20 Jahre nach dem Mord an Jitzhak Rabin: Unpolitisches Gedenken
Luftballons statt Transparente, Schimon Peres darf nicht reden. Die Veranstalter wollten ein Fest der Einheit und sie bekamen es auch.
Rabin starb durch die Hand des jüdischen Extremisten Igal Amir. Dieser Mord sollte „dem ganzen Volk“ eine Mahnung sein, erklärte Barak Sela, einer der Organisatoren der Kundgebung, am Sonntag auf telefonische Anfrage. „Nicht die Pistole darf über Meinungsdifferenzen entscheiden, sondern Demokratie und freie Wahlen.“ Eine breite Koalition israelischer Jugendbewegungen übernahm die Organisation in Zusammenarbeit mit dem Jitzhak-Rabin-Zentrum in Tel Aviv.
Parteipolitische Plakate von Rabins Arbeitspartei oder der linken Meretz blieben indes rar. Anstelle von Transparenten hielten die Leute weiße Luftballons in die Luft. Rabins Tod ist Konsensthema in Israel, solange die Motive seines Mörders außen vor bleiben. Linke und Rechte, arabische Staatsbürger, fromme Juden und sogar Siedler fühlten sich angesprochen, nach Tel Aviv zu kommen, um überwiegend unpolitische Reden und Lieder zu hören.
„Für Igal Amir, Rabins Mörder, hat es sich gelohnt“, resümierte Sahava Galon, Parteivorsitzende der Meretz, nach der Kundgebung zynisch. Gerade die Politiker, die Verantwortung hätten übernehmen sollen, „schaffen es, aus der Gedenkveranstaltung für Rabin eine Veranstaltung der Einheit zu machen, auf der nicht über Politik diskutiert wird“.
US-Präsidenten als Mahner
Nur der ehemalige US-Präsident Bill Clinton, der auf Einladung von Dalia Rabin, der Tochter des ermordeten Premierministers, gekommen war, sprach über den Frieden mit den Palästinensern, für den Rabin sterben musste. Per Video-Schaltung meldete sich gegen Ende der Veranstaltung auch noch der amtierende US-Präsident Barack Obama zu Wort. „Eine Kugel kann einem Menschen das Leben nehmen, aber nicht seine Seele“, erklärte Obama und mahnte beide Seiten, die notwendigen Kompromisse und Risiken einzugehen, um „die einzige reale Lösung – zwei Staaten für zwei Völker“ zu ermöglichen.
Rabin und sein Parteifreund, der frühere Außenminister Schimon Peres, waren die ersten israelischen Politiker, die gemeinsam mit den Palästinensern versuchten, eine Lösung voranzutreiben. Peres wäre gern ans Rednerpult getreten. Die Veranstalter entschieden sich indes für seinen Nachfolger, den heutigen Staatspräsidenten Reuven Rivlin, einen erklärten Gegner der Zweistaatenlösung.
Desillusioniert zeigte sich Jonathan Ben-Artzi, ein Enkel Rabins und der einzige Familienangehörige, der ans Mikrofon trat, über die Tatsache, dass „20 Jahre danach kein Frieden in Sicht ist“. Ben-Artzi warnte, dass in absehbarer Zeit zwischen Mittelmeer und Jordan eine „arabische Mehrheit“ leben werde, was einen jüdischen und gleichzeitig demokratischen Staat ausschließen werde, wenn „die eine und einzige Lösung“ nicht zur Umsetzung komme. Der Enkel Rabins rief deshalb die israelische Regierung zur „sofortigen und bedingungslosen Anerkennung des Staates Palästina“ auf.
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