Ärger um Vergabeverfahren: Der alte Mann und die Wut
Er ist der J.R. Ewing Hannovers: Der Bauunternehmer Günter Papenburg. Jetzt ist er auf höchst unterhaltsame Weise mit der Politik aneinander gestoßen.
M an kann über alte weiße Männer ja schimpfen wie man will, wenigstens sind sie unterhaltsam, finde ich. Vor allem in der Ausführung mit galoppierendem Altersstarrsinn, die in Hannover gerade Konjunktur zu haben scheint.
Da haben zuletzt Gerhard Schröder (SPD) und Martin Kind (Hannover 96) sehr hübsch performt, jetzt versucht sich der Bauunternehmer Günter Papenburg (83, nicht mehr CDU) darin. Und eines muss man neidlos anerkennen: Der alte Mann entwickelt damit im Alleingang mehr Unterhaltungswert als der gesamte bisherige Landtagswahlkampf.
Günter Papenburg ist das, was man einen „Baulöwen“ nennt und benimmt sich wirklich ganz, ganz genauso. Zu seinem 80. Geburtstag kaufte er sich ein Ständchen und ein Bussi von Helene Fischer. Gefeiert wurde in der ZAG-Arena, Hannovers größter und defizitärster „Eventhalle“, die Papenburg selbst zu Expo-Zeiten hinklotzen ließ.
Papenburg, der Anfang der 60er-Jahre mit einem Transportunternehmen startete und dann am Bau und in artverwandten Branchen groß wurde, hat zu Wendezeiten volkseigene Betriebe aufgekauft, mit Gerhard Schröder den Ostblock bereist, als Investor, Teilhaber und Sponsor immer mal wieder für Schlagzeilen und spektakuläre Gerichtsverfahren gesorgt.
Das Firmenkonglomerat unter seinem Namen führt er mittlerweile zusammen mit seinen Kindern, aber immer noch selbst. Kurzum: Wenn er Russe wäre, würde man ihn einen Oligarchen nennen, wenn er Araber wäre, ein Clanoberhaupt, aber hier beschränkt man sich auf Umschreibungen wie „hemdärmliger“, „robuster“, „streitbarer“ Familienunternehmer.
Weil der Minister spurt, tritt er aus der CDU aus
Als solcher hat er sich nun furchtbar darüber aufgeregt, dass er bei der Ausschreibung des mindestens ebenso umstrittenen Südschnellweges nicht zum Zuge kam. Und wie man das in seiner Welt wohl so macht, hat er dann eben böse Briefe an den Wirtschaftsminister Bernd Althusmann (CDU) geschrieben.
Als der auch noch die Frechheit besaß, ihn nicht einmal anhören zu wollen, gab Papenburg nach eigenen Angaben sein CDU-Parteibuch zurück, drohte, sein Unternehmen aus Niedersachsen abzuziehen und steckte das Ganze brühwarm der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung (HAZ) – der rein zufällig auch noch der gesammelte Schriftverkehr vorliegt.
Das Wirtschaftsministerium verweist nun darauf, dass so eine EU-weite Ausschreibung ja ein streng geregeltes, formales Verfahren ist, auf das man keinen Einfluss nehmen dürfe.
Auch Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) und die Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD) reagierten wohl „schmallippig“, wie die HAZ notierte, als Papenburg sie anlässlich eines Wahlkampfbesuchs in seiner Firma damit konfrontierte, dass er die benötigten Tunnel doch viel günstiger bauen könnte als die vermaledeiten Österreicher, die sich sonst noch auf die Ausschreibung beworben hätten.
Dabei fiel auch mein Lieblingssatz in dieser Affäre: „In Bayern wäre das nicht passiert“ soll Papenburg gesagt haben. Ach ja, Bayern: Wo Vetternwirtschaft und Korruption noch funktionieren. Geh doch nach Süden, möchte man ihm zurufen. Aber dann wird es hier ja langweilig.
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