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Ärger um Iran-Besuch eines FDPlersGrass-Hälmchen für Ahmadinedschad

Ein Delmenhorster FDP-Landtagskandidat trinkt Tee mit Irans Machthaber Ahmadineschad und findet den ganz schlau. Seine Partei erwägt den Ausschluss.

Germans to the front: Der Delmenhorster FDP-Landtagskandidat Claus Hübscher und seine Delegation beim Irren von Teheran. Bild: dpa

DELMENHORST taz | So ganz mag der Delmenhorster FDP-Landtagskandidat und -Vizekreisvorsitzende Claus Hübscher die Empörung über seine Audienz beim iranischen Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad nicht verstehen.

Niedersachsens FDP-Landeschef Stefan Birkner dagegen ist „in höchstem Maße irritiert“, schließt weder einen Parteiausschluss des 65-Jährigen noch Konsequenzen für die Landtagskandidatur aus. Delmenhorsts Jüdische Gemeinde äußert sich enttäuscht über Hübscher, der seit Jahren zu ihrem Freundeskreis zählt. Hübscher selbst, FDPler seit 1978, sieht sich als „Grass-Hälmchen von Delmenhorst“, wie er der taz sagt.

Zehn Tage war der einstige Volkshochschul-Geschäftsführer im Iran unterwegs. Organisiert wurde der Trip von Yavuz Özoguz, Vorsitzender des zeitweise vom Verfassungsschutz beobachteten Vereins „Islamischer Weg“ und Betreiber des Internetportals „Muslim-Markt“, wo offen gegen den „Pseudostaat Israel“ gehetzt wird.

Hübscher nennt Özoguz einen „exzellenten Korankenner“, die Mitreisenden eine „illustre Truppe kritischer Geister“: Darunter etwa der Journalist Jürgen Elsässer, einst Jungle World-Gründer, heute für seine Forderung nach einer „Volksfront gegen Finanzkapital“ von der NPD bejubelt.

Er sei nie Antisemit gewesen und auch nach der angeblich kurzfristig anberaumten Audienz keiner geworden, beteuert Hübscher. Von Ahmadinedschads Holocaustleugnungen, seinen Aufrufen zum Kampf gegen Israel distanziert er sich mittlerweile zwar in einer Presseerklärung der FDP.

Gegenüber der taz betont er dennoch, nach seinem „Eindruck ist Ahmadinedschad nicht so dumm, historische Tatsachen zu leugnen“. Ebenso will er die „Botschaft“ des Präsidenten vernommen haben, dass der Iran weder Atomwaffen besitze noch entwickle. „Heftige Kritik an der Politik Israels“, findet er, „müssen die jüdischen Freunde aber vertragen.“

Die Empörung über seine Reise nennt Hübscher schlicht einen „Versuch, meine politische Existenz zu zerstören“. Und fügt hinzu: „Fallschirmspringer bin ich übrigens nicht.“

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14 Kommentare

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  • B
    blabla

    So langsam könnte man meinen, dass die TAZ-Leser verstanden haben, was Ironie ist und was nicht. Man muss sich nur mal andere Bildunterschriften angucken, um zu merken, dass diese auf keinsten Ernst gemeint sind.

    Seit wann hat die TAZ eigentlich Leser auf BILD-Niveau?

  • J
    Jun

    Nicht einmal Ihr seid Euch zu schade für eine "irrer-von-teheran" Bildunterschrift?

    Man darf wohl wirklich keine Puplikation aus dem Holzfäller Zeitalter lesen. :(

     

    Da hatten wir ja Glück, das auser Axel Springer niemand den Willy Brandt loswerden wollte, weil der sich herrabgelassen hat, sich mit Unmenschen zu treffen.

     

    Chapeau auf den Fallschirm Spruch ^_^

  • H
    Hinweis
  • E
    eksom

    Wenn die Bundeskanzlerin mit Putin oder dem chinesischem Präsidenten trinkt, regt sich doch kein Demokrat auf? Sonderbar, oder?

