbockt hat (s. auch Krim), relativiert das Problem doch nicht, dass wir hier zwei Ethnien haben, die sich nicht grün sind.

    Um sich klar für eine Seite zu positionieren, fehlt mir die Info. Die international anerkannte Grenze kann aber nur ein Argument sein, wenn den Armeniern im Gegenzug in Berg-Karabach Autonomierechte gewährt würden. Nur dies würde eine Befriedung ohne Vertreibung oder gar Genozid ermöglichen.