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Ärzte-VereinigungKassenarzt-Chef tritt zurück

Nach vielen Querelen gibt der Chef der Kassenärztlichen Vereinigung sein Amt auf – aus gesundheitlichen Gründen. Die Grünen fordern mehr Transparenz.

Hat lange um sein Amt gekämpft, nun tritt er zurück: Andreas Köhler. Bild: imago/Thomas Lebie

BERLIN taz | Der seit Monaten schwelende Machtkampf innerhalb der Vorstandsetage der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) geht in eine neue Runde: Am Donnerstag trat der ebenso machtbewusste wie umstrittene Vorstandsvorsitzende Andreas Köhler zurück. Er lege sein Amt „aus gesundheitlichen Gründen“ zum 1. März nieder, teilte der Verband mit. Im November hatte der 53-jährige Spitzenfunktionär einen Herzinfarkt erlitten.

Für die 150.000 niedergelassenen Ärzte und Psychotherapeuten in Deutschland, deren oberste Lobbyorganisation die KBV ist, kommt der Schritt dennoch überraschend. „Der heutige Tag stellt eine Zäsur dar“, erklärte Hans-Jochen Weidhaas, der Vorsitzende der Vertreterversammlung, dem Parlament der KBV.

Trotz angeschlagener Gesundheit hatte Köhler stets um sein Amt gekämpft – und gegen seine Hauptkontrahentin, die Ko-Vorsitzende Regina Feldmann. Zuletzt war das tiefe Zerwürfnis zwischen Köhler, einem Experte für Haushalt und Finanzen, und Feldmann, einer ausgewiesenen Hausärzte-Lobbyistin, im Dezember das einzige Thema einer außerordentlichen Vertreterversammlung in Berlin: Damals bot Köhler aus der Reha-Klinik heraus seinen Rücktritt an, sofern auch Feldmann ihr Amt niederlege. Diese lehnte ab. Anschließende, gegenseitige Abwahlanträge scheiterten; die Führung blieb im Amt.

Teil der Auseinandersetzung ist die Frage um eine Strukturreform, ob also tatsächlich nur Hausärzte innerhalb der KBV zuständig sein sollen für die Belange von Hausärzten – was Feldmann befürwortet – und Fachärzte für die von Fachärzten. Köhler und das Ärzteparlament lehnen das ab; Union und SPD dagegen machen sich hierfür in ihrem Koalitionsvertrag stark.

Astronomisches Gehalt

Bei vielen Ärzten außerhalb der Funktionärsebene ist der streitlustige Köhler beliebt, denn in den alljährlichen Honorarverhandlungen mit den gesetzlichen Krankenkassen hat er stets Steigerungen für die niedergelassenen Ärzte ausgehandelt, die prozentual weit über dem in anderen Branchen Üblichen lagen. Die Ärzte dankten ihm dies mit einem astronomischen Gehalt – 350.000 Euro pro Jahr war Köhler ihnen wert. Nach massiver Kritik, unter anderem von dem damaligen Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr (FDP), wurde diese Summe dann zuletzt ein wenig gekürzt.

Köhlers Rücktritt wird der KBV aber nicht bloß eine neue Personaldebatte bringen. Der Verband wird aktuell auch erschüttert von Finanzquerelen, die Rede ist von möglichen Steuervergehen und undurchsichtigen Immobiliengeschäften.

Der gesundheitspolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Jens Spahn, bedauerte Köhlers Rücktritt: „Ich habe mit Herrn Köhler immer gut und verlässlich zusammengearbeitet. Für die Zukunft wünsche ich ihm alles Gute“, schrieb er in einer Pressemitteilung.

Die grünen Gesundheitspolitiker Harald Terpe und Maria Klein-Schmeink sagten, die KBV stehe vor erheblichen Herausforderungen als Teil der Selbstverwaltung, aber auch als wichtiger Akteur bei der künftigen Entwicklung des Gesundheitswesens: „Das Versorgungssystem muss die Trennung zwischen den Sektoren überwinden und sich deutlich stärker als bislang an den Belangen der Patienten orientieren.

Die KBV muss überdies daran mitwirken, die Selbstverwaltung transparenter zu gestalten. Wir hoffen zudem, dass die Spaltung zwischen den Fachärzten und den Hausärzten endlich überwunden wird“, so Terpe und Klein-Schmeink.

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3 Kommentare

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  • DM
    Die meisten Ärzte sind Feiglinge und denken nur an ihr Einkommen

    Wann melden sich die Ärzte endlich laut zum Thema zentrale Speicherung der Patientenakten (eGK) vs. ärztliche Schweigepflicht und Vertrauensverhältnis Arzt-Patient? Wann informieren die Ärzte geschlossen ihre Patienten über die Sauerei, die mit der eGK kommt und setzen so einen Gegenpol zur Disinformation und den Lügen der Presse, des öffentlich-rechtlichen Rundfunks, der Krankenkassen und des Gesundheitsministeriums? Geht es den Ärzten nur noch um ihr Geld?

     

    http://stoppt-die-e-card.de/

    • S
      Susanne
      @Die meisten Ärzte sind Feiglinge und denken nur an ihr Einkommen:

      Ich warte auch darauf, dass sich die ÄrztInnen zu den von denen täglich vollzogenen Bruch des Arzt-/ Ärztinnen-Geheimnis stellen!

      Genauso müssen die Vorwürfe an die leichtgläubigen NutzerInnen von so genannten Gesundheitskarten gerichtet werden, die die elektronische Gesundheitskarte sich ausstellen lassen haben.

      Nun ja, mir hatte das auch ganzstolz ein Mensch gesagt, er habe die eGK sich ausstellen lassen. Der genannte Mensch ist (seiner Aussage gegenüber mir zufolge) bei Datencourage Mitglied. Datencourage ist aus dem vormaligen Verein foebud hervorgegangen.

      Ich woollte Mitglied bei Datencourage werden. Da ich nun aber von einem Mitglied von Datencourage die eGK in den höchsten Tönen schmackhaft bekommen habe (verbunden mit der Drohung, wenn ich mir die eGK nicht ausstellen ließe, würde ich beim Arzt nicht behandelt), hat mich das davon abgebracht, dem Verein Datencourage beizutreten.

      Und die eGK hat für mich meine Krankenkasse in ihrem eigenen Chaoos zu liegen; die eGK habe ich jedoch verweigert, an mich zu nehmen und verwende stets noch die alte, herkömmliche, so genannte 'Gesundheitskarte'. Geht alles.

      Wenn die herkömmliche 'Gesundheitskarte' qua Verfallsdatum ungültig wird, hole ich mir keine 'Gesundheitskarte' mehr, will heißen, die eGK habe ich dann halt nicht. Muss auch so gehen.

      Bei der eGK hat eindeutig die Bürokratie vor der Menschlichkeit gesiegt. Der dumme Michel und die dumme Micheline haben ihre Handlungsfähigkeit und ihr Privatleben den Kranken-, ähm, Gesundheitskassen an der Theke ausgeliefert.

      Willfährige AkteurInnen in dem abgekarterten 'Spiel' sind dazumal noch: Wissenschaftliche DokumentarInnen, ArchivarInnen, BibliothekarInnen und Menschen mit ähnlichen Berufsabschlüssen. Allesamt FanatikerInnen der lückenlosen Erfassung von Menschen.

      Allesamt ent-politisiert.

      • S
        Susanne
        @Susanne:

        www.digialcourage.de muss es heißen - und nicht datencourage.

        Mit freundlichen Grüßen,

        Susanne.