Absatzkrise der Autoindustrie: Massenentlassungen drohen

Wegen der Absatzeinbrüche warnen Experten davor, dass Autohersteller Beschäftigte vor die Tür setzen. Die Gewerkschaften wollen die Arbeit hingegen besser verteilen.

Wegen der Absatzkrise gelten in vielen Werken wie etwa bei Opel bereits verlängerte Werksferien. Bild: dpa

BOCHUM taz Angesichts der weltweiten Absatzflaute warnen Fachleute vor einer Entlassungswelle in der deutschen Automobilindustrie. "Sollte der Markt nicht wieder anziehen, werden die Hersteller noch zwei bis drei Monate ohne Entlassungen durchhalten können", sagt der Leiter des Center of Automotive an der Fachhochschule Bergisch Gladbach, Stefan Bratzel, der taz.

2009 werde der weltweite Autoabsatz selbst bei konservativer Schätzung um bis zu 10 Prozent schrumpfen, so Bratzel. Eine Reduzierung der Produktion um ein Zehntel sei ohne ohne weniger Personal kaum denkbar, sagt Bratzel: "Am Ende werden Entlassungen stehen."

Wegen der Absatzkrise gelten in vielen Werken wie etwa bei Opel in Eisenach, aber auch bei Porsche in Stuttgart-Zuffenhausen, bereits verlängerte Werksferien. Daimler sowie die Zulieferer Bosch und Continental schicken ihre Mitarbeiter in Kurzarbeit, allein in den baden-württembergischen Mercedes-Werken trifft es über 30.000 Beschäftigte.

Auch viele Arbeitnehmervertreter fürchten deshalb, ihren Arbeitsplatz zu verlieren: So halten 53 Prozent der Betriebsräte bei nordrhein-westfälischen Autozulieferern die Arbeitsplätze in ihren Betrieben für bedroht, ergab eine Umfrage der IG Metall. Jobverluste fürchtet auch der Autohandel: "Wir erwarten, dass in diesem Jahr bei den Autohändlern und Werkstätten rund 30.000 Jobs verloren gehen werden", sagt der Präsident des Kfz-Gewerbes, Robert Rademacher. Vor allem die Autohändler haben es schwer: Ihre Erlöse im vergangenen Jahr waren schwach, die Aussichten für dieses Jahr sind schlecht, und die Banken sind bei der Vergabe neuer Kredite zögerlich. Etliche Händler dürften in die Insolvenz gehen. Dieses Schicksal hat bereits den Zulieferer Stankiewcz/Gimotive aus dem niedersächsischen Celle ereilt, der in Deutschland 1.300 Mitarbeiter beschäftigt.

Die Gewerkschaften setzen in der Krise auf die Umverteilung der vorhandenen Arbeit, um Entlassungen zu vermeiden. Schon die bestehenden Tarifverträge ermöglichten eine weitere Reduzierung der Arbeitszeit auch über verlängerte Werksferien und Kurzarbeit hinaus, sagt IG-Metall-Sprecher Jörg Köther: "Zur Beschäftigungssicherung kann die Arbeitszeit auch auf bis zu 29 Stunden in der Woche heruntergefahren werden." Die Hersteller sollten gerade jetzt in die Qualifizierung ihrer Mitarbeiter investieren, appelliert der Vorsitzende des IG-Metall-Bezirks Nordrhein-Westfalen, Oliver Burkhard, an die Arbeitgeberseite: "Wird jetzt nicht richtig investiert, droht zukünftig die absolute Verschärfung des Fachkräftemangels."

Lohnsenkungen dagegen seien mit der IG Metall nicht machbar, sagt Köther, schließlich seien auch die Hersteller preiswerter Wagen von der weltweiten Flaute betroffen: "Wir haben kein Kosten-, sondern ein Absatzproblem."

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.