Abbiegeassistenten für Lkws: Rechtlich möglich auch ohne EU
Ein Rechtsgutachten der Grünen zeigt: Städte können schon heute Fahrten von Lastkraftwagen ohne Abbiegeassistenten verbieten.
Abbiegeassistenten alarmieren Fahrer, wenn sich Radler oder Fußgänger in ihrem toten Winkel befinden. „Diese System verpflichtend einzuführen ist nur EU-weit möglich“, sagt Kirsten Lühmann, Leiterin des Arbeitskreises Lkw- und Busunfälle beim Verkehrsgerichtstag, der am Donnerstag und Freitag in Goslar tagt. Ansonsten könnten etwa Spediteure wegen Inlandsdiskriminierung klagen.
„Die Bundesregierung ist dabei, über die Einführung in Europa zu verhandeln“, sagt Lühmann, die verkehrspolitische Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion ist. Um Anreize für eine freiwillige Installation der Assistenzsysteme zu schaffen, stellt die Bundesregierung 5 Millionen Euro zur Verfügung. Seit Anfang 2019 können Unternehmen Anträge auf Förderung stellen. Die Kosten für ein Gerät liegen Lühmann zufolge zwischen 800 Euro und 3.000 Euro.
Grüne fordern nationale Übergangslösung
Der grünen Bundestagsfraktion reicht das nicht. Sie fordert eine nationale Übergangslösung, bis es zur EU-Regelung kommt. Nach dem von der Fraktion in Auftrag gegebenen Rechtsgutachten können Kommunen auf Grundlage der Straßenverkehrsordnung verfügen, dass nur sichere Lkws in die Städte fahren dürfen. Danach können Städte schon heute festlegen, dass nur Laster mit Abbiegeassistenten als sicher gelten.
Um Rechtsklarheit zu schaffen, könnte der Gesetzgeber in der Straßenverkehrsordnung wie bei der Regelung für Tempo-30-Zonen einen besonderen Tatbestand schaffen. „Damit stünde eine spezifische Rechtsgrundlage für die Durchfahrtsbeschränkungen von Lkws ohne Abbiegesicherheitssysteme zur Verfügung“, so das Gutachten.
Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) müsse die Kommunen über diese Möglichkeit informieren und Rechtsklarheit schaffen, fordert der grüne Bundestagsabgeordnete Stefan Gelbhaar. „Lippenbekenntnisse reichen nicht“, sagt er. „Der Lkw-Abbiegeassistent muss dringend in alle Lkws eingebaut sein.“
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Kanzler Olaf Scholz über Bundestagswahl
„Es darf keine Mehrheit von Union und AfD geben“
Weltpolitik in Zeiten von Donald Trump
Schlechte Deals zu machen will gelernt sein
Einführung einer Milliardärssteuer
Lobbyarbeit gegen Steuergerechtigkeit
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Trump macht Selenskyj für Andauern des Kriegs verantwortlich
Wahlarena und TV-Quadrell
Sind Bürger die besseren Journalisten?
Werben um Wechselwähler*innen
Grüne entdecken Gefahr von Links