piwik no script img

70 Menschen in Seenot im MittelmeerItaliens Küstenwache kann auch retten

Überraschung im Mittelmeer: Ein Schiff der italienischen Küstenwache, die Migration verhindern soll, hat 70 Schiffbrüchige nach Lampedusa gebracht.

Die Mare Jonio im Einsatz Foto: Reuters

Berlin taz | Italiens Küstenwache hat in der Nacht zum Samstag 70 Menschen, die in Seenot geraten waren, auf die italienische Insel Lampedusa gebracht. Das Boot war etwa 70 Meilen vor der Insel in Seenot geraten. Es befand sich dabei in einer Meereszone, die von Malta überwacht wird.

Die maltesische Küstenwache hatte nach einem Notruf der Initiative Alarmphone unter anderem das private Rettungsschiff Mare Jonio alarmiert. Bevor dieses die Unglücksstelle erreichte, traf ein Fischerboot auf die Schiffbrüchigen. Kurz danach kam die italienische Küstenwache. Weil die Schiffbrüchigen in der Zwischenzeit noch näher an die Küste Lampedusas getrieben waren, brachten die Italiener die Menschen schließlich nach Lampedusa.

Italienische Medien zeigten sich überrascht von der Nachricht. In den letzten Monaten hatte Italiens Lega Nord-Innenminister Matteo Salvini verhindert, dass Flüchtlinge und Migranten in italienische Häfen gebracht werden. Mehrere NGO-Boote wurden in den vergangenen Monaten tagelang auf dem Meer blockiert, nur noch ein Schiff von Proactiva ist derzeit vor Libyen unterwegs. „Es ist Zeit für ein italienisches Schiff“, hieß es auf dem Twitter-Profil von „Mediterranea“.

Bis 2012 waren Lampedusa der erste Punkt Italiens, den Flüchtlinge und Migranten mit Booten aus Nordafrika anzulaufen versuchten. Weil die Zustände für die Aufnahmebedingungen dort immer schlechter wurden, gab es jedoch 2012 einen Aufstand. Die Regierung schloss daraufhin die Insel für Flüchtlinge und Migranten und erklärte, Lampedusa sei „kein sicherer Hafen“. Lampedusa liegt rund 300 Kilometer von der libyschen Küste entfernt. In den letzten Jahren waren kaum noch Boote mit Flüchtlingen und Migranten so weit nach Norden gelangt.

Mittlerweile kommen wesentlich weniger Migranten in Italien an. Und die Überfahrt wird immer gefährlicher.

Die Mare Jonio war Anfang Oktober vom Projekt „Mediterranea“ aufs Mittelmeer geschickt worden. Die italienischen Regierung hatte dies zu unterbinden versucht. Das Beobachtungsschiff soll die „dramatische Lage“ der Migranten auf der Flucht aufdecken, hieß es in einer Mitteilung vom Mediterranea. Es soll unter anderem Zeugenberichte sammeln und aufzeigen „wie Frauen, Männer und Kinder enormen Gefahren ausgesetzt sind“, weil es keine Rettungsschiffe mehr gebe.

Das Schiff sei aber auch ausgerüstet, im Notfall Menschen aus Seenot zu retten, ergänzte Neugebauer. „Es geht letztlich darum, Menschen zu retten.“ Beteiligt an der Aktion sind mehrere italienische Organisationen, unterstützt wird es auch von Parlamentariern und der spanischen NGO Proactiva Open Arms. Die Crew komme aus Italien, sagte Neugebauer. Das Schiff soll am Samstag in der Such- und Rettungszone vor Libyen ankommen.

Mittlerweile kommen wesentlich weniger Migranten in Italien an. Und die Überfahrt wird immer gefährlicher. In diesem Jahr kamen bereits mehr als 1.700 Menschen im Mittelmeer auf der Flucht Richtung Europa ums Leben, 1.260 alleine auf der zentralen Route zwischen Libyen und Italien. Die Dunkelziffer liegt nach Angaben von NGOs aber weit höher, weil niemand mehr vor Ort sei, um zu sehen, wie viele Menschen wirklich untergehen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

5 Kommentare

 / 
  • Gegen Seenotrettung hat niemand etwas, nur gegen das illegale Einwandern nach Europa.

    Würde man sie nach der Rettung in ihre Heimatländer fliegen, hätte niemand etwas dagegen.

    • @Sven Schell:

      Illegal wird man erst, wenn ein Gericht davon entschieden hat. Und der Niemand der nichts dagegen hätte ist hier der arme Sven Schell und seine braune Freunde. Wir sind Mehr.

      • @Eulenspiegel:

        Danke für die Beleidigung mich als Niemand zu bezeichnen.

        Woher wissen sie eigentlich das sie mehr sind? Wegen der Demo in Berlin?

        Dieses Thema wurde nie bis heute ausdiskutiert. Und jeder wie ich die Einwanderung ablehnt bekommt den brauen Vorwurf. Niemand ist jedoch ein Nazi nur weil er die derzeitige Einwanderung ablehnt. Es gibt kein Recht auf Einwanderung.

        Wenn ich mich in meinem Umfeld umschaue so lehnt die Mehrheit eine Einwanderung aus Afrika und der islamischen Welt ab. Ebenso wird die alternativlose Abschiebung von straffällig gewordenen Ausländern in ihre Heimat begrüßt, auch nach Afghanistan.

        Und darunter sind Handwerker, Ingenieure, Ärzte und Polizisten. Also alles keine Abgehängten. Viele selbst mit Migrationshintergrund. Oftmals Frauen.

        Befürworter der Einwanderung sind nur wenige dabei ich kenne aber auch nur wenige Journalisten oder Lehrkörper.

        Ich sehe nicht wo es eine Mehrheit für die Einwanderung aus Afrika der Arabien geben soll. Gesamteuropäisch betrachtet schon gar nicht.

    • @Sven Schell:

      Da machen Sie sich die Sache vielleicht etwas zu einfach. Es gibt eine ganze Menge Menschen, die zumindest vorher abwägen würden, ob die Menschen ein Recht auf Asyl haben. Darüber hinaus gibt es auch Leute die der Meinung sind, man sollte alle nach Europa lassen, die wollen.

      Das Problem an den Auffanglagern ist ja nicht, dass Leute ein paar Wochen bleiben und dann (bei negativem Asylbescheid), sondern dass die Bearbeitungszeit für die Asylanträge unglaublich lange ist und Leute Monate, wenn nicht gar Jahre unter menschenunwürdigen Bedingungen in den Lagern ausharren.

      Alle zurückfliegen kommt bei denen, die wirklich Asyl brauchen und folglich auch früher oder später einen positiven Asylbescheid bekommen würden, oft einem grausamen Todesurteil gleich...

      • @JGGB:

        "Darüber hinaus gibt es auch Leute die der Meinung sind, man sollte alle nach Europa lassen, die wollen."

        Mag ja sein das es die gibt, ich aber nicht.

        "Es gibt eine ganze Menge Menschen, die zumindest vorher abwägen würden, ob die Menschen ein Recht auf Asyl haben."

        Nun die Flucht ist beim ersten Betreten eines sicheren Landes beendet. In Algerien, Marokko oder Tunesien herrscht auch kein Krieg. Ebenso in Ägypten. Ein Syrer in der Türkei oder Jordanien ist in Sicherheit, auch hier ist die Flucht beendet.

        Die Einzigen die in Ägypten verfolgt werden sind die Christen und Frauen, welche beschnitten werden. Muslimische Männer werden dort nicht verfolgt. Somit wären die Einzigen die aus Ägypten kommend überhaupt Asyl erhalten können Christen und Frauen, niemals aber muslimische Männer.