Adventskalender (20): Ein Weg aus der Pflegesackgasse

In Berlin ist ein Modellprojekt gestartet, um internationale Pflegefachkräfte einfacher in den deutschen Arbeitsmarkt zu integrieren.

Eine Pflegefachkraft begleitet eine ältere Person, die einen Rollator vor sich herschiebt, durch die Gänge eines Pflegeheimes.

Händeringend wird in der Pflege nach Fachpersonal gesucht, auch aus dem Ausland werden geschulte Fachkräfte angeworben Foto: Christoph Schmidt/dpa

Es gibt sie noch, die nicht ganz so schlechten Dinge – auch wenn sie derzeit rar gesät sind. In diesem Advent zaubern wir jeden Tag etwas Meckerfreies aus unserem Kalender. Sei’s politisch, musikalisch, kulinarisch oder – wie heute – arbeitspolitisch.

Wenn es um Personalnotstand in der Pflege geht, wird immer wieder auf die dringend notwendige Anwerbung internationaler (Pflege-)Fachkräfte verwiesen. Vor einigen Monaten erst sind Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) und Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) auch dafür nach Südamerika gereist.

Was dabei häufig übersehen wird, ist die Tatsache, dass es für Menschen, die ihren Berufs- oder Universitätsabschluss außerhalb der EU gemacht haben, alles andere als einfach ist, sich diesen in Deutschland anerkennen zu lassen. Ganz zu schweigen von den Kosten, die durch das Anerkennungsverfahren anfallen können – bis zu 600 Euro, in Einzelfällen sogar mehr.

Ende November startete daher ein neues Modellprojekt des von der Senatsarbeitsverwaltung koordinierten Regionalen Integrationsnetzwerkes Berlin (RIN). In Zusammenarbeit mit der Stiftung SPI bietet das RIN jetzt einen Anpassungslehrgang an, der ebenjene internationale Kol­le­g:in­nen in einem siebenmonatigen Lehrgang zu Pflegefachkräften entsprechend des Pflegeberufegesetzes weiter qualifiziert. Das Besondere und bundesweit Einmalige an dem Projekt ist ein integrierter und vor allem fachbezogener Sprachkurs.

Ausgesprochen gutes Lernklima

Insgesamt 23 Teil­neh­me­r:in­nen zählt der erste Lehrgang. Und die Motivation sei sehr hoch, sowohl unter Teil­neh­me­r:in­nen als auch unter den Dozent:innen, berichtet Anna Maria Stahl-Czechowska vom RIN der taz. Auch das Lernklima sei ausgesprochen gut. Die Teil­neh­me­r:in­nen des Lehrgangs würden sich im hohen Maße am Unterricht beteiligen, auch im Sprachkurs. Zugleich stünden die Fach- und Sprach­lehrer:innen im regen Austausch miteinander, so Stahl-Czechoswka.

Der Lehrgang ist Teil des Anerkennungsprozesses – und für die Teilnehmenden kostenfrei. Parallel zum Fach- und Sprachunterricht arbeiten sie bereits in Berliner Pflegeeinrichtungen. Die Praxisnähe soll den späteren vollständigen Einstieg in den Arbeitsalltag erleichtern. Nach erfolgreichem Abschluss des Lehrganges und unter Vorlage eines B2-Sprachzertifikats können die Ab­sol­ven­t:in­nen unmittelbar in der Pflege eingesetzt werden.

Für das kommende Jahr wie auch für 2025 sind bereits weitere Lehrgänge in Planung. Außerdem will man das Projekt auf weitere Berufsgruppen ausweiten. Für internationale So­zi­al­päd­adgo­g:in­nen bietet die Stiftung SPI bereits ähnliche Lehrgänge an, allerdings ohne Sprachkurs.

Das Modellprojekt lässt hoffen. ­Zukünftig könnte es dadurch einfacher sein, internationale Fachkräfte nicht nur besser anzuwerben, sondern auch schneller in den deutschen Arbeitsmarkt zu integrieren. Klar ist: Sie werden händeringend gebraucht.

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