Adventskalender (10): Sonntags im Museum
Rot-Rot-Grün hat es eingeführt, CDU und SPD setzen es fort: Am ersten Sonntag im Monat gibt es Museum für umsonst.
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Es gibt sie noch, die nicht ganz so schlechten Dinge – auch wenn sie derzeit rar gesät sind. In diesem Advent zaubern wir jeden Tag etwas Meckerfreies aus unserem Kalender. Sei's kulinarisch oder klimatisch, mobil oder musikalisch. Oder, wie heute, mal museal.
Es waren Familien mit vielen Kindern, die am Sonntag in das Technikmuseum in Kreuzberg strömten. Kein Wunder, denn es war der Erste im Monat. Und da haben die meisten Berliner Museen seit Mitte 2021 eintrittsfrei geöffnet.
Das Angebot ist begehrt. Zwischen 60.000 und 66.000 BesucherInnen kamen laut Senatskulturverwaltung in diesem Jahr an jedem eintrittsfreien Sonntag in die insgesamt 75 beteiligten Museen. Im August waren es sogar 78.000 – ein neuer Höchstwert. Darüber hinaus gibt es durchschnittlich 135 Veranstaltungen pro Monat wie Mitmachangebote für Kinder oder kostenlose Führungen durch die Häuser.
Das Technikmuseum gehört neben dem Museum für Naturkunde und der Neuen Nationalgalerie zu den an diesen Sonntagen am meisten besuchten Häusern. Auch im Naturkundemuseum tummeln sich viele Kinder, bewundern die Dinosaurier und den Sternenhimmel, während die Neue Nationalgalerie hauptsächlich von älteren Menschen besucht wird.
Aber auch kleinere Museen freuen sich über große BesucherInnenzahlen. Nach Angaben der Senatsverwaltung waren das in diesem Jahr vor allem das Centrum Judaicum – Neue Synagoge Berlin, das Bröhan-Museum, die Friedrichswerdersche Kirche und das Brücke-Museum.
Ghidey (15) aus Äthiopien ist mit seinen Eltern und zwei Geschwistern ins Technikmuseum gekommen. Im Lokschuppen bestaunt er die historischen Eisenbahnen. Vor dem Zug, der Juden in die Vernichtungslager brachte, bleibt er betroffen stehen und übersetzt die Erklärungstafeln für seine Eltern.
Selfie mit Flugzeug
Der Flüchtlingsjunge lebt erst seit gut einem Jahr in Berlin und besucht erst zum zweiten Mal in seinem Leben ein Museum. Seit er in der Schule von dem eintrittsfreien Angebot gehört hat, will er mit seiner Familie regelmäßig das Angebot nutzen. Im obersten Stockwerk schießt er ein Selfie von sich vor den Flugzeugen. Die Fotos will Ghidey am Montag in der Schule zeigen.
In den meisten Häusern ist es nötig, vorab ein kostenloses Onlineticket zu buchen. Das wurde in der Coronazeit wegen der Hygieneregeln eingeführt, da der Museumssonntag so begehrt ist, halten die VeranstalterInnen an den vorab zu buchenden Onlinetickets fest, um eine Überfüllung zu vermeiden. Ins Technikmuseum kommt man wegen des riesigen Besucherandrangs ohne Onlineticket nicht hinein, andere Häuser haben noch Reserven.
Die Buchung der Onlinetickets ist eine Woche vor dem Museumssonntag möglich. Für besonders begehrte Häuser empfiehlt es sich, bereits einige Minuten nach Mitternacht zu buchen, um nicht leer auszugehen.
Der von Rot-Rot-Grün eingeführte kostenlose Museumssonntag wird auch 2024 von Schwarz-Rot weitergeführt. Einige Einrichtungen sind in diesem Jahr hinzugekommen, wie beispielsweise das Museum Karlshorst, das AlliiertenMuseum und das Kurt-Mühlenhaupt-Museum.
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