    Wenn einige andere FDP-ler mit Gaddafi und Co. früher gesoffen haben, machte das auch keine Schlagzeilen.

    Diese Doppelmoral ist doch einfach zum kotzen.

  • D
    Detlev

    Der Typ heißt Yavuz Özoguz!

     

    Ich weiß nicht, ob man einen Politiker für eine Reise und Händeschütteln sofort aus einer Partei ausschließen kann. Letztlich hat die FDP-Delmenhorst oder der Landtagskandidat diese Reise ja auch nicht organisiert. Juristisch würde m.M. ein Ausschlussverfahren wohl scheitern, zumal er nach meinem Wissen öffentlich nicht direkt für Ahmadinedschads skandalöse Äußerungen geworben oder diese verteidigt hat.

     

    Ich würde mir schon eher die Frage stellen, warum er überhaupt als Delmenhorster Politiker eine Iran-Reise mitgemacht hat, denn richtig privat war sie ja auch nicht.

     

    Und nicht nur Özoguz wird vom Verfassungsschutz überwacht, auch Abgeordnete der Linken erhalten diese Behandlung und in einigen Bundesländern werden auch direkt Agenten auf die Partei angesetzt und es werden auch geheimdienstliche Mittel benutzt, um Informationen zu gewinnen. Dieses Element alleine reicht wohl kaum für einen Parteiausschluss, zumal die Schwester von Özoguz sogar im Bundestag für die SPD sitzt und demnach wohl auch verdächtig hätte sein müssen.

     

    Mich überrascht ein wenig die anti-liberale Darstellung dieser Reise. Vielleicht hätte man auch mal ein Interview mit einem anderen Teilnehmer machen sollen, um zu erfahren, was die eigentlich in Teheran wollten.

  • R
    Roland

    Sehr merkwürdig, die Mehrzahl der Kommentare hier. Die deutsche Linke solidarisiert sich, und zwar mit empathischer Wucht, nicht rational und strategisch, mit dem klerikalen Unterdrückungsregime im Iran. Und wenn die taz zu diesem Regime, selten genug, ein paar offene Worte findet, wird in den Kommentaren mit Schaum vor dem Mund losgekeilt. Emotionale Höhepunkte sind dann die Vergleiche mit "Bild" und die Drohung mit der Abo-Kündigung.

  • SD
    Stimme der Demokratie

    Kuscheln mit einem Despoten. Eine illustere Reisegesellschaft. Atomproblem gelöst und Nahostproblem gelöst. Genial der Mann.

    Dürfte man ihn - in freundschaftlicher, heftiger Kritik - ein Mega-Astloch nennen und ihm den Tod wünschen? Ist eine Frage, nicht mein Wunsch, aber 100% nach seiner Logik, quasi ein ihm vorgehaltener Spiegel.

    Aber merkwürdig finde ich, wie es die TAZ schafft Elsässer, den Grenzgänger zwischen rechts und links, und seine Ergüsse zu ignorieren. Sorry, konnte nicht wissen, dass die TAZ gerade an einem zusätzlichen Artikel über Elsässers Diktatoren-Verehrung schreibt. Ich freue mich auf den Hinweis auf den linken Antisemitismus als eine Schnittstelle zu den Nazis.

  • EB
    Early Bird

    Den Kommentar,'Fallschirmspringer bin ich übrigens nicht' kam mir gleich als ich die Überschrift gelesen habe! Iran loves Israel and Israel loves Iran!

  • M
    Micha

    der Irre von Teheran ???... is das jetzt hier die BILD ??

  • J
    Julian

    Ich finde es schon befremdlich, mit welch plumpen Mitteln hier Stimmung gemacht wird. Ich zitiere einfach mal:

    1. Der "irre von Teheran". Das wär doch ne perfekte BILD-Überschrift.

    2. "Betreiber des Internetportals „Muslim-Markt“, wo offen gegen den „Pseudostaat Israel“ gehetzt wird". Vielleicht solltet ihr noch erwähnen, dass sich die Seite für Demokratie, Integration und gegen Terror einsetzt. Israel wird kritisiert und das ist auch völlig legitim.

