Abstimmung über Sauerlands Abwahl: Ganz knappe Kiste
Gegner und Anhänger von OB Adolf Sauerland warten gespannt auf das Bürgervotum. Theo Steegmann von der Initiative "Neuanfang für Duisburg" ist zuversichtlich.
KÖLN taz | An dem weißen Zelt, das die Gegner Adolf Sauerlands in der Duisburger Innenstadt aufgebaut haben, herrscht trotz der Kälte reges Treiben. "Die Spannung steigt", sagt Theo Steegmann. "Das wird eine ganz knappe Kiste", glaubt der Sprecher der Initiative "Neuanfang für Duisburg", die den Bürgerentscheid am Sonntag erzwungen hat. "Bei uns steigt aber auch der Mut und die Zuversicht, dass wir es schaffen können."
Rund um die Uhr war Steegmann in den letzten Tagen im Einsatz. Selbstverständlich war er auch bei der Abschlusskundgebung am Freitag mit dabei. Der einstige Stahlkocher ist eine Legende in Duisburg. Mit schulterlangem Haar und Lederjacke avancierte er als stellvertretender Betriebsratsvorsitzender Ende 1987 zu einer der Galionsfiguren des Protests gegen die Stilllegung des Krupp-Hüttenwerks im Stadtteil Rheinhausen.
Unterstützt von einer beispiellosen Solidaritätswelle kämpfte die damals noch rund 5.300 zählende Belegschaft 160 Tage lang gegen die Schließung. Vergeblich: 1993 schloss die Hütte.
Heute trägt Steegmann die Haare kurz und arbeitet als Leiter der Weiterbildung bei einer Thyssen-Krupp-Tochter in Krefeld. Aber der 56-Jährige lebt weiterhin in Duisburg. Er hängt an der alten Stahl- und Arbeiterstadt. Daher ist Steegmann auch so empört über das Verhalten von OB Sauerland – vor, während und nach der fürchterlichen Katastrophe auf der Loveparade im Juli 2010. Das Stadtoberhaupt hätte "die Konsequenzen seines Handelns längst tragen müssen".
Doch Sauerland will nur zurücktreten, wenn einer von den elf Mitarbeitern, gegen die die Staatsanwaltschaft ermittelt, schuldig gesprochen wird. "Es ist noch niemandem eine Schuld nachgewiesen worden, und solange das kein Gericht tut, bleibe ich im Amt", erklärt der CDU-Mann trotzig. Er weiß, das kann noch Jahre dauern. "Wie der das einfach aussitzen will", bezeichnet Steegmann als "eine Schande".
Sauerland und seine Parteifreunde diffamieren die von Steegmann mitgegründete Bürgerinitiative als "Mogelpackung", hinter der die SPD und die Linkspartei stünden. Eindringlich warnen sie vor der Rückkehr zu "alten sozialistischen Zeiten".
Solche Vorhaltungen hält Steegmann für absurd. "Es geht uns nicht um die Macht im Rathaus", sagt der kräftige Mann mit der kräftigen Stimme. "Es geht einzig und allein um das Verhalten des Oberbürgermeisters." "Neuanfang für Duisburg" sei überparteilich. "Wir haben angefangen, der Stadt ihre politische Würde zurückzugeben", ist Steegmann überzeugt. Deswegen sei er auch "vorsichtig optimistisch", dass das Kapitel Sauerland am Sonntag endlich beendet werden kann.
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