42. Mainzer Tage der Fernsehkritik: Wir hier oben, ihr da unten
Zu wenig Tiefe, zu viel Geplänkel: Die 42. Mainzer Tage der Fernsehkritik nahmen ihr Fachpublikum nicht ernst.
Zu den vielen Preisen, die Sebastian Turner als Werber gewonnen hat, kam bei den Mainzer Tagen der Fernsehkritik am Dienstag noch ein weiterer hinzu: der von der taz erstmalig ausgelobte für die steilste These der gesamten Veranstaltung, die unter dem reichlich abstrakten Motto "Leitmedium auf Bewährung - Suchen und Finden des Neuen" stand. Turner hatte leichtes Spiel: Die Konkurrenz war nicht sonderlich groß - was seinen Vorschlag allerdings nicht weniger interessant macht.
Turners Idee: Warum ahnden die Fernsehsender miese Werbespots nicht durch höhere Preise als für gut gemachte, bei denen der Zuschauer nicht wegschaltet? "Kassieren Sie diejenigen doch ab, die Ihr Publikum verjagen", riet Turner den anwesenden Programmmachern. Ein Ansatz, den sein Mitdiskutant Marc Schröder, Geschäftsführer von RTL interactive, spontan "nicht so schlecht" fand.
Eine Einschätzung, die in ihrer Gedämpftheit gut zur gesamten Veranstaltung passte, die nicht wirklich ärgerlich war, aber auch alles andere als erhellend. Dass Zeit-Herausgeber Josef Joffe nicht zum Videoreporter taugt, Dominik Graf tolle Filme macht und Helmut Thoma immer noch stolz darauf ist, die werberelevante Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen erfunden zu haben, hat man vorher wenn nicht gewusst, so doch zumindest geahnt. Zu viel Geplänkel, zu wenig Tiefe - so lässt sich die Kritik an den Mainzer Tagen der Fernsehkritik zusammenfassen. Warum hat das ZDF als Veranstalter nicht klarere, überschaubarere Themenschwerpunkte gesetzt? Im Superwahljahr 2009 hätte sich die Politikvermittlung im Fernsehen, der nur das Abschlusspanel mit Kurt Beck und dem Politikwissenschaftler Karl-Rudolf Korte gewidmet war, als Leitthema geradezu aufgedrängt. Auch die Fiction, insbesondere die Krise der deutschen Fernsehserie, wäre als Schwerpunkt ergiebiger gewesen als das tatsächliche Programm, das jedem etwas bieten wollte - und daher niemanden richtig befriedigen konnte.
Nur selten bot sich dem Publikum die Möglichkeit, sich in die Podiumsdiskussionen einzuschalten - eine für eine Fachtagung unverständliche Trennung in "Wir hier oben, ihr da unten". Austausch schien nicht wirklich erwünscht zu sein. Man hätte die Veranstaltung genauso gut im Fernsehen - Phoenix übertrug teilweise live - verfolgen können.
Dann allerdings hätte man die Kohlroulade in der ZDF-Cafeteria und die Kaffeepausen im Foyer verpasst. Mainzer-Tage-Veteranen vermittelten das Gefühl, dass es sowieso vor allem darum geht, mit alten Bekannten mal wieder ein Tässchen zu trinken. Wenn das stimmt, hätten die Kaffeepausen allerdings ruhig ein wenig länger als 15 Minuten dauern dürfen.
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