    3. "Darunter etwa der Journalist Jürgen Elsässer, einst Jungle World-Gründer, heute für seine Forderung nach einer „Volksfront gegen Finanzkapital“ von der NPD bejubelt." Erstmal nennt sich das ganze Volksinitiative und nicht Volksfront. Zweitens hat er jegliche Zusammenarbeit mit der NPD ausgeschlossen. Drittens ist der Typ ein ultralinker und kein Nazi. Man kann sich halt nicht aussuchen, von wem man bejubelt wird.

     

    Was soll die Scheiße, die ihr hier schreibt?

  • P
    Peter

    Ein kluger Kommentar des FDP-Mannes, daß er kein Fallschirmspringer sei. Hoffentlich auch kein VW-Phaeton-Fahrer. Aber wie wir aus den Final-Destination-Filmen wissen, ist Gevatter Tod erfinderisch.

  • H
    Hirschbaum

    Aufschlussreiches Signal von unerwarteter Seite: Schattenaussenminister Hübscher (auch fdp) durchbricht einfach die Medienphalanx der Iranverteufelungskampagne auf elegante Weise.

     

    Sein Besuch wirft die bohrende Frage auf, ob Medien uns nicht seit Jahren ein nutzloses Zerrbild von der Staatsführung des Iran verkauft haben (siehe vormals Irak). Tja, Aussenminister Westerwelle (noch fdp) aber schweigt hartnäckig zu politischen Fragen (oder wird nicht zitiert).

     

    Da tut sich ja ein bemerkenswert breit gefächertes Erscheinungsbild innerhalb der zerfallenen Kleinregierungspartei auf.

  • IQ
    Ignaz Quadratwurzel

    Man und auch die taz sollte davon ausgehen, dass noch nicht einmal „Holocaustleugnungen“ eines Ahmadinedschad als gesichert gelten können.

    Wer das Interview von Ahmadinedschad mit Larry King gesehen hat, der weiß, dass es noch nicht mal dem gelang, eine solche „Leugnung“ aus Ahmadi hervorzukitzeln.

    Wohl aber nutzte er die Frage, wenn der Massenmord an Menschen jüdischer Religion oder Abstammung in Europa stattgefunden habe, warum gibt es dann einen israelischen Staat in Palästina und nicht in Europa.

    Aussagen wie die über den „Muslim-Markt“, „wo offen gegen den „Pseudostaat Israel“ gehetzt“ werden soll machen den Beitrag über die Reise des FDPlers auch nicht besser.

     

    Was wirft man ihm denn nun eigentlich vor?

    Auch Claus Kleber war schließlich in den Iran gereist, hatte sich danach allerdings ein Interview zurechtgeschnitten, dessen Originalfassung dazu geradewegs konträr wirkte.

     

    Kann es denn der „Dunstkreis“ bei dieser Reise sein?

     

    War „Journalist Jürgen Elsässer“ nicht lange dem Henryk M. Broder in seinen Aussagen zum verwechseln ähnlich, schrieb er nicht lange Zeit für die Jüdische Allgemeine, jetzt das Sprachrohr für Dieter Graumann im Kampf gegen Grass, Gazahiffsflotten und kritischer Berichterstattung über „Israel“ ?

    Nun will man ja nicht hoffen, dass Schlingerkurse wie bei Elsässer, zu solchen wie bei Horst Mahler werden und

    auch die taz noch die Kurve kriegt, nicht ab zu gleiten. Sorge hätte ich da schon,

    wenn auch nicht wirklich, denn man muss sie ja nicht kaufen.

  • R
    rolfmueller

    Wer immer die Bildunterschrift über den „Irren von Teheran“ verfasst hat, fühlt sich offenbar persönlichen in der Pflicht, in Deutschland für die richtige Kriegsstimmung gegen den Iran zu sorgen.

    Mit kritischem Journalismus hat das jedenfalls nichts zu tun, das ist Hass aus der untersten „Bild“-Schublade.

    Oft werde ich mir solchen Müll von der taz nicht mehr bieten lassen, dann bestelle ich sie ab.