ARAFAT IST EINE MÄCHTIGE WAFFE DER USA GEGEN BIN LADEN: Der Gaza-Streifen liegt in Afghanistan
Die Palästinenser haben nie eine Chance verpasst, eine Chance zu verpassen, sagte vor vielen Jahren ein israelischer Außenminister und mag damit nicht so falsch gelegen haben. In diesen Tagen steht Palästinenserführer Jassir Arafat erneut vor einer historischen Entscheidung. Die jüngsten Ereignisse vor allem im Gaza-Streifen lassen darauf hoffen, dass er diesmal seine Chance nicht verpasst. Nicht mit gebeugtem Haupt will er zum Verhandlungstisch ziehen, wie vor zehn Jahren, als er sich dummerweise hinter den irakischen Staatspräsidenten Saddam Hussein stellte, sondern diesmal aufrecht, als einer der Guten und damit einer, der den Rückhalt der Gewinner verdient.
Die islamischen Extremisten und ihre Anhänger, die am Montag in Gaza demonstrierten, könnten ihm dabei einen Strich durch die Rechnung machen. Dabei sind die Demonstrationen nur bedingt ernst zu nehmen. Noch bis vor einem Monat kümmerten sich die Palästinenser wenig um Ussama Bin Laden. Er interessiert sie im Grunde nicht; nur aus Mangel an Alternativen und politischem Weitblick oder als Provokation ernennen sie ihn zu ihrem neuen Heilsbringer.
Arafats striktes Demonstrationsverbot und vor allem die Kugeln seiner Sicherheitsleute richten sich gegen die islamischen Extremisten, die auf die Frage: Auf welcher Seite steht ihr? eine für die Amerikaner unbefriedigende Antwort geben würden. Unter den Palästinensern kristallisieren sich angesichts der weltpolitischen Lage die alten Fronten von Gut und Böse heraus. Gelingt es Arafat, die Anhänger von Hamas und Dschihad zu bändigen, hätte er die Amerikaner bei künftigen Verhandlungen mit Israel auf seiner Seite. Denn Washington braucht eine Beruhigung der Lage in Nahost, um den Kampf gegen die islamischen Extremisten zu gewinnen. Die Existenz Israels ist den fundamentalistischen Muslimen der ganzen Welt ein Dorn im Auge, den Kampf gegen die Zionisten führen aber die Palästinenser. Wenn sie die Waffen niederlegen, würde damit auch Ussama Bin Ladens Anhängern ein ordentliches Stück Wind aus den Segeln genommen. SUSANNE KNAUL
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