Absicherung im Alter: Altersarmut eher im Westen
Der Alterssicherungsbericht ergibt: Die Unterschiede zwischen Einkommen im Ruhestand sind groß, besonders bei den Selbstständigen.
Laut Bericht war die Entwicklung der Alterseinkommen in den vergangenen Jahren „ingesamt günstig“. Die Haushaltseinkommen der Menschen im Alter ab 65 Jahren sind von 2015 bis 2019 um 14 Prozent gestiegen. Da die Preise für die Lebenshaltung im gleichen Zeitraum nur um 5,3 Prozent gestiegen seien, zeige sich hier „ein deutlicher realer Einkommenszuwachs“, der in etwa dem Einkommenszuwachs in der Gesamtbevölkerung entspreche, so der Bericht.
Das durchschnittliche Nettoeinkommen von Ehepaaren im Alter ab 65 Jahren betrage monatlich 2.907 Euro, das von alleinstehenden Männern 1.816 Euro und das von alleinstehenden Frauen 1.607 Euro.
Dahinter verbergen sich aber große Unterschiede. So haben pensionierte BeamtInnen ein durchschnittliches monatliches Nettoeinkommen von 2.755 Euro, ehemalige Arbeiter und Angestellte eines von 1.492 Euro und ehemals Selbstständige eines von 1.591 Euro zur Verfügung. Unter den Selbstständigen gibt es die Glücklichen, die etwa als ÄrztInnen, RechtsanwältInnen oder Angehörige anderer Kammerberufe im Alter 3.108 Euro netto haben, oder ebenjene 26 Prozent der alten Selbstständigen, die mit weniger als 950 Euro im Monat auskommen müssen.
Im Westen mehr Reiche und Arme
Im Westen gibt es mehr gut betuchte RuheständlerInnen als im Osten, aber auch prozentual mehr Arme. Unter den älteren Singles etwa müssen im Westen 6 Prozent der Männer und 5 Prozent der Frauen mit einem monatlichen Netto von unter 750 Euro auskommen, im Osten liegen die Vergleichswerte nur bei 4 beziehungsweise 2 Prozent. An Rente aus eigener Altersvorsorge verfügen die Westfrauen nur über 917 Euro im Monat, die Geschlechtsgenossinnen im Osten hingegen über 1.164 Euro. In Gesamtdeutschland sind nach wie vor 3 Prozent der Alten EmpfängerInnen von Grundsicherung, im Osten hingegen nur 1 Prozent.
Vermögen machen oft den Unterschied für die Wohlhabenden: Ehepaare im Westen erhalten im Monat im Schnitt 265 Euro Zinseinkünfte, im Osten sind dies nur 125 Euro. 18 Prozent der RentnerInnen erzielen Einkünfte aus Vermietung und Verpachtung.
In der Zukunftsprognose kommt der Bericht zu dem Schluss, dass sich das Netto-Gesamtversorgungsniveau für künftige Rentenneuzugänge „günstig“ entwickeln werde. Geringverdiener profitierten künftig „von der Einführung der Grundrente ab dem Jahr 2021“, heißt es. Allerdings gehen die AutorInnen des Berichts dabei davon aus, dass die Erwerbstätigen von heute „zusätzliche private Altersvorsorge“ betreiben.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Rechte Gewalt in Görlitz
Mutmaßliche Neonazis greifen linke Aktivist*innen an
Deutungskampf nach Magdeburg
„Es wird versucht, das komplett zu leugnen“
Lohneinbußen für Volkswagen-Manager
Der Witz des VW-Vorstands
Polizeigewalt gegen Geflüchtete
An der Hamburger Hafenkante sitzt die Dienstwaffe locker
Aktionismus nach Magdeburg-Terror
Besser erst mal nachdenken
Gedenken an den Magdeburger Anschlag
Trauer und Anspannung