Adventskalender (12): Mal ganz woanders im Kino
Wo es in Berlin keine Kinos gibt, verwandelt Filmwissenschaftlerin Irina Vogt einmal im Monat Kulturhäuser in ein Kino und zeigt alte Klassiker.
Es gibt sie noch, die nicht ganz so schlechten Dinge – auch wenn sie derzeit rar gesät sind. In diesem Advent zaubern wir jeden Tag etwas Meckerfreies aus unserem Kalender. Sei’s politisch, musikalisch oder kulinarisch. Oder, wie heute, mal auf der Leinwand. Film ab!
„Mephisto“, „Hälfte des Lebens“ oder „Im Westen nichts Neues“ – wer diese Filme in den letzten Monaten gern noch einmal sehen wollte, ist bei den Filmreihen von Irina Vogt richtig. Die Filmwissenschaftlerin zeigt historische Filme in Baumschulenweg, Karlshorst, Bohnsdorf und in einer Lichtenberger Wohnungsgenossenschaft. Alle Orte, wo es keine Kinos gibt. So werden dann einmal im Monat die Kulturhäuser in ein Kino verwandelt. Für AnwohnerInnen eine Chance auf ein Kinoerlebnis.
Vogt spricht eine Einführung, ordnet den Film in die Entstehungszeit ein. Manchmal zitiert sie alte Rezensionen, verteilt Besetzungslisten, oder die ZuschauerInnen erfahren etwas über das weitere Schicksal der AkteurInnen.
Bis zu 80 BesucherInnen kommen in das Karlshorster Kulturhaus, mehrheitlich aus der Altersgruppe 50 plus, „eine zahlenmäßig große Altersgruppe, die wohnortnah kulturelle Angebote braucht“, sagt Irina Vogt.
„Es sind selten Mainstreamfilme, die ich zeige“, sagt Irina Vogt. „Ich freue mich, dass die von mir geliebten Filme ein Publikum finden.“
Die ZuschauerInnen merken das emotionale Verhältnis der Filmwissenschaftlerin zu den Filmen, die sie zeigt, was dazu beiträgt, dass sich in den zwölf Jahren, in denen sie die Filmabende macht, ein Stammpublikum bildete. Lob vom Publikum für ihre Filmauswahl und ihre Einführungsvorträge würde sie ermutigen, sagt sie der taz. „Einmal hat mir eine Familie sogar frisches Obst aus dem Garten geschenkt. Über diese Geste habe ich mich sehr gefreut.“
Vogt studierte Film- und Fernsehwissenschaften an der Filmuniversität Babelsberg Konrad Wolf in Potsdam, arbeitete als Regieassistentin im Fernsehen der DDR und beim MDR. Aktuell ist sie nicht nur als Filmvorführerin, sondern auch als Schauspielerin und ehrenamtliche Kommunalpolitikerin unterwegs.
Die Filme sucht sie anlassbezogen aus. Solche Anlässe sind beispielsweise gesellschaftliche Ereignisse wie Jahrestage des Mauerfalls oder Geburtstage von SchauspielerInnen. Und natürlich Weihnachten. In der Vorweihnachtszeit gibt es am Dienstag im Kulturbund Baumschulenweg „Wintermärchen“, eine Romanze auf der Suche nach Liebe und Glück im winterlichen Paris von dem französischen Regisseur Eric Rohmer. Am 15. Dezember zeigt sie in der Kulturküche Bohnsdorf den Märchenfilm „Das kalte Herz“ und am 21. Dezember im Kulturhaus Karlshorst „Merry Christmas“, einen französischen Antikriegsfilm über Verbrüderungen an der Front im Ersten Weltkrieg zu Weihnachten im Jahr 1914.
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