75 Jahre ARD: Die Zuschauer*innen animieren
Die ARD feiert sich mit „75 Jahre. Fürs Erste!“ in Form einer Power-Point-Präsentation. Das ist nicht verkehrt – aber reicht das?
Die ARD wird 75 Jahre alt und egal, was man ihr so vorwerfen kann (Staub): Das ist ein Grund zu feiern. Dieser Verbund von Landesrundfunkanstalten hat das deutsche Fernsehen geprägt – und damit alle, die irgendwann in ihrem Leben mal regelmäßig Zeit mit „Sportschau“, „Maus“ oder „Tatort“ verbracht haben.
Also: Herzlichen Glückwunsch! Auch dazu, dass Ihr für die Dokumentation zu Eurem Geburtstag Susanne Daubner als Moderatorin gewinnen konntet. In Halle (Saale) geboren, Moderatorin beim Ostberliner Jugendradio DT64, nach ihrer Flucht beim Sender Freies Berlin und dann ab 1999 Sprecherin bei der „Tagesschau“ – professionell süffisant.
So scheppert also zu Beginn der Doku ein Wecker das Publikum und auch die Daubner wach, die uns danach auch gleich – kurzer Umweg durch eine klinisch saubere Küche – durch den Newsroom führt, in die Maske mit Jens Riewa und vor allem durch die Geschichte des Verbundes ARD, der 1950 von den damals sechs öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten gegründet wurde.
„Nun wollen wir uns noch ein bisschen mit der Bundesregierung anlegen“, sagt ein Moderator in einem der vielen Einspieler aus (ur)alten Sendungen.
„75 Jahre. Fürs Erste!“, 59 Minuten, ARD-Mediathek
Zwischen historischen Radrennen durch Matsch, dem „Sandmann“ und frühen misogynen Sketchen pocht der Film immer wieder darauf, Kontrollorgan zu sein, vielleicht ein bisschen zu oft und zu frontal. Dazwischen kleine Einspieler mit Aufnahmen historischer Ereignisse – nur leider oft nicht eingeordnet.
Vielleicht darf man das ganze auch nicht wie eine Doku betrachten, sondern wie eine dieser Power-Point-Präsentationen, die Geschwister und enge Freund*innen bei runden Geburtstagen aufführen, begleitet von peinlichem, aber herzigem Schauspiel und dem ein oder anderen Glas.
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