Abschluss der UN-Klimaverhandlungen: Vorwärts im Schneckentempo

Bei den UN-Klimaverhandlungen in Bonn sorgt die neue US-Regierung zwar für Bewegung, doch auf konkrete Reduktionsziele können sich die Teilnehmer nicht einigen.

Trotz wegweisender Übereinkommen konnten sich die Teilnehmer nicht auf konkrete Ziele zur Emissionsreduktion einigen. Bild: dpa

Auf eine spannende letzte Nacht hatten Klimaschützer bis zum Schluss gehofft, doch die Hoffnung war vergebens: Auch am letzten Tag, am Mittwoch, wurden bei den seit knapp zwei Wochen laufenden UN-Klimaverhandlungen in Bonn keine konkreten Zahlen auf den Tisch gelegt - zumindest aber konnte die neue US-Regierung für eine positive Dynamik sorgen. An den Vorverhandlungen für ein neues Klimaschutzabkommen nahmen rund 2.000 Teilnehmer aus fast 190 Ländern teil. Bis zu den entscheidenden Verhandlungen im Dezember in Kopenhagen sollen noch, so wurde jetzt beschlossen, drei weitere Treffen im Juni, August und November stattfinden. Das Abkommen soll das 2012 auslaufende Kioto-Protokoll zur Reduzierung der Treibhausgase ersetzen.

Die Bonner Verhandlungen hatten mit einer starken Auftaktrede des neuen Klimabeauftragten der USA, Todd Stern, begonnen. Und viele Beobachter sind sich einig: Die neue US-Regierung lasse erkennen, dass sie die Debatte ernsthaft voranbringen will. Auch das Klimaforum Ende April, zu dem US-Präsident Barack Obama die 16 wichtigsten Industrie- und Schwellenländer eingeladen hat, wird begrüßt. "Wichtig ist aber, dass nicht über die Köpfe der besonders vom Klimawandel betroffenen Länder hinweg entschieden wird, die bei diesem Forum nicht mit am Tisch sitzen", sagt Sven Harmeling, Klimaexperte der Nord-Süd-Initiative Germanwatch. Zwar haben auch die USA noch keine konkreten Zahlen vorgelegt, wofür aber viele aufgrund der jungen Regierung Verständnis haben - noch. "In Zukunft müssen konkrete Positionen kommen", mahnt Harmeling. "Die USA haben noch nicht die Vorreiterrolle eingenommen, wie sie es eigentlich müssten."

So gab es auch in den zentralen Punkten, Reduktionsziele und Finanzierung, kaum ein Vorankommen. Kathrin Gutmann von der Umweltstiftung WWF hat in Bonn eher eine Verhärtung der Fronten wahrgenommen. Während sich Japan in der Frage der Emissionsreduktion für 2020 im Vergleich zu 1990 noch gar nicht äußert und Australien 5 bis 15 Prozent nennt, fordert die Allianz der kleinen Inselstaaten von den Industriestaaten gar 45 Prozent. Die Europäische Union bietet derzeit 20 bis 30 Prozent. "Der Druck steigt enorm, sich auf eine Zahl zu einigen", sagt Gutmann.

Der Chef des UN-Klimasekretariats, Yvo de Boer, sieht das anders. "Wir haben gute Fortschritte erzielt", sagte de Boer zum Abschluss der Konferenz. Für Ergebnisse sei es zu früh. Auch das Bundesumweltministerium hat noch nicht mehr erwartet. "Konkrete Zahlen wird es erst in Kopenhagen geben", sagt Sprecher Tobias Dünow. Weiterhin offen sind auch die Fragen der Finanzierung des Klimaschutzes in Schwellen- und Entwicklungsländern. Laut Klimaexperte Harmeling zeichnet sich zumindest eine Tendenz in Richtung Verkauf von Emissionsrechten ab.

Beschlossen wurde, dass eine Versicherung gegen Klimawandelschäden in den vorläufigen Verhandlungstext aufgenommen wird. Dazu gibt es Vorschläge der Munich Climate Insurance Initiative (MCII) von Versicherern, Nichtregierungsorganisationen und Wissenschaftlern. Die Versicherungen könnten eine Möglichkeit zum Risikomanagement und zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels bieten, indem sie etwa Dürren, Überschwemmungen und tropische Wirbelstürme abdeckten. Nach der Vorstellung des MCII könnten entweder die Industrieländer direkt für die Wetterkatastrophen bezahlen oder die Gründung von Versicherungssystemen in den Entwicklungsländern mitfinanzieren.

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