40 Jahre taz: Der Nullnummer-Verteiler

Ein kleines Projekt wurde vor 40 Jahren zur waschechten Zeitung. Stefan Schaaf verteilte die erste taz, dann wurde sie Teil seines Lebens.

Ein Schwarz-Weiß-Bild von einem Mann mit Brille und Bart

Die Erinnerungen an die alten Zeiten bleiben – Stefan Schaaf war schon vor 40 Jahren Teil der taz Foto: Christian Schulz

Es ist Mittag. In wenigen Stunden, um 15 Uhr, ist Schluss. Stefan Schaaf sitzt in der Redaktion der taz. Hochkonzentriert werden die letzten Artikel fertiggestellt. Der Raum ist vom lauten Klicken der Schreibmaschinen erfüllt. In der Ecke steht der Fernschreiber, im Sekundentakt treffen neue Eilmeldungen ein. Hinten hört man ein Telefon, zwei Redakteure diskutieren wild miteinander. Wie soll die Seite 1 werden? Wer hat den passenden Aufmacher für den Tag? Entscheidungen über Entscheidungen sind zu treffen.

1978 trafen sich in Berlin regelmäßig zwischen 30 und 100 junge Journalisten, die durch ihr Interesse an der Gegenöffentlichkeit verbunden waren. Man wollte über viele Aspekte berichten, Inhalte bewusst steuern. Aus diesen Wünschen und Vorstellungen entstand die taz.

Schaaf schloss sich der Initiative an. Damals studierte er Politikwissenschaften in Berlin. Beim Tunix-Kongress 1978, der die Generation der 68er-Bewegung vereinen sollte, begeisterte ihn die Idee dieser Tageszeitung. 1978 verteilte er die Nullnummer, die im September erschienen war, auf dem Ku’damm in Berlin. Seither bestimmt diese Entscheidung sein Leben.

Stefan Schaaf übernahm 1981 im Auslandsressort die Berichterstattung über die USA. 1987 wurde er dort Korrespondent. Als er 1990 zurück nach Deutschland kam, schrieb er Texte für einen Radiosender in Berlin. Von 1993 bis 1997 arbeitete er für „Die Woche“.

Als die Wochenzeitschrift etliche Stellen einsparte, verlor auch Schaaf seinen Job. Danach war er Übersetzer, hatte kleinere Aufträge. Später schrieb er für die Financial Times Deutschland, die im Dezember 2012 aus wirtschaftlichen Gründen eingestellt wurde.

Weniger Streit, mehr Frieden

Letztendlich kam Schaaf 2013 wieder zurück zur taz, wo er bis heute wie vor fast 40 Jahren im Auslandsressort über die USA berichtet. In diesen 40 Jahren hat sich vieles verändert. Abgesehen von den neuen technischen Möglichkeiten, hat sich auch das Arbeits- und Diskus­sionsklima gewandelt.

Ab 17. April übernehmen 50 junge Menschen aus ganz Deutschland zwischen 14 und 24 Jahren die taz, um mit uns eine Jubiläumsausgabe zum 40. Geburtstag der taz zu gestalten. Mehr unter taz.de/40

Während man früher im Plenum einmal pro Woche über alle Fragen debattierte, werden heute Entscheidungen friedlich getroffen. Auch Streit über politische Themen gibt es heute weniger, erzählt er.

Durch die Technik hat man als Journalist heute viel mehr Möglichkeiten. Eilmeldungen bekommt man direkt. Layout und andere Aufgaben erledigt man am Schreibtisch. Die Erinnerungen an die alten Zeiten bleiben.

Außer Stefan Schaaf gibt es noch andere Mitarbeiter, die von Anfang an oder schon seit Langem in der Redaktion arbeiten. Viele von ihnen arbeiteten im September an der Old-School-Ausgabe zum 40. Jubiläum nach der Erscheinung der Nullnummer mit. Das besondere an der taz ist für Schaaf, dass sie sich selbst verwaltet: „Die taz hat ein Gespür für Ungerechtigkeiten und hilft, den Fortschritt der Gesellschaft zu ermöglichen.“

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