AStA über Laschets „Notenwürfeln“: „Wir haben sowas noch nie gehört“
Armin Laschet, Landeschef der NRW-CDU musste seine Lehrtätigkeit aufgeben. Er hatte „auf dem Postweg“ verschwundene Klausuren kreativ nachbenotet.
taz: Herr Kiesel, wie ist aufgefallen, dass mit den Noten in Laschets Seminar etwas nicht stimmte?
Raphael Kiesel: Die Benotung seines Berlin-Seminars hat unglaublich lange gedauert. Nachdem Laschet sogar eine Fristverlängerung zugesagt bekommen hat, stellte sich heraus, dass die Klausuren wohl verloren gegangen sind. Er hat dann auf der Grundlage von Notizen, wie er sagte, die Noten rekonstruiert. Dabei wurden aber Seminarteilnehmer benotet, die die Klausur nicht mitgeschrieben haben. Und nicht nur das: Deren Noten waren sogar teilweise besser als von den echten Mitschreibern.
Wie wichtig ist die Klausur für die Studierenden?
Sie ist die Voraussetzung für den Masterabschluss im Europa-Studiengang. Fünf Creditpoints soll man dafür bekommen. Die Zeit drängt deshalb. Einige der Betroffenen möchten spätestens im September fertig werden. Angenommen, man müsste ein neues Seminar belegen, kann sich die Studienzeit verlängern. Das darf definitiv nicht passieren.
Wie viele Studierende sind betroffen?
Es gab 21 Anmeldungen für Klausuren und zwei Anmeldungen zu Hausarbeiten. Herr Laschet hat 35 benotet. Dabei fehlte aber immer noch die Note einer Studentin.
Kommt es öfter vor, dass Klausuren verschwinden?
Nein. Wir haben das noch nie vorher gehört und sind sehr verwundert. Die Post hat eigentlich ein sehr gutes Qualitätsmanagement. Überhaupt ist da alles ein bisschen seltsam gelaufen. Er hat die Klausuren nicht als Einschreiben geschickt, es gibt auch keine digitalen Dokumente, keine Kopien, nichts. Wir als Asta drängen jetzt auf Konsequenzen, dass von extern geschriebenen Klausuren zumindest Kopien erzeugt werden müssen, damit so etwas nicht noch mal passiert.
ist Asta-Vorsitzender an der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule (RWTH) Aachen.
Wie werden die Noten jetzt vergeben?
Rein rechtlich müssten alle Noten zurückgenommen werden, denn sobald sich einer beschwert, müssten ohnehin alle Noten annuliert werden. Ob das passiert, entscheidet sich am Mittwoch im Prüfungsausschuss. Die Hochschule arbeitet mit Hochdruck an einer Lösung. 25 Studierende sind von den Klausurnoten betroffen, von den ebenfalls verschwundenen Prüfungsergebnissen noch mal zehn. Es wäre dabei aber unrealistisch, die Klausur erneut zu schreiben, immerhin ist sie jetzt ein Jahr her: Sie wurde im Juli 2014 geschrieben.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
„Edgy sein“ im Wahlkampf
Wenn eine Wahl als Tanz am Abgrund verkauft wird
Denkwürdige Sicherheitskonferenz
Europa braucht jetzt Alternativen zu den USA
Tabubruch der CDU
Einst eine Partei mit Werten
Erpressungs-Diplomatie
Wenn der Golf von Mexiko von der Landkarte verschwindet
Tod von Gerhart Baum
Einsamer Rufer in der FDP-Wüste
Jugendliche in Deutschland
Rechtssein zum Dazugehören