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60 Millionen Euro für BerlinDanke, liebes Konjunkturpaket!

Der Senat steckt Millionen in die energetische Sanierung öffentlicher Gebäude. Profitieren sollen vor allem Kultureinrichtungen - und damit die Nutzer von Büchereien, Museen und Theatern.

Hält warm und kurbelt die Wirtschaft an: Isoliermaterial für olle Bauten Bild: ap

Das Schmachwort Finanzkrise könnte in den Ohren Berliner Kulturschaffender und -liebhaber künftig eher Wohlklänge auslösen: 60 Millionen Euro aus dem Konjunkturpaket II erhält Senatsbaudirektorin Regula Lüscher für die energetische Sanierung öffentlicher Gebäude. Sie will es vor allem für Verbesserungsmaßnahmen in Kulturhäusern einsetzen, die zwar dringend notwendig sind - aber bislang aus Geldknappheit nicht umgesetzt wurden. "Das ist ein großer Schritt weiter bei der energetischen Sanierung in Gebäuden, die für die Bevölkerung zugänglich sind", sagte Lüscher bei einer Presserundfahrt am Donnerstag. Das Geld sei angesichts des Klimawandels langfristig gut angelegt; fast alle Bauten stünden zudem unter Denkmalschutz, so die Baudirektorin.

Ein Beispiel: die Amerika Gedenk-Bibliothek. In dem von Fritz Bornemann 1954 gebauten Haus am Blücherplatz werden die Glasfassaden, die Jugendbibliothek und der große Lesesaal komplett erneuert. Gedacht ist an eine wärmegedämmte Metallkonstruktion; vor allem im Erdgeschoss sollen die Leser besser vor Hitze im Sommer geschützt werden; im Winter soll die Heizwärme effektiver genutzt werden. Mit den eingesetzten 2,2 Millionen Euro sollen Strom-, Kohlendioxid- und Wärmeverbrauch um jeweils 30 Prozent gesenkt werden. Die Arbeiten dürften in etwa einem Jahr beginnen.

Der Botanische Garten steht dank der Zuschüsse vor einem der größten Umzüge seiner Geschichte: Etwa 10.000 Pflanzen erhalten ein neues Dach über dem Kopf. Fünf Millionen Euro will der Senat dafür ausgeben, der Botanische Garten verspricht sich Einsparungen von 2,7 Millionen Kilowattstunden jährlich - mit einem Gegenwert von 170.000 Euro. "Dafür könnten wir uns bis zu acht weitere Gärtner leisten", sagte Bereichsleiter Karsten Schomaker. Noch in diesem Jahr sollen sechs alte Häuser abgerissen werden; die Pflanzen erhalten dann zunächst eine Art Cabrio-Gewächshaus (ohne Dach) und kommen später übergangsweise in die provisorischen Häuser, in denen derzeit noch die Pflanzen für das Tropenhaus stehen. Das Tropenhaus soll dann im Herbst bezugsfertig sein.

Auch das Museum Bauhaus-Archiv, die Deutsche Oper, der Friedrichstadtpalast, einige Bühnen im Stadtgebiet und die Gedenkstätte Hohenschönhausen sollen teilsaniert werden. Zudem widmet sich die Senatsverwaltung mehreren Oberstufenzentren im Stadtgebiet, die teils stark erneuerungsbedürftig sind.

Lüscher verteidigte die gelockerten Vergabekriterien gegen den Vorwurf, sie beförderten Begünstigung und Korruption (siehe Kasten und Interview). Die Maßnahmen müssen bis Ende 2010 abgeschlossen sein und spätestens im Folgejahr in Rechnung gestellt werden. "Es ist durchaus möglich, dass wir unter Zeitdruck geraten und gar keine Zeit haben für Ausschreibungen und Wettbewerb", sagte Lüscher. Durch das vereinfachte Verfahren könnten jeweils bis zu vier Wochen Zeit gespart werden. Die Verwaltung werde die vergebenen Aufträge auf einer Plattform veröffentlichen, um Transparenz herzustellen. Grundsätzlich würden die Kontrollmechanismen in den Behörden verschärft. An Bewerbern um die Aufträge dürfte es nicht mangeln: Laut Lüscher haben zahlreiche Architekten, Ingenieure und Handwerker, meist aus der Region, ihre Dienste angeboten.

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1 Kommentar

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    Axel Dörken

    Allein der Leitartikel weckt in mir die Fragen:

     

    Wieso? Wäre es nicht direkter hiflreich, das Geld zu verteilen? Zwischen Kindergärten und Schulen auf der einen und eben Museen und Co auf der anderen Seite?

     

    Dürfte wenig bringen, etwas zu erhalten, was nächste Generationen aufgrund zu geringer Bildung dann eh weniger Wert schätzen und dann vermüllen.

     

    Dan doch lieber auch darin investieren, dass diese Kultur auch für Zukunft als erhaltenswürdig anerkannt wird.

     

    Ich selber bin dafür das Geld mehrheitlich in Kindertagesstätten, Kindergärten und Schulen aller Art zu investieren.

     

    Würden sich schon jetzt mehr Menschen für Museen interessieren, hätten wir nämlich schon jetzt nicht die Aufgabe Museen sanieren zu müssen, sondern könnten sie aus dem Dreigestirn von Eintrittsgeldern, Spenden und staatlicher Förderung finanzieren.

     

    Wer kann sich denn einen Besuch im Theater, im Museum und auch den in ein Kino überhaupt noch leisten? Antwort: immer weniger.