Abgestürzt: Highspeed-Internet für I-Dötzchen
Die Posse, die sich in diesem Sommer an der Grundschule Oderstraße abspielt, hat traurig-tiefen Hintersinn. Offenkundig reicht es nicht, einer Schule einfach Computer zu spendieren – die Schule muss erst mal lernen, die Dinger vernünftig einzusetzen. Das schien aber im Mai weder den Senator noch den großzügigen Spender weiter zu interessieren – beide hatten ein Bedürfnis nach einem Pressetermin und konnten dabei keine Rücksicht auf die förderbedürftige Schule nehmen. Das schien so eilig zu sein, dass vorher nicht mal geklärt werden konnte, auf welchen Tischen die Dinger stehen könnten.
Aber was soll das „Argument“, dass die PC wieder abgeholt wurden, weil der Internet-Anschluss nicht funktionierte? Sicher, der Senator macht überregional PR mit „Schulen ans Netz“, aber das hat doch mit Grundschülern nichts zu tun, die sich vielleicht anhand der Duden-Software „Plus und Minus“ mit einer Maus vertraut machen können und durch den lustigen Eisbär motiviert werden, 14 plus 23 rechnen zu lernen? Noch gibt es für das Adressen-Feld eines Browsers kein Korrekturprogramm. Also müssen Kinder erst mal lesen lernen, bevor es ans Surfen geht.
Es wäre auch schlichter Blödsinn, in der Grundschule. Das Gerede über den Internet-Anschluss für Grundschüler (und da reichte natürlich auch keine normale Telefon-Steckdose) ist grotesk und ein schönes Sinnbild dafür, wie hilflos unsere Pädagogen sind, wenn sie vor einer dieser verflixten grauen Kisten stehen. Klaus Wolschner